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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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gefüllt war.
    „Weiß der Teufel, was der Herzog an diesen verfluchten Wikingern findet“, sagte sie mürrisch. „Aber er hat meiner Herrin befohlen, ihre Heilkräuter in diesen Korb zu packen. Was für eine Schande, dass diese wertvollen Dinge nun dazu dienen sollen, drei elende Wikinger zu heilen, denn meine Herrin hat sie für ihren Mann, den Burgvogt, und ihre Kinder gesammelt.“
    Rodena durchsuchte den Korb, den die Magd ihr mit einer zornigen Bewegung vor die Füße gestellt hatte.
    „Ich werde nur wenige dieser Kräuter brauchen können“, stellte sie fest. „Dennoch kannst du deiner Herrin meinen Dank ausrichten.“
    „Das werde ich bleiben lassen, denn sie ist auch so schon wütend genug“, versetzte die Magd.
    Sie warf einen ärgerlichen Blick auf die Schalen, die die beiden Frauen noch nicht geleert hatten, und dachte vermutlich, dass die Welt auf dem Kopf stand, wenn die Gefangenen derart gemästet und versorgt wurden.
    Weitere Zugeständnisse erhielt Rodena allerdings nicht, denn die gefangenen Wikinger hatten im Verlies zu bleiben. Einige Tage waren Rodena und Papia ausschließlich mit der Pflege beschäftigt, und obgleich der Druidin etliche der Heilkräuter fehlten, die sie sonst gegen den Wundbrand einsetzte, besserte sich der Zustand der Männer rasch. Waren es die uralten Worte in einer fremden, unverständlichen Sprache, die die Druidin ihnen einflüsterte, wenn sie ihnen ihre Tränke eingab? Oder war es die Hoffnung, die sie neue Kräfte schöpfen ließ? Ubbe hatte Papia versprochen, im kommenden Sommer mit ihr gemeinsam zurück in seine Heimat zu fahren, und auch seine beiden Kameraden wollten dabei sein.
    „Wenn nur Thore bei uns wäre“, meinte Papia, die sich bereits bunten Wunschträumen hingab. „Dann würde wir alle gemeinsam über das große Meer reisen.“
    „Er wird kommen“, sagte Ubbe düster. „Doch ob er mit uns reisen wird, ist nicht sicher. Thore hat immer seinen eigenen Kopf gehabt, er wird auch dieses Mal tun, was er sich vornimmt!“
    Rodena wusste, dass Ubbe Thores Freund war und ihn besser kannte als jeder andere. Wenn sie nicht mit der Pflege der Männer beschäftigt war, grübelte sie darüber nach, wo Thore wohl sein mochte. Wenn sie doch nur zu ihm gelangen könnte, doch die Befestigung war voller Menschen, und jeder, der durch das Tor hinausging, wurde von den Wächtern streng kontrolliert.
    Wilhelm Langschwert selbst war nur selten zu sehen. Die meiste Zeit war er unterwegs, zog mit einer Anzahl seiner Getreuen durch das Land, zeigte sich überall, besuchte die Klöster und hielt Gericht auf den Marktplätzen. Wenn Rodena ihn auf dem Hof vorüberreiten sah, drückte sie sich rasch in eine Ecke und spähte vorsichtig zu ihm hinüber. Nur ein einziges Mal wandte er sich zur Seite, und der Blick seiner schmalen, dunkelblauen Augen traf sie so durchdringend, dass sie erstarrte. 
    Es wurde kälter, der erste Schnee sank vom grauen Himmel herab – winzige Flöckchen, die auf der Handfläche sofort zu funkelnden Wassertröpfchen wurden. Oben in den Wohnräumen der Burg hatte man den Ofen angeheizt, und Rodena, die fröstelnd in der kalten Hütte saß und auf die helle Rauchfahne blickte, dachte neidisch daran, dass Frau und Kinder des Burgvogts jetzt im Warmen hockten. Es war schon gut, ein großes Haus zu besitzen, besonders wenn der Winter nahte. Und am besten war es, in einem hohen Wohnturm zu leben, sicher vor Feinden geschützt und mit einem Ofen ausgestattet, an dem man sich im Winter wärmen konnte.
    Die alte Magd hatte einige steifgefrorene Tücher von der Wäscheleine genommen, jetzt lief sie auf die Hütte der beiden Frauen zu und warf Rodena die groben Tücher vor die Füße.
    „Packt alles zusammen“, sagte sie. „Der Herzog wird morgen weiter nach Rouen ziehen, und ihr beide werdet in seiner Begleitung sein.“
    Die Befriedigung darüber, die beiden Frauen nicht mehr bedienen zu müssen, stand ihr deutlich im Gesicht geschrieben. Ohne Rodenas Antwort abzuwarten, humpelte sie davon.
    „Er will uns mitnehmen?“, rief Papia erschrocken. „Aber ich will nicht mit nach Rouen. Ich will bei Ubbe bleiben.“
    Verzweifelt lief das Mädchen der Alten nach und redete auf sie ein, doch sie erntete nur ein höhnisches Grinsen.
    „Frag doch den Herzog!“, riet ihr die Magd boshaft.
    Die Knechte lachten sie aus, ließen sie nicht einmal in den Wohnturm hinein, erklärten ihr, der Herzog habe Wichtigeres zu tun, als das Geschrei einer Gefangenen

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