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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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ins Gesicht zu sehen. Trotz ihrer Angst lächelte Papia jetzt stolz.
    „Ich bin es seit heute Nacht“, gestand sie. „Es hat ziemlich weh getan, aber Ubbe hat mich getröstet. Und dann war es wundervoll.“
    Rodena schwieg, denn es war nicht der Moment, sich Papia anzuvertrauen. Drüben im Watt hatte inzwischen Thore das Wort ergriffen, man hörte seine tiefe, kräftige Stimme, doch der Wind verwehte die Worte, die er sprach.
    „Sie kommen hierher!“, rief Papia aufgeregt. „Oh Himmel, Rodena. Vielleicht hast du recht, und alles wird gut.“
    Thore und Sigurd schritten nebeneinander auf den Strand zu, wo sie mit atemloser Spannung empfangen wurden. Sigurd war ein Stück kleiner als Thore, doch ebenfalls breitschultrig und kräftig, sein Gang war seltsam wiegend, denn eine jüngst empfangene Wunde am Bein behinderte ihn. Er war schon von weitem gut zu erkennen, denn obgleich sein Haupthaar blond und kraus war, hatte der Bart die Farbe einer roten Feuerflamme.
    Die beiden Frauen verfolgten, wie der Kreis der Männer sich um Thore und Sigurd schloss, es wurde geredet, Rufe wurden laut, zuerst unmutig, dann immer versöhnlicher. Schließlich erhob sich sogar lauter Jubel, die rauhen Burschen schlugen einander auf die Schultern. Gleich darauf winkte der rotbärtige Sigurd seine Leute herbei, die sich im Eilschritt dem Strand näherten und von Thores Männern mit begeistertem Gebrüll begrüßt wurden.
    „Verstehe einer diese wilden Kerle“, murmelte Rodena kopfschüttelnd.
    „Ein guter Freund ist mehr wert als tausend Schwerthiebe“, sagte Papia lächelnd.
    „Du redest schon wie eine Wikingerfrau“, spottete Rodena.
    „Der Spruch stammt von Ubbe.“
    „Von wem auch sonst?“
    Papia lachte vergnügt und lief davon, um von ihrem Ubbe zu erfahren, was denn da Aufregendes verhandelt worden war.
    Rodena blieb zurück, lehnte den Rücken an die kühle Felswand und spürte, wie die Beine unter ihr zitterten. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie um Thore gebangt hatte, und plötzlich schien ihr der Streit unsinnig, der sie in der Nacht entzweit hatte. Wie schnell konnte das Schicksal sie für immer voneinander trennen – weshalb gab sie nicht nach und folgte ihm? War seine Liebe nicht mehr wert als alles andere, das sie auf dieser Welt besaß?
    Sie schloss die Augen, und die lauten Stimmen der Männer mischten sich mit dem Geschrei der Möwen, die jetzt in halsbrecherischem Flug dicht an den Felswänden entlangstrichen. Ein kräftiger Wind hatte sich erhoben, der an ihrem Gewand zerrte und ihr Haar zerwühlte, so dass sie es mit beiden Händen festhielt, um es am Hinterkopf zusammenzudrehen.
    „Rodena?“
    Sie fuhr zusammen, denn es war Thore, der sie anredete. Er stand dicht vor ihr, und während drüben am Strand eifrig geredet und gelacht wurde, war seine Miene ernst.
    „Ich bin sehr froh“, sagte sie leise. „Denn ich war in großer Sorge um dich.“
    Ein Leuchten ging über sein Gesicht, er streckte die Arme aus und stützte sich rechts und links ihrer Schultern gegen die Felswand.
    „Wir haben ein Abkommen getroffen“, erklärte er. „Sigurd und ich werden gemeinsam eine große Zahl von Kämpfern anführen.“
    „Wozu?“
    Er grinste geheimnisvoll, fing eine ihrer Locken, die im Wind wehten und drehte sie um seinen Finger.
    „Um zu kämpfen und Beute zu machen – wie wir Wikinger es eben so tun“, sagte er.
    Sie war von dieser Antwort wenig begeistert. Was führte er im Schilde? Da gab es doch etwas, das er vor ihr verheimlichte.
    „Sigurd hat mir sogar ein verlockendes Angebot gemacht, um unsere Freundschaft zu besiegeln“, fuhr er fort. „Er war inzwischen in Norwegen und hat einige Frauen von dort mitgebracht.“
    Ihr Herz begann, unruhig zu klopfen. Worauf lief das hinaus?
    Thore beobachtete sie schmunzelnd, als sei sie eine kleine Katze, der er ein Mäuschen hinwarf.
    „Nun … unter den Frauen ist auch Gudrun, Sigurds Schwester, und er will sie gern mit mir verheiraten“, erzählte er leichthin. „Damit wären wir miteinander verwandt und unser Bund umso fester.“
    Rodena glaubte, sich verhört zu haben. Vor kaum einer Stunde waren die beiden noch Todfeinde gewesen – jetzt verhandelten sie über einen baldigen Familienbund.
    „Da wünsche ich eine glückliche Ehe!“, sagte sie patzig und versuchte, unter seinen Armen hindurchzuschlüpfen. Doch er fasste sie am Gewand und hielt sie fest.
    „Nicht so rasch, meine heißblütige Geliebte! Du weißt, dass ich eine andere zur Frau

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