In den Fesseln des Wikingers
voller Verlangen ihren anschmiegsamen Körper.
„Ich glaube nicht, dass Wilhelm Langschwert sich gelangweilt hat! Wir hatten einen harten Kampf gegen ihn, doch unsere Freunde aus dem Winterlager kamen im rechten Augenblick. Wir haben den Wolf in die Zange genommen, und er hatte ziemlich Mühe, uns zu entschlüpfen.“
Weshalb sie bei diesen Worten erzitterte, begriff er nicht ganz, doch er drückte sie fest an sich, um ihr von seiner Ruhe und Kraft zu geben.
„Ihr habt ihn also nicht endgültig besiegt?“
„Wilhelm hat sich eine blutige Nase geholt und wird es sich wohl überlegen, uns noch einmal anzugreifen!“
Er sah den Zweifel in ihren Zügen und ärgerte sich über ihr Misstrauen. Sie war hartnäckig und treu, seine Geliebte, sie hatte ihm das Leben gerettet und war sogar bereit gewesen, ihm in seine Heimat zu folgen. Jetzt würde er ihr beweisen, dass sie auf ihn vertrauen konnte, denn er war kein dummer Jüngling, der leichtfertig Dinge versprach, die er nicht halten konnte. Er, Thore Eishammer, wusste sehr wohl, was er tat.
„Lass mich“, flüsterte sie ihm zu, denn er hielt sie noch immer umfangen. „Deine Männer grinsen schon über uns, und ich muss mich um Papia kümmern.“
Er entließ sie ungern aus seinen Armen und folgte ihr mit den Blicken, als sie zwischen den Männern hindurchging, um nach dem Mädchen zu sehen. Er wusste sehr wohl, nach wem Papia suchte. Doch sein Freund Ubbe war nicht unter den Männern gewesen, die aus dem Winterlager zu ihnen gestoßen waren. Entweder befand er sich unter den Gefangenen, die Wilhelm auf einer seiner Burgen bewachen ließ, oder Ubbe hatte seinen Lauf auf Midgard beendet und weilte in Odins Kämpferschar.
Das Feuer loderte jetzt hell in der abendlichen Dämmerung, und die Männer bereiteten sich eine Mahlzeit aus Fisch und Getreide, das Alains Kämpfer mitgebracht hatten. Thore stellte Wachen auf, um keine böse Überraschung zu erleben, dann befahl er, für die beiden Frauen ein Zelt zu errichten, in dem sie die Nacht verbringen konnten.
Nur noch wenige Tage, dann würde er mit ihr auf das Land ziehen, das er für sich in Anspruch nahm, und er würde ihr aus Baumstämmen ein Haus für den Winter bauen. So wie es in seiner Heimat schon immer gemacht wurde und wie er es von seinem Vater gelernt hatte. Wilhelm würde ihn gewähren lassen und weitere Kämpfe auf das Frühjahr verschieben. Bis dahin aber, würde er, Thore, seinen Besitz gefestigt und seine Kämpfer bestens bewaffnet haben. Dieses Land würde er nicht wieder hergeben.
Leider war das Haus noch nicht gebaut, und die Frau, die er in dieser Nacht so verflucht begehrte, lag mit einer anderen unter einer schmalen Zeltplane. Als es dunkel war, machte er einen vorsichtigen Versuch, sich Rodena zu nähern, um sie an den Strand zu locken, doch er fand sie dicht an Papia gekuschelt. Das Mädchen schluchzte, und er hörte, wie Rodena sie leise und zärtlich tröstete. Er grunzte unwillig über das Weibervolk, sah aber ein, dass er Geduld haben musste und verzog sich auf sein Lager, wo sein Nebenmann Erik schon vernehmlich vor sich hinschnarchte. Vielleicht war es besser so – Wilhelm hatte vielleicht Späher ausgesandt, um sie auszuspionieren, und es wäre möglich gewesen, dass man sie am Strand beim Liebesspiel überraschte. Was ausgesprochen fatal gewesen wäre.
Aber allzu lange würde er nicht mehr warten, sein Verlangen, sie wieder zu besitzen war viel zu groß.
Am frühen Morgen weckte der Ruf eines Wächters die Schläfer, und die kampfgewohnten Männer fuhren hastig auf und griffen zu ihren Waffen.
„Zwei Boten kommen geritten.“
Also wollte Wilhelm sich aufs Verhandeln verlegen. Gut so.
„Lasst sie herankommen. Fünfzig Schritt vor dem Lager sollen sie von den Pferden steigen und die Waffen ablegen. Sie haben freies Geleit, keiner rührt sie an!“
Die Boten kamen vom Strand her, der lästige Nebel erlaubte nicht zu erkennen, ob sich hinter ihnen weitere Kämpfer befanden. Er bedeutete seinen Männern, sich auf alle Fälle bereitzuhalten, und starrte aufmerksam auf die beiden dunklen Silhouetten, die sich im Dunst abzeichneten. Sie ritten langsam und schienen sich keinesfalls wohlzufühlen – er grinste, denn er konnte die beiden Burschen nur allzu gut verstehen. Man brauchte Mut, einen solchen Auftrag zu erfüllen, denn es konnte ein Ritt in einen unrühmlichen Tod sein.
Es waren zwei schlanke Kerle, der eine blond und jung, der andere schon älter, mit scharfer Nase,
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