In den Haenden des Eroberers
ausblieb, setzte er von sich aus zu einer Erklärung an. „Wenn ich Euch hätte nehmen wollen, als wäre ich der Barbar, für den Ihr mich haltet, dann hätte ich dies sofort nach der Schlacht getan, als die Kampfeswut noch in mir brannte und solche Gelüste schwer zu beherrschen waren. Oder in den Nächten, in denen Ihr besinnungslos dalagt und keinen Widerstand hättet leisten können. Wenn ich beschließe, dass es so weit ist, Mylady, werdet Ihr keine Zeit haben, Euch Sorgen zu machen – es wird einfach geschehen.“
Giles blies die letzte Kerze aus und zog sich auf dem Weg zum Bett Tunika und Hemd über den Kopf. Er setzte sich auf die Kante, streifte die Stiefel ab, band das Beinkleid los und ließ beides achtlos auf dem Boden liegen. Dann hob er die Bettdecken bis auf die unterste, die er Lady Fayth als Schutzwall ließ.
Schließlich lag er da und lauschte ihrem flachen Atem. Er wusste, dass sie mit dem Rücken zur Wand lag, so weit wie möglich von ihm entfernt. So viel mehr Wälle als nur die dünne Decke trennten sie, und keiner davon würde leicht zu überwinden sein. Noch immer pochte das Verlangen in ihm. Es war in ihm erwacht, als er sie berührt, sie geküsst und liebkost hatte, und er fragte sich, warum er es für eine gute Idee gehalten hatte, Fayth eine Lektion in Sachen Sinnlichkeit zu erteilen. Das Blut, das ihm heiß durch die Adern rauschte, und seine sich regende Männlichkeit warnten ihn, dass er sehr wohl selbst in die Falle tappen mochte, die er Lady Fayth gestellt hatte.
So viel zu Lektionen in Sachen Sinnlichkeit.
Fayth hatte geglaubt, kein Auge zutun zu können in dem Wissen, dass Lord Giles unbekleidet an ihrer Seite schlief. Als aber das erste Sonnenlicht den Schleier der Nacht hob und sie sah, dass Giles nicht mehr da war, wusste sie, dass sie geschlafen haben musste. Denn sie hatte keinerlei Erinnerung daran, dass er gegangen war.
Ihr Rücken schmerzte, weil sie sich die ganze Nacht über an die harte Wand gepresst hatte in dem Versuch, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den warmen, kräftigen Körper neben sich zu bringen. Falls das, was zwischen ihnen vorgefallen war, Lord Giles bekümmert haben sollte, so hatte ihn das jedenfalls nicht daran gehindert, sofort in tiefen Schlaf zu fallen.
Fayth rieb sich die Augen und gähnte, dann glitt sie zur Bettkante. Der Stoff ihrer Kleiderschichten hatte sich ihr im Schlaf um Beine und Hüfte gewickelt, und Fayth war gerade dabei, alles zu ordnen, als die Tür beiseite gehoben wurde. Sie befürchtete schon ein erneutes Zusammentreffen mit ihrem Gemahl, um wenig später erleichtert festzustellen, dass es ihre Kammerfrau Emma war, die eintrat. Es dauerte nicht lange, bis im Kamin ein Feuer prasselte und ein Badezuber mit heißem Wasser für Fayth bereitstand.
Ihre Bedrückung schwand unter Emmas Fürsorge. Die Magd wirbelte durchs Gemach und erteilte barsch den Befehl, die Tür sofort wieder vor die Öffnung zu stellen und ihre Herrin während des Bades gefälligst nicht zu behelligen. Als sie sichergestellt hatte, dass die Tür wieder schloss und ein taugliches Hindernis für jeden möglichen Eindringling darstellte, wandte sie sich endlich Lady Fayth zu. Stirnrunzelnd betrachtete sie das Kleid, verzichtete aber auf einen Kommentar und machte sich stattdessen daran, Fayth mit geschickten Griffen vom Surcot , dem Obergewand, zu befreien, ihr aus den langen Ärmeln der Cotte zu helfen, die Schnürung dieses Untergewands zu lösen und ihrer Herrin schließlich noch das leinene Unterkleid abzustreifen. Nachdem sie die letzte Kleiderschicht entfernt hatte, entfuhr Emma ein entsetztes Keuchen. Fayth blickte an sich herab, um zu sehen, was ihre Kammerfrau so bestürzte.
Auf einer ihrer Brüste verunzierte ein Mal die Haut, ein Bluterguss. Fayth berührte den dunklen Fleck, spürte jedoch keinen Schmerz, was sie überraschte. Lediglich heiß fühlte sich die Stelle an.
„Hat er Euch wehgetan?“, fragte Emma gedämpft, während sie sich geflissentlich daranmachte, die Kleider auszuschütteln. „Hat er, Mylady?“
Fayth glaubte zunächst, sie spiele auf den Vollzug der Ehe an, und drohte vor Scham im Boden zu versinken, bis ihr aufging, dass ihre Magd das Mal meinte. Erneut durchlebte sie, wie Lord Giles die Stelle leidenschaftlich küsste und mit Lippen, Zunge und Zähnen liebkoste und so das Mal hinterlassen hatte. Die Erinnerung traf sie mit voller Wucht. Fayth spürte, wie ihr die Hitze im gleichen Augenblick in die Wangen
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