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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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wussten beide, dass Giles recht hatte.
    „Also doch“, murmelte er, wandte sich ab und schritt zum Tisch hinüber, wo Wein und Becher standen. „Und bedenkt, Mylady, dass dies nichts als ein Kuss war.“
    Giles wandte Fayth den Rücken zu, während er zwei Becher Wein hinunterstürzte. Die Bewegung seiner Schultern zeigte ihr, dass er ein paarmal tief ein- und ausatmete. Bevor er sich wieder umdrehte, griff Fayth geschwind den Ausschnitt ihres Unterkleides, zog die Bänder straff und knotete sie, sodass der Stoff mehr bedeckte als zuvor. Dann warf sie ihr Haar über die Schultern und überlegte, was sie sagen sollte.
    Hatte sie verraten, dass die Macht solcher Gefühle ihr neu war? Die wenigen Küsse, die sie mit Edmund getauscht hatte, waren ganz anderer Natur gewesen, mehr wie ein Zeichen der Zuneigung zwischen guten Freunden. Sie war ein wenig in Gareth, den Cousin ihres Vaters, verliebt gewesen, der vor zwei Sommern bei ihnen gewesen war. Aber es war eine einseitige Zuneigung gewesen, von der Gareth nie etwas erfahren hatte, und daher hatten sie natürlich nie solche Küsse getauscht.
    Nichts als ein Kuss sollte das gewesen sein? Oh nein, Giles hatte weit mehr getan, als sie nur zu küssen. Er hatte eine Verwundbarkeit in Fayth aufgedeckt, von der sie bislang nichts gewusst hatte, und er hatte es so leichthin getan, wie er die Bänder ihres Kleides gelöst hatte.
    Das Schlimmste aber war für Fayth, dass ihr Körper derart empfänglich auf die Berührung eines völlig Fremden reagiert hatte – eines Mannes auch noch, der womöglich auf dem Schlachtfeld ihren Vater getötet hatte. Die letzten Reste des Verlangens erstickte die Scham, die Fayth bei dem Gedanken an ihre Schwäche überkam und wie viel Macht die sündige Fleischeslust besaß. Sie brachte einen dazu, vom rechten Weg abzuweichen und die eigene Ehre aufs Spiel zu setzen, erkannte sie.
    Dann bemerkte sie, dass Lord Giles vor ihr stand und ihr einen Becher hinhielt. Wie lange er dort schon verharrte, vermochte sie nicht zu sagen, zu sehr war sie in ihre Gedanken vertieft gewesen. Fayth nahm den Becher entgegen und trank gierig, in der Hoffnung, dass der kühle Wein die Enge in ihrer Kehle fortspülte. Sie brachte es nicht über sich, Giles in die Augen zu schauen und den Triumph dort zu sehen, also erhob sie sich, schritt an ihm vorbei und stellte den Becher selbst auf dem Tisch ab.
    Giles entging nicht, dass Fayth schamhaft die Augen niederschlug. Er kannte diesen Ausdruck gut, denn er hatte ihn beinahe täglich auf dem Gesicht seiner Mutter gesehen. Leise fluchte er über seine Dummheit. Lady Fayth zuckte zusammen.
    „Mylady, ich wollte Euch lediglich zeigen, wie stark das Verlangen selbst von jemandem Besitz ergreifen kann, der sich dagegen gefeit wähnt.“
    „Ja, ich habe die Lektion sehr wohl gelernt, Mylord“, erwiderte Fayth. Sie wandte sich ihm zu, und die Kälte in ihren Augen und die Blässe ihrer Haut sagten Giles, dass sie beide nicht von derselben Lektion sprachen.
    Giles wusste nicht, was er sagen sollte. Keines der Worte, die ihm in den Sinn kamen, hätte ihre Scham zu lindern vermocht, sondern hätte die Botschaft, die er eigentlich vermitteln wollte, nur noch mehr zunichte gemacht. Er nickte in Richtung Bett.
    „Legt Euch schlafen, Mylady. Es war ein langer, anstrengender Tag, und morgen früh erwartet uns viel Arbeit.“
    Fayth schritt an ihm vorbei zum Bett. Über die Schulter warf sie Giles einen Blick zu, der dann über Stuhl, Fußboden und Bett glitt. Giles erkannte darin ihre Überlegung, wo er die Nacht zu verbringen gedachte.
    „Nur zu, Mylady, legt Euch zur Ruhe.“ Giles ging zum Bett und lüftete die zahlreichen Schichten aus Leinenlaken, Wolldecken und Tierfellen, die in den langen, kühlen Herbstnächten wohlige Wärme boten. Er fragte Fayth gar nicht erst, ob sie vielleicht Kleid oder zumindest Tunika oder auch nur die Strümpfe ablegen wolle, denn ihre Furcht war schier greifbar.
    Fayth atmete hörbar aus, streifte die Schuhe ab und schob sie unters Bett. Dann raffte sie ihr Kleid, stieg unter die Decken, rückte bis an die Wand und ordnete ihre Kleidung, sodass sie wieder züchtig bedeckt war. Giles deckte sie zu und wartete, bis Fayth bequem lag. Dann ging er durch die Kammer, löschte die Kerzen und bedeckte das Kaminfeuer für die Nacht mit Asche.
    „Werdet Ihr hier schlafen?“, fragte Fayth im Flüsterton.
    „ Aye , Mylady. Ich werde an Eurer Seite liegen.“ Er rechnete mit ihrem Protest, und als der

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