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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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– nicht hier in Falaise.
    Rodena zögerte, denn ihr gefiel dieser Auftrag nicht. Hatte jemand Wilhelm zugeflüstert, dass die Druidin längst in seinen Händen war? Wollte er jetzt herausfinden, ob sie Verletzungen heilen konnte, wie Kira es vermochte? Aber Papias verzweifelt bittenden Augen konnte sie nicht widerstehen.
    „Wo sind die Männer?“
    „Es sind nur drei, und sie stecken im Verlies unter dem Turm. Sie sind zwar verletzt, aber dennoch muss man ein Auge auf sie haben, denn sie sind schon einmal aus der Gefangenschaft entflohen.“
    „Tatsächlich“, meinte Rodena scheinbar gleichmütig.
    „Das war in Rouen“, schwatzte die Alte. „Dort haben die drei Schelme sich in den Fluss geworfen und sind flink wie die Otter zum anderen Ufer geschwommen. Bis Falaise haben sie sich durchgeschwindelt, doch dann hat man sie auf dem Markt erwischt, wo sie Äpfel und Stockfisch gestohlen haben. Seitdem sitzen sie unten im Verlies, und manchmal hört man sie bis in den Turm hinauf toben und brüllen. Der Burgvogt wollte sie eigentlich aufhängen lassen, aber der Herzog hat anders entschieden ...“
    „Wenn sie schwer verwundet sind, werde ich Hilfe brauchen. Meine Freundin soll mich begleiten.“
    Die Alte zuckte die Schultern und bückte sich, um die schmutzigen, zerrissenen Gewänder, die die Frauen abgelegt hatten, mit hinauszunehmen. „Fragt die beiden Knechte, sie müssen entscheiden, ob ihr zu zweit hinuntersteigen dürft. Aber ihr solltet zuerst den Brei essen, wenn er kalt ist, wird er fest und schmeckt fade ...“
    Doch weder Papia noch Rodena stand jetzt der Sinn nach warmem Gerstenbrei. Das Mädchen klammerte sich an Rodenas Hand, als könne sie dadurch erzwingen, mit hinunter ins Verlies gehen zu dürfen. Die beiden Knechte jedoch, die gelangweilt vor der Hütte standen und sich mit den Messern die Fingernägel säuberten, waren unsicher, ob sie gleich zwei Frauen einlassen durften.
    „Habt ihr vielleicht Sorge, wir Frauen könnten euch überwältigen und die Wikinger aus dem Kerker befreien?“, fragte Rodena spöttisch.
    Die Männer grinsten verlegen, denn die schwarzhaarige Frau war schön, und ihr Lächeln konnte einen Mann unsicher machen.
    „Es gibt Weiber, die können mit ihren Zauberkünsten selbst den stärksten Mann bezwingen“, scherzte der eine.
    „Ja, solche Hexen soll es geben“, murmelte auch der andere.
    „Dann solltet ihr den Herzog bitten, euch Amulette gegen Hexenzauber zu kaufen“, sagte Rodena und hob verächtlich die dunklen Augenbrauen.
    „Gehen wir!“, knurrte der Mann.
    Die hohen Palisaden der Festung umschlossen eine ausgedehnte Fläche, die langsam ansteigend in einem schroffen Felsabbruch endete. Dort oben, knapp am Rande des Felsens, stand der viereckige, hölzerne Wohnturm, ein dunkles dreistöckiges Gebäude, in dessen Wänden man kleine Fensternischen wahrnehmen konnte. Dicht unter dem schindelgedeckten Dach waren die Fenster breiter, dort, am höchsten Ort der Festung, waren beständig zwei Wächter postiert.
    Um in den Turm zu gelangen, musste man eine Leiter hinaufsteigen, denn der Eingang lag gut zwei Manneslängen über dem Boden. Lärm empfing die beiden Frauen im dämmrigen Eingangsbereich des Turmes, Knechte und Mägde liefen umher, eilten mit Krügen und Schüsseln beladen die schmalen Stiegen in den ersten Stock des Turms hinauf, Boten und Krieger kamen ihnen entgegen, hatten eilig irgendwelche Aufträge auszuführen und schimpften, wenn die Mägde mit ihren großen Körben den Aufgang verstopften. Das Licht war schlecht, denn der fensterlose Raum wurde nur von zwei Laternen erleuchtet, die an eisernen Haken an den Wänden hingen. Sie schwangen beständig hin und her, denn die Vorübergehenden stießen mit ihren Köpfen oder Schultern dagegen.
    „Der Herzog und der Burgvogt tafeln oben mit ihren Getreuen und den Frauen.“
    Der Zugang zum Verlies befand sich gleich im Eingangsbereich, es war ein enges Türchen, das mit einem eisernen Riegel gesichert war. Sie musste eine kleine Weile abwarten, bis sich das aufgeregte Treiben der Dienerschaft gelegt hatte, dann bückte sich einer der beiden Knechte und schob den Riegel zurück. Der andere hatte inzwischen eine Fackel entzündet und drückte sie Rodena in die Hand.
    „Viel Glück“, meinte er grinsend. „Wir warten hier oben auf euch. Falls ihr Hilfe braucht, schreit nur laut genug.“
    „Habt Dank für euren Mut“, gab Rodena zurück, ohne eine Miene zu verziehen. Papia hatte gar nichts gehört,

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