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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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herausbringen, wo Wilhelm die Gefangenen eingesperrt hat.“
    „Ganz sicher auf einer seiner Burgen. Doch man wird dich nicht hineinlassen. Solche Festungen werden gut bewacht, und jeder, der dort eintritt wird streng überprüft.“
    „Aber was soll ich denn sonst tun?“, jammerte Papia. „Ich liebe ihn doch.“
    „Das verstehe ich“, gab Rodena beklommen zurück.
    „Vielleicht kann ich ihnen ja erzählen, dass ich eine Heilerin bin ... oder eine Gauklerin, ich kann gut singen und auch tanzen. Was meinst du, Rodena?“
    Die zuckte die Schultern und fühlte sich schlecht dabei. Papia war viel zu blauäugig, wahrscheinlich würde sie in ihr Unglück rennen, wenn sie versuchte, einen solch wagemutigen Plan umzusetzen. Aber was blieb ihr sonst übrig? Der Friede war gescheitert, denn Thore war nicht bereit, Wilhelms Bedingung zu erfüllen. Ihretwegen. Sie war die Ursache dafür, dass der Kampf weiterging, in dem noch so mancher sein Leben verlieren würde. Sie war auch der Grund für Papias Unglück.
    „Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Papia“, flüsterte sie verzweifelt.
    Schon bald begannen die Wikinger, das Lager am Strand aufzulösen, und als die Flut über den Sand schwappte, hockten dort nur noch einige Möwen, die die Reste der Mahlzeit aufpickten. Thore hatte seine Männer über das Grasland in den Wald hinein geführt, eine kleine Anhöhe ausgewählt und befohlen, dort ein befestigtes Lager zu errichten.
    Bald waren die kräftigen Schläge der Äxte zu hören und die lauten Rufe der Männer, wenn die Stämme sich ächzend neigten und krachend auf den Waldboden schlugen. Es war eine mühevolle Arbeit, zumal etliche der Männer sich mit Verletzungen herumplagten, doch sie ging zügig voran, denn jeder wusste genau, was zu tun war.
    Immer noch hatte Thore kein Wort mit Rodena gewechselt, doch sie sah, dass seine Augen regelmäßig zu ihr hinüberwanderten, wenn er für einen Augenblick von der Arbeit ausruhte. Trotz der kühlen Witterung hatten die meisten Wikinger ihre Obergewänder abgelegt, um sich freier bewegen zu können, auch Thore hatte dies getan, und Rodena sah, wie mächtig die Muskelstränge seiner Schultern und Arme anschwollen, wenn er die Axt schwang.
    Er tut das alles um meinetwillen, dachte sie gerührt. Stur und eigensinnig will er mir seine Liebe beweisen und fürchtet dabei weder Tod noch Verderben. Was bleibt mir übrig, als mich an seine Seite zu stellen und mit ihm gemeinsam zu kämpfen? Selbst wenn wir sterben sollten, so wird unsere Liebe doch bleiben. Sie spürte, wie die Sehnsucht in ihr wuchs, seinen starken Körper zu berühren und seine Kraft zu fühlen, doch sie wagte nicht, zu ihm hinüberzugehen, denn er schien keine Zeit für sie zu haben. Hartnäckig fällten die Männer einen Baum nach dem anderen, hieben die Äste ab und gruben Vertiefungen in die Erde, um die Stämme dicht nebeneinander einzugraben. Eine Palisadenwand entstand, die das Lager vor feindlichen Angriffen schützen würde.
    Nachdenklich saß Rodena neben Papia auf dem Waldboden, starrte auf die emsig voranschreitenden Bauarbeiten und kämpfte mit den aufkommenden Zweifeln. Sollte sie sich Thore wirklich ganz und gar anvertrauen? Woher wusste er eigentlich, dass Wilhelm ihm die Zeit lassen würde, in aller Ruhe ein befestigtes Lager zu bauen? Wenn der Herzog der Normannen klug war, dann sammelte er bereits jetzt seine Krieger, um die Wikinger anzugreifen. Sie blickte Papia an, die schweigend neben ihr hockte und keinen Entschluss fassen konnte. Wenn Thores Wikinger den Kampf gegen Wilhelm verlieren sollten, dann würde auch Papia ein schlimmes Schicksal drohen. Immer deutlicher spürte Rodena, dass sie selbst es war, die etwas tun musste. Nur was?
    Erst gegen Abend, als die Männer sich um mehrere Feuer versammelten und die Lebensmittel miteinander teilten, suchte Thore Rodena auf. Er brachte ihr einen Fisch, der auf einem flachen Stein in der Glut gegart worden war und dazu einen Schlauch mit Wein. Den hatten die Kameraden aus dem Winterlager bei Rouen mitgebracht.
    „Lass uns essen und trinken“, sagte er gut gelaunt und ließ sich neben ihr auf einer Baumwurzel nieder. „Dies ist unsere erste Mahlzeit auf dem Grund und Boden, der bald unsere Burg tragen wird.“
    Sie war glücklich, ihn in ihrer Nähe zu haben, denn seine ungestüme Fröhlichkeit fegte die quälenden Sorgen hinweg. Immerhin hatte der Bau erstaunlich rasche Fortschritte machte, so dass sie seinen Versicherungen glaubte, innerhalb

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