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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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sie starrte mit weiten Augen auf das Treppchen, das jetzt im Schein der Fackel sichtbar wurde.
    Ein muffiger Geruch schlug den Frauen entgegen, als sie langsam hinabstiegen. Die Wände waren aus dicken Holzbalken, die die Nässe hatte schwarz werden lassen, eiserne Ringe waren in verschiedenen Höhen darin eingeschlagen, Ketten hingen herab, ein schwarzer Käfer ergriff eilig die Flucht, als er in den Fackelschein geriet.
    Der Raum unten war rechteckig und so klein, dass die drei Männer dicht nebeneinander liegen mussten, wenn sie sich auf dem Steinboden ausstreckten. Sie hatten sich aufgesetzt, als sie bemerkten, dass die Tür geöffnet wurde, und alle drei blinzelten in den hellen Fackelschein. Rodena starrte entsetzt auf die zerlumpten, bärtigen Gestalten, deren bleiche Gesichter ihr völlig unbekannt erschienen.
    Einen Augenblick verharrten die Frauen auf dem Treppenabsatz, unsicher, ob sie bis hinunter gehen sollten, dann hörten sie plötzlich einen heiseren Laut.
    „Papia!“
    Das Mädchen schluchzte laut auf, glitt an Rodena vorbei und warf sich über einen der Gefangenen.
    „Ich habe es gewusst. Ich habe es gewusst …“, flüsterte sie ohne Unterlass, während Ubbe mit ungeschickten Händen ihren Rücken streichelte.
    „Ich bin schmutzig“, murmelte er verlegen, während seine Tränen auf ihre Schulter tropften.
    „Das ist mir gleich. Ich habe dich wiedergefunden, und jetzt lasse ich dich nicht mehr los.“
    „Wie hast du das nur geschafft, Papia?“
    „Ich hatte es satt zu warten“, sagte sie zwischen Lachen und Weinen. „Da habe ich mich aufgemacht, um dich zu finden.“
    ***
    Alle drei Wikinger waren zu Tode ermattet, sie fieberten, und die eiternden Wunden wollten nicht heilen. Seit vielen Tagen hatten sie hier in dem kalten, feuchten Raum gelegen, kaum Nahrung erhalten, und sie waren fest davon überzeugt gewesen, dass man vorhatte, sie verschmachten zu lassen. Die erste Zeit über hatten sie sich mit zornigem Geschrei bemerkbar gemacht, gefordert, man möge sie durch das Schwert sterben und nicht auf solch elende Weise verkommen lassen. Dann war ihre Mattigkeit so groß geworden, dass sie schwiegen und Odin um ein rasches Ende baten.
    Jetzt konnten sie kaum glauben, dass Wilhelm ihnen die beiden Frauen geschickt hatte, um sie zu heilen. Was hatte er mit ihnen vor?
    „Vielleicht will er uns gesund und fett sehen, wenn er uns hängen lässt“, meinte einer der drei spöttisch.
    „Unsinn“, rief Papia. „Wilhelm wird euch Land geben, das ihr bearbeiten könnt.“
    „Als seine Sklaven, nicht wahr?“, murmelte Ubbe dumpf. „Ich will lieber sterben, als Wilhelms Sklave zu sein.“
    „Du sollst nicht sterben, Ubbe! Was auch immer geschieht, ich will, dass du lebst!“, jammerte Papia und küsste seine bärtigen Wangen. „Rodena ist eine Druidin, sie wird euch alle heilen!“
    „Red nicht soviel Unsinn“, warnte Rodena leise.
    Die beiden Knechte hatten sich inzwischen durch das Türchen hindurchgewagt, sie standen oben am Treppenabsatz und glotzten neugierig auf das Geschehen hinunter.
    „Wenn ich die Männer heilen soll, dann benötige ich dazu verschiedene Kräuter und Salben“, rief Rodena zu ihnen hinauf. „Außerdem müssen sie diesen Raum verlassen. Hier unten kann niemand gesunden.“
    Gelächter schallte ihr entgegen, die beiden stießen sich die Ellenbogen in die Seiten und schienen diesen Witz köstlich zu finden.
    „Kräuter und Salben!“, johlte der eine. „Jawohl, gnädige Herrin. Wir werden Euch einen ganzen Korb davon bringen!“
    „Gleich werden wir die Burschen hinauftragen. Der Burgvogt wird die drei Dreckskerle ganz sicher auf seiner eigenen Lagerstätte pflegen wollen ...“
    Rodena verzog keine Miene und wartete ab, bis die beiden Knechte sich wieder beruhigt hatten.
    „Meldet eurem Herrn, was ich gesagt habe!“
    „Daran soll's nicht fehlen, schöne Hexe!“
    Es war nicht einfach, die arme Papia davon zu überzeugen, dass sie auf keinen Fall bei Ubbe im Verlies bleiben konnte. Das Mädchen weinte und wollte ihn nicht aus ihren Armen lassen, bis endlich Ubbe selbst sie bat, Rodena zu folgen.
    „Wir sehen uns wieder, Papia. Bald!“
    Er hatte recht. Kaum hatten die Knechte sie wieder in ihre Hütte zurückgebracht, wo Papia kummervoll in eine Ecke kroch und Rodena ein paar Löffelchen pappigen Gerstenbrei aß, da riss die alte Magd die Türe auf. Sie trug einen Henkelkorb, der bis oben hin mit getrockneten Kräuterbündeln, Stoffsäckchen und Salbentiegeln

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