In den Haenden des Eroberers
Augen genoss Fayth das Gefühl des Wassers, das an ihrem Körper herabrann.
Zwischen Lord Giles’ erbostem Ausruf und dem Knallen der Tür gegen die Wand lag nur ein Augenblick.
„Ich habe Euch doch untersagt, die Tür noch einmal …“, grollte er wütend, stutzte und beendete dann leiser: „… zu versperren.“ Er starrte Fayth an.
5. KAPITEL
D er Anblick des aufgebrachten Lord Giles, der mit erhobener Faust vor ihr stand und sie anfunkelte, ließ Fayth erstarren. Sie wagte nicht, sich zu rühren, denn nichts als seine stattliche Gestalt schützte sie vor den Blicken der Männer, die hinter ihm standen. Fayth hörte, wie Emma hinter ihr scharf die Luft einzog, während der Krieger seine Augen über ihren Körper wandern ließ.
Ihre Haut prickelte dort, wo sein Blick verweilte – auf ihrem Gesicht, dem Hals, dann auf ihren Brüsten. Fayth erkannte an dem kurzen Aufglimmen in seinen Augen, dass auch er sich an die Entstehung des Mals erinnerte. Dann glitt sein Blick hinunter zu ihren Beinen und verharrte zwischen ihren Schenkeln. Derart unverhohlen und begehrlich starrte er, dass Fayth spürte, wie sich die Spitzen ihrer Brüste unwillkürlich verhärteten. Schließlich erwachte sie aus ihrer Starre, bedeckte sich so gut es ging mit einem Arm, während der andere nach einem Handtuch tastete, das ihr zu reichen Emma erstaunlich lange brauchte.
Fayth wandte Giles den Rücken zu, auch auf die Gefahr hin, dass dies seinem Ärger neue Nahrung gab, nahm das leinene Tuch von Emma entgegen, und wickelte es sich um den Körper. Seltsamerweise machte die Magd keine Anstalten, ihr behilflich zu sein, und so brauchte Fayth einen Moment, um das große Stoffstück zu ordnen.
Sie hatte es gerade geschafft, da hörte sie, wie Emma ihr zuraunte: „Ich denke nicht, dass Ihr Euch sorgen müsst, er könne Euch nicht wollen, Mylady.“
Fayth wandte sich wieder ihrem Gemahl zu, dessen Ausdruck in kürzester Zeit von Verärgerung in Begehren umgeschlagen war. Nun brannte sich sein Blick förmlich in den ihren. Er ballte die Hände zu Fäusten, entspannte sie, ballte sie erneut und ließ sie schließlich einfach hängen. Lord Giles trug wieder sein Kettenhemd und hatte das Schwert kampfbereit gegürtet.
Erst jetzt fiel Fayth auf, dass sie noch immer im Badezuber stand. Sie beugte sich vor, um sich an der Kante abzustützen, und machte Anstalten, aus dem Wasser zu steigen. Giles schickte seine Männer fort, durchmaß den Raum mit wenigen Schritten und hob Fayth aus dem Zuber. An seine Brust gedrückt trug er sie hinüber zum Bett und stellte sie davor auf die Füße. Fayth wollte ihm danken, als sie voller Schrecken merkte, dass sie die Arme um seinen Nacken gelegt hatte und ihn immer noch hielt.
Rasch ließ sie Giles los und trat zurück. Seine Augen glitten tiefer, dorthin, wo das Handtuch sich geteilt hatte und den Blick auf ihre Kurven freigab, sichtbar für jeden, der hereinkommen mochte und so groß war, dass er Lord Giles über die Schulter schauen konnte. Fayth zog den Stoff zusammen und dankte ihrem Gemahl.
„Ich habe gar nichts versperrt, Mylord“, fügte sie in Anspielung auf die Tür hinzu.
„Ja, das sehe ich, Mylady.“ Er lächelte spitzbübisch, während seine Augen zu ihren nun wieder verhüllten Brüsten wanderten und dann zu ihrem Mund. Oh, wie dreist er war! Dann fügte er mit einem Seitenblick auf Emma hinzu: „Ich hatte nicht vor, in Eure Privatsphäre einzudringen, Lady Fayth. Würdet Ihr mir die Ehre erweisen und Euch zum Mittagsmahl in der Halle zu mir gesellen?“
Er hatte Englisch gesprochen und nicht Französisch, und seine tiefe Stimme verlieh den Worten einen ganz besonderen Zauber, wenngleich er einige davon nur stolpernd über die Lippen brachte. Die meisten englischen Edelleute sprachen mehr oder weniger gut Französisch, wogegen die wenigsten Adligen des Festlandes der englischen Zunge mächtig waren. Dennoch versuchte sich Lord Giles darin.
„Ja, das will ich gern tun“, erwiderte Fayth auf seine Frage hin.
Er verneigte sich knapp und verließ dann rasch das Gemach, wobei er seinen Männern in seiner Sprache etwas zurief. Fayth lauschte seinen verhallenden Schritten, und als die Tür endlich wieder vor den Eingang gehoben war, ließ sie sich aufs Bett sinken.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, einfach so dazustehen und sich von ihm anstarren zu lassen, ohne sich sofort zu bedecken? Dieses furchtbare Versehen konnte nur einen Augenblick gedauert haben – aber wie hatte Emma
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