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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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Breitbeinig stand er vor ihr, seine Pluderhosen flatterten im Wind, seine Augen betrachteten sie mit kaum verhohlener Begierde.
    „Ich … ich bin krank“, stammelte sie. „Ich habe ein Fieber und wollte niemanden anstecken.“
    Er maß sie misstrauisch mit einem langen Blick, dann entschied er, dass sie ihn anlog.
    „Ein Fieber?“, meinte er grinsend. „Nun, ich bin nicht furchtsam. Du wirst dich in meinem Zelt wärmen, und die Krankheit wird rasch vergehen. Steh auf und folge mir!“
    „Ich … bin zu schwach.“
    Sie sagte die Wahrheit, denn dieses Mal waren die Bilder so schrecklich gewesen, dass sie noch am ganzen Leib zitterte. Doch Sigurd hielt ihre Worte für eine Ausrede, er beugte sich zu ihr hinab und packte sie beim Arm.
    „Willst du wohl gehorchen, Hure?“, herrschte er sie an. „Ich habe in Irland solch schwarzhaarige Hexen wie dich gekannt und weiß um ihre Hinterlist. Glaube nicht, dass du mir entkommst.“
    Sie schrie auf, als er sie mit einem festen Ruck hochzog und hinter sich herzerrte, schon bei den ersten Schritten taumelte sie und stürzte in den Sand. Sie hörte ihn zornig brüllen, spürte, wie er an ihren Armen riss, dann vernahm sie plötzlich einen lauten Ruf, und ihr Peiniger ließ von ihr ab.
    „Wage es, sie anzurühren, und du hast deinen letzten Atemzug getan, Sigurd!“
    „Was regst du dich auf, Freund? Sind wir nicht Brüder und teilen alles miteinander?“
    „Diese Sklavin gehört mir. Keiner fasst sie an!“
    Sie hörte Sigurds verlegenes Lachen, er versuchte, mit Thore zu handeln. „Sieh es mal so, Freund. Du bekommst meine Schwester, und dafür leihst du mir deine Sklavin für eine Nacht. Bedenke, dass du in der Hochzeitsnacht sowieso bei Gudrun liegen wirst und sie es dir sehr übel nehmen würde, wenn du danach noch zu einer Sklavin gingest.“
    „Du hast meine Worte gehört, Sigurd! Richte dich danach, oder du spielst mit deinem Leben!“
    „Was hängst du so an dieser Sklavin, Bruder? Es taugt nichts, wenn ein Mann eine Hure mehr achtet als einen Freund!“
    „Noch weniger taugt es, wenn ein Freund ein Geschenk mit Gewalt erstreiten will.“
    Sie hob den Kopf, und obgleich ihr schwindelig war, sah sie doch, dass Sigurd davonging. Mühsam setzte sie sich auf und fuhr sich mit der Hand durch das zerwühlte Haar.
    „Du wolltest also ohne Abschied davonlaufen!“, hörte sie Thore mit Bitterkeit sagen. „Du bist selbst schuld, dass du beinahe in seine Hände geraten bist.“
    Sie schwieg, denn immer noch bebte sie innerlich, und das Kreischen der Möwen schien ihr der grausige Ruf der Morrigan zu sein. Er kniete neben ihr nieder und legte seine Hand unter ihr Kinn, so dass sie ihn ansehen musste.
    „Weshalb bist du so stur, Rodena“, fragte er traurig. „Ein einziges Wort von dir, und ich werde Sigurd sagen, dass er seine Schwester behalten kann. Mir liegt nichts an diesem Bund, Sigurds große Pläne sind mir gleichgültig. Ich will nur dich, du sollst mir in meine Heimat folgen und dort mein Weib werden.“
    Sie hörte ihn kaum, begriff nur, dass er von Sigurds Schwester geredet hatte, und Entsetzen erfasste sie.
    „Du darfst Gudrun nicht zur Frau nehmen, Thore“, stieß sie hervor. „Die Göttin hat mich die Zukunft sehen lassen – diese Heirat wird dein Tod sein.“
    „Dann versprich mir, dass du mir folgen willst, Rodena.“
    Es schwindelte ihr, der weiße Sand und das graue, aufgewühlte Meer tanzten vor ihren Augen.
    „Hörst du nicht?“, beharrte sie. „Die Göttin hat mich gewarnt – sage dich von dieser Frau los, sonst wirst du sterben.“
    Er schnaubte ärgerlich und erhob sich. „Was redest du da? Sagtest du nicht, du könntest nur weissagen, solange du eine Jungfrau bist? Nun … in der vergangenen Nacht bist du meine Geliebte geworden. Also ist es nicht die Göttin, die dir erschienen ist, sondern deine Eifersucht spricht aus dir.“
    „Ich kann sehr wohl die Zukunft sehen“, flehte sie verzweifelt. „Ich habe dich belogen, weil ich fürchtete, du würdest ...“
    „Ich verstehe!“, sagte er mit harter Stimme. „Du hast nicht nur einmal gelogen, Rodena. Auch die Liebe, von der du geredet hast, war nichts als Lüge, denn wenn du mich liebtest, würdest einwilligen, mein Weib zu werden!“
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu erheben, um ihm nachzulaufen, doch es schwindelte ihr, und sie sank zurück. Der Wind trieb ihr den Sand ins Gesicht, so dass sie die Augen schließen musste.
    „Ich habe nicht gelogen, Thore. Ich

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