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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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denn er hatte es satt, als Bote und Handlanger in Liebesdingen gebraucht zu werden. „Frag sie selbst!“
    „Ich habe dich gefragt!“
    „Was soll ich noch tun?“, begehrte Ubbe auf. „Möchtest du, dass ich sie kleide und füttere? Soll ich sie an Kindes Statt annehmen? Oder sie mir vielleicht in der Nacht aufs Lager legen und dir am Morgen berichten, wie es ihr gefallen hat?“
    Thore hatte ziemliche Mühe, die Ruhe zu bewahren. „Nichts von alldem. Beantworte einfach meine Frage.“
    „Lass mich aus dem Spiel, Thore“, knurrte Ubbe. „Wenn sie zornig auf dich ist, dann hat sie allen Grund dazu. Geh hin und rede mit ihr.“
    „Bei Odin!“, flammte Thore auf, der sich jetzt nicht mehr beherrschen konnte. „Willst du mich lehren, wie man mit einem Weib umgeht?“
    „Das wäre wohl nötig“, gab Ubbe zurück. „Aber wer in einer Festung sitzt und alle Tore verschlossen hat, der wird den Rat des Freundes nicht hören können.“
    „Vielen Dank. Wer einen Freund wie dich hat, braucht keine Feinde mehr!“
    „Feinde haben wir auch so genug, Thore!“
    Papia kam rasch aus dem Zelt und stellte sich zwischen die Streithähne. Sie lächelte Thore beruhigend zu und fasste zugleich Ubbe bei der Hand.
    „Sie ist nicht krank“, vermeldete sie. „Sie ist nur todmüde, und jetzt schläft sie.“
    „Kein dummer Gedanke“, meinte Ubbe und gähnte. „In der letzten Nacht haben etliche von uns zu wenig Schlaf gehabt. Aber wie sagt das Sprichwort: Ein schönes Weib macht die Nacht zum Tag und den Tag zur Nacht.“
    Thore durchbohrte ihn mit finsteren, grauen Augen, dann machte er weiter die Runde bei den Kameraden, trank aus mehreren Krügen, aß überall einen Bissen und kam endlich zu dem Schluss, dass Ubbe vielleicht nicht Unrecht hatte. Sie hatten tatsächlich nicht viel geschlafen – gewiss war Rodena einfach müde und erschöpft. Hoffentlich war es so – der Gedanke, dass sie erkranken und vielleicht gar sterben könnte, war so unerträglich, dass er ihn von sich wegschob.
    Gerade als er sich unter sein Zeltdach setzte, um ein wenig Ruhe zu finden, näherte sich Sigurd seiner Lagerstätte und ließ sich mit leutseligem Grinsen neben ihm auf seiner Decke nieder.
    „Ich habe mit meiner Schwester gesprochen“, berichtete er ohne Umschweife. „Sie sagt, dass du ihr gefällst und dass sie bereit ist, deine Frau zu werden.“
    Diese Nachricht hatte Thore gerade noch gefehlt. Er hatte zu keiner Zeit die Absicht gehabt, Sigurds Schwester zu heiraten, doch er hatte ihn hingehalten, um Rodena ein wenig in die Enge zu treiben. Wahrscheinlich war es eine reichlich dumme Idee gewesen, denn sie war nur umso halsstarriger geworden; auf jeden Fall war er jetzt entschlossen, dieses Spiel zu beenden. „Sag deiner Schwester, dass ich sie schätze und ehre … aber ich werde sie nicht heiraten.“
    Sigurds dichte, rotblonde Brauen sanken herab, und er verzog ärgerlich den Mund. „Was hast du an ihr auszusetzen?“
    „Nichts“, gab Thore gleichmütig zurück. „Sie ist ein stattliches Weib und wird gewiss vielen Männern gefallen.“
    „Noch heute Morgen hast du anders geredet, Thore“, murrte Sigurd. „Jetzt reut mich mein Angebot, denn meine Schwester wird zornig auf mich sein. Es ist nicht schön, zuerst um ein Weib zu werben und sie dann zurückzuweisen.“
    Thore begann, sich zu ärgern, denn er hatte wenig Lust, mit Sigurd herumzustreiten. Wenn er seine Schwester unbedingt verheiraten wollte, dann sollte er sich einen anderen suchen.
    „Ich habe nicht um deine Schwester geworben, Sigurd! Du hast sie mir zwar angeboten, aber ich habe dir nicht zugesagt.“
    Das war die Wahrheit, die auch Sigurd nicht leugnen konnte. Er rieb mit grimmiger Miene sein schmerzendes Knie und grübelte darüber nach, wie er diesen Burschen doch noch überzeugen könnte. Er brauchte ihn und seine Männer, denn nur mit einer großen Wikingerarmee würde es möglich sein, Wilhelm Langschwert zu besiegen. Es war unbedingt nötig, den kräftigen, jungen Kerl an sich zu binden, damit er nicht etwa irgendwann auf die Idee kam, ihm in den Rücken zu fallen.
    „Ich will dir keine Vorwürfe machen“, lenkte er ein. „Aber du solltest dir deine Entscheidung noch einmal überlegen. Wenn wir erst Herren der Normandie sind, wird es gut sein, von der gleichen Sippe zu sein, damit die Macht nicht geteilt wird.“
    Thore grinste breit, denn er glaubte nicht daran, dass Sigurd jemals die Normandie erobern würde. Doch er schwieg.
    „Du

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