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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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stellen.
    „Ich habe getan, was ich konnte ...“
    „Und das war nicht wenig“, meinte er und nahm einen langen Zug. Dann stellte er den Becher fest auf die Bretter der Tafel auf, so dass Rodena bei dem Geräusch zusammenzuckte. Seine Stimme war jetzt hart, seine Augen blitzten ärgerlich. „Weshalb verstellst du dich? Ich weiß genau, welche Kräuter du aus dem Korb ausgewählt hast. Die Kräuter, die die Druiden benutzen. Und ich weiß auch, dass du den Männern die alten Zaubersprüche der Druiden in die Ohren geflüstert hast. Ich brauche keinen weiteren Beweis !“
    Wütend presste sie die Lippen aufeinander und verweigerte ihm die Antwort. Er hatte sie beobachten lassen. Diese beiden verdammten Wächter, die sie ständig begleitet hatten, sie waren seine Spitzel gewesen. Wahrscheinlich hatte auch die alte Magd den Auftrag gehabt, sie zu beobachten.
    Er stand von seinem Sitz auf, der Schemel hinter ihm fiel polternd um, und Wilhelm trat in die Mitte des Raumes. „Weshalb hast du mich angelogen, als ich nach der Druidin fragte?“, fuhr er sie an.
    Der Hass stieg aufs Neue in ihr hoch. Dies war der Mann, der ihre Mutter hatte verfolgen lassen, der ihr mit dem Tod gedroht hatte. Der Mann, der kein Recht darauf hatte, ihr Vater zu sein.
    „Weshalb sollte ich wohl die Wahrheit gestehen?“, fauchte sie. „Hast du nicht deine Krieger ausgeschickt, um mich zu töten? Hast du nicht sogar von den Wikingern verlangt, sie sollten mich an dich ausliefern? Weshalb sollte ich dir also sagen, dass ich eine Druidin bin?“
    Er starrte sie eine Weile schweigend an, ohne dass sie in seinem Gesicht lesen konnte, was er dachte. Wie lange hatte er wohl gebraucht, um eine derartige Kontrolle über seine Gesichtszüge zu erlernen?
    „Ich habe niemals eine Druidin töten lassen“, sagte er dann. „Und wenn ich meine Krieger ausschickte, dann nicht, um ihr ein Leid anzutun.“
    „Weshalb dann?“
    Er gab keine Antwort, sondern wandte sich ab und trat hinter die Tafel, und jetzt endlich konnte sie erraten, wie erregt er war, denn unter dem ledernen Obergewand hob und senkte sich seine Brust in rascher Folge. Ganz so gleichmütig und beherrscht war Wilhelm doch nicht.
    „Ich habe nicht nach dir gesucht. Ich suchte nach ...“
    „Nach meiner Mutter Kira!“
    Er fuhr zusammen und sah sie verblüfft an. „Das weißt du?“
    Sie hob stolz den Kopf und konnte jetzt sogar lächeln, denn endlich hatte er die Fassung verloren. Der eisenharte, undurchschaubare Krieger ließ sie für einen Moment hinter seine Maske blicken, und sie sah seine Schwäche. „Ich weiß es erst seit kurzem.“
    Er schloss für einen Moment die Augen, als fürchte er, sie könne zu tief in ihn hineinblicken. Doch als sie schon glaubte, er würde erneut seine undurchdringliche Miene aufsetzen, begann er zu sprechen. Leise zwar, denn er schien nicht gewohnt, Dinge preiszugeben, die er tief in seinem Inneren verschlossen hielt, doch sie konnte seine Worte gut verstehen.
    „Ich habe sie geliebt, Rodena“, murmelte er kaum hörbar. „Mein Vater war es, der sie verfolgen und vertreiben ließ, denn ich war damals noch nicht Herzog. Ich wollte sie retten, doch ich kam zu spät und fand sie nicht mehr. Die Zeit ging ins Land, doch ich habe sie niemals vergessen. Du hast ihre Züge, ihre Gestalt, ihr Haar …“
    Er hob mit einer scheuen Bewegung die Hand, als wolle er sie berühren, doch sie bewegte sich nicht, und er ließ die Hand wieder sinken.
    „Ich ahnte damals nicht, dass sie ein Kind trug“, sagte er dumpf. „Sag mir deinen Namen.“
    „Rodena.“
    Einen Moment lang war es still, dann räusperte er sich und wandte sich ab. Der Augenblick, da er sie in sein Herz hatte sehen lassen, war vorüber.
    „Seit wann weißt du es, Rodena?“, wollte er wissen.
    „Seit jenem Gespräch, in dem du mir meinen baldigen Tod angedroht hast!“
    Sie sah, dass seine rechte Hand sich zur Faust ballte und der Zorn wieder von ihm Besitz ergriff. Er hatte ihr erstes Zusammentreffen gut in Erinnerung, und jetzt, da er wusste, wer sie war, erschien ihm alles noch schlimmer als zuvor.
    „Du bist Kiras Tochter“, rief er wütend und schlug den tönernen Becher in Stücke. „Wie ist es möglich, dass du die Hure dieses Wikingers bist?“
    Sie blitzte ihn mit dunkelblauen Augen an. „Des Wikingers, der dein Leben schonte!“
    „Um mich zu demütigen, tat er das.“
    „Er tat es, weil du mein Vater bist!“
    „Er ist mein Feind und hat mein Land überfallen – glaube

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