Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
Vom Netzwerk:
neben Sigurd behaupten musste. Langsam ging er zu der Gruppe hinüber, in der sich seine und Sigurds engste Vertraute befanden und wo auch Sigurd am Boden hockte und große Reden schwang.
    Er hasste diesen Menschen mehr als je zuvor, doch es war jetzt nicht der rechte Augenblick, ihn zum Kampf zu fordern. Die unglückliche Geschichte mit Alain Schiefbart hatte ihm bösen Ärger eingetragen, denn seine Leute hatten ihn für tot gehalten, und so war es Sigurd leicht gefallen, sie für sich zu gewinnen. Ein großes Wikingerheer wollte Sigurd zusammenbringen und gegen Wilhelm, den Herzog der Normandie, ziehen, um das ganze Land zu erobern. Riesige Schätze an Gold und Silber hatte er den Männern versprochen, dazu Land und Burgen, Sklaven und schöne Weiber im Überfluss. Die einfältigen Kerle fieberten dem Kriegszug gegen die Normannen entgegen, und nicht wenige von ihnen freundeten sich schon mit dem Gedanken an, in der Normandie zu bleiben, denn das Land war fruchtbar und die Städte reich.
    Thore hatte wenig Lust, sich Sigurd anzuschließen, denn im Grunde wollte er nichts anderes, als gemeinsam mit Rodena nach Norwegen zurückkehren. Doch so wie die Lage war, würde er nicht einmal eine Mannschaft für seinen Drachen zusammenbringen. Er war also gezwungen, für eine Weile mit Sigurd gemeinsame Sache zu machen.
    Er ließ sich unweit von Sigurd im Kreis der Männer nieder, griff nach einem Krug und hörte Sigurds weitschweifigem Geschwätz zu, während er trank. Man würde eine Weile an der Küste nach Osten fahren und dann jenen Fluss hinaufrudern, den die Franken die Seine nannten. Dort war das Kernland des normannischen Herzogs, große Städte lagen an diesem Fluss, die durch Handel reich geworden waren, wer die eroberte, war Herr der Normandie.
    Thore hielt die ganze Geschichte für Blödsinn. Genau wie Alain Schiefbart würde auch Wilhelm Langschwert sein Land zu verteidigen wissen. Selbst wenn er zur Zeit in andere Kämpfe verwickelt sein sollte, würde er noch genügend Kämpfer haben, um sich ihnen entgegenzustellen – Sigurd sollte sich nur nicht einbilden, so einfach Herzog der Normandie zu werden.
    Auf der anderen Seite fand Thore es sehr verlockend, eine reiche Stadt wie Rouen zu überfallen. Es war nicht ganz einfach, denn man hatte von Mauern gehört, mit denen die Bewohner sich vor Angriffen schützten. Aber selbst wenn man die Bewohner nur zu einer Tributzahlung zwang, würde das sehr einträglich sein. Seinetwegen konnte Wilhelm Langschwert die Normandie ruhig behalten – wenn er, Thore Eishammer, nur mit reicher Beute gen Norwegen ziehen konnte.
    Er unterbrach Sigurds Gerede und schlug einige Vorsichtsmaßnahmen vor. Man solle Späher aussenden und die Einheimischen ausfragen, um herauszufinden, wo Wilhelm sich befand. Auch würde es klug sein, nur bei Nacht auf der Seine zu rudern und keine Laternen anzuzünden, denn es gäbe sicher Befestigungen und Burgen rechts und links des Flusses.
    Er konnte sehr überzeugend sein, wenn er in Fahrt war, und seine eigenen Leute nickten begeistert zu seinen Worten. Sigurd saß mit saurer Miene dabei und tat, als verstünden sich diese Dinge von selbst, und er habe sie deshalb gar nicht erwähnt. Es war nicht zu übersehen, dass Sigurds Männer Thore mit Misstrauen beobachteten, die beiden Wikingergruppen hatten sich zwar verbrüdert, doch die alte Feindschaft, die so lange zwischen ihnen bestanden hatte, war noch längst nicht beendet.
    Die Gespräche waren noch im Gang, als Thore zufällig zur Seite blickte und Ubbe zurückkommen sah. Er erschrak, denn Ubbe trug Rodena auf seinen Armen. War sie krank? Peinigende Sorge erfasste ihn, und zugleich beobachtete er mit Eifersucht, wie Ubbe die Druidin unter sein Zeltdach schleppte und sie dort mit Papias Hilfe vorsichtig auf das Lager legte. Verdammt – es passte ihm nicht, dass ein anderer sie in den Armen hielt, selbst wenn es sein Freund Ubbe war, der in seinem Auftrag handelte. Rodena gehörte ihm, sie war seine Geliebte, sein Besitz.
    Er bezwang seine Aufregung, denn er wusste, dass sein Ansehen unter den Männern dahin war, wenn das Gerücht aufkam, er liefe einem Weib hinterher. Gelassen erhob er sich, schlenderte zwischen den Männern herum, grüßte diesen und jenen, schlug den Kameraden auf die Schultern und antwortete auf zugerufene Scherzworte, bis er endlich wie zufällig in Ubbes Nähe gelangte.
    „Was ist mit ihr?“, fragte er Ubbe. „Ist sie krank?“
    Ubbe warf ihm einen mürrischen Blick zu,

Weitere Kostenlose Bücher