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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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Arbeitskräfte und Vorräte, und dies musste schnell geschehen, damit alles zusammengetragen und vor Angriffen und Plünderungen geschützt werden konnte. Der November stand kurz bevor, und bald schon würden Winterstürme und Eiseskälte über die Burg hereinbrechen. Am Leben bleiben, den Schutzwall stärken, Angriffe abwehren und das Anwesen bis zum Frühjahr halten – das waren derzeit seine einzige Ziele, und seine gesamte Aufmerksamkeit sollte eigentlich darauf ausgerichtet sein, sie zu verwirklichen.
    Und nun stand er da, spürte flammende Lust in sich und ließ sich von Belanglosigkeiten wie Begierde in Anspruch nehmen, anstatt sich wirklich wichtigen Dingen zu widmen. Er wollte die schöne Fayth of Taerford, und er würde sie bekommen, aber nicht, bevor er nicht die Wahrheit kannte. Und indem er hier herumstand und vor Verlangen nach ihr verging, wurden die dringlichen Aufgaben nicht erledigt.
    In der vergangenen Nacht hatte es einen kurzen Moment gegeben, in dem er geschwankt hatte, ob er richtig an Lady Fayth handelte – der Moment, in dem er die tiefe Kränkung in ihren Augen gesehen hatte, als er ihr Wort in Zweifel zog. Oh, und Giles hatte ihr glauben wollen. Aber zu viel hing davon ab, dass er die Situation meisterte, ohne einen Fehler zu begehen. Er durfte sich nicht von seiner Leidenschaft hinreißen, nicht von dem Verlangen verhexen lassen, das immer noch sein Blut erhitzte.
    Zu viel hing davon ab.
    Ein vielleicht achtjähriger Bursche mit Zahnlücke, der einen Wassereimer schleppte, kam zu Giles herüber und bot ihm aus einem Schöpflöffel zu trinken an. Giles ließ sich zweimal nachgeben und schüttete sich schließlich das restliche Wasser über den Kopf. Dann erst ging ihm auf, dass der Junge durch diesen verschwenderischen Akt nun erneut zum Brunnen gehen und den Eimer füllen musste, um auch den anderen Arbeitern zu trinken zu geben. Er schmunzelte, als ihm aufging, dass kein anderer Lord, sei er nun Bretone oder Engländer, auch nur einen Gedanken daran vergeudet hätte.
    Der Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen erinnerte Giles an sich selbst in diesem Alter, denn auch er hatte mit acht Jahren Wasser tragen müssen. Auch er war mit einem Eimer über den Hof seines Vaters gelaufen und hatte allen, die dort trainierten oder arbeiteten, zu trinken gegeben. Es war anstrengend, den Eimer zum Hof und zurück zum Brunnen zu schleppen, das Wasser aus der Tiefe hinaufzuziehen und mit dem vollen Eimer erneut zum Hof zu eilen. Wohl kein Burgherr außer Giles wusste, wie erschöpfend diese Aufgabe war, denn die wenigsten Lords hatten je solch eine Arbeit verrichten müssen.
    Giles aber wusste zu gut, wie beschwerlich die Aufgabe war.
    Entschlossen nahm er dem verdutzten Burschen den Eimer aus der Hand und forderte ihn mit einer Geste auf, ihm zu folgen. Er war sich sicher, das richtige englische Wort benutzt zu haben, doch der Junge blieb wie angewurzelt stehen. Giles wiederholte seine Aufforderung, und schließlich setzte der Junge sich in Bewegung, wenn er auch ein Stück hinter seinem neuen Herrn zurückblieb.
    Als sie beim Brunnen neben der Kate des Schmieds anlangten, hatte sich ein Mann zu dem Jungen gesellt. Er hielt den Kopf gesenkt, sah Giles aber dennoch an. Der bemerkte, dass auch andere Arbeiter ihn beobachteten, zwar verhohlen, aber dennoch aufmerksam. Giles wandte sich wieder dem Mann am Brunnen zu.
    „Wie ist dein Name?“, fragte er, während er den Knoten überprüfte, der das Seil mit dem Schöpfeimer hielt, ehe er den Eimer in den Brunnen hinabwarf.
    „Hallam, Mylord“, erwiderte der Mann und senkte den Kopf noch tiefer. Mit einem Platschen traf der Eimer auf dem Wasser auf. Giles sah von dem Mann zum Jungen. Es mochten Vater und Sohn sein.
    „Ist dies dein Sohn?“ Giles nickte in Richtung des Jungen, während er zur anderen Seite des Brunnens ging.
    „ Aye , Mylord. Sein Name ist Durwyn.“ Hallam trat neben seinen Sohn. „Hat er Euer Missfallen erregt?“
    Da erst bemerkte Giles die Anspannung, die nicht nur von Vater und Sohn, sondern auch von den anderen Beobachtern ausging. „Nein, das hat er nicht, Hallam. Ich fülle nur den Eimer wieder auf.“
    Giles warf einen Blick über den Brunnenrand, um sicherzugehen, dass der Eimer voll war, dann kurbelte er ihn hoch bis zur steinernen Umrandung des Brunnens. Er griff den überschwappenden Schöpfkübel und entleerte ihn in Durwyns Eimer. Ungläubig starrten Vater und Sohn ihn an, aber Giles ließ sich nicht beirren und reichte

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