In den Haenden des Eroberers
dies zulassen können?
Die weit quälendere Frage aber lautete, warum Lord Giles eine derartige Wirkung auf sie ausübte. Oh, natürlich besaß er als ihr neuer Lord und Gemahl Einfluss auf sie, aber das allein war es nicht. Warum versetzten seine Worte und seine Berührung Fayth derart in Verwirrung und Erregung, wo sie doch Angst und Abneigung hätte empfinden müssen? Es schien fast, als wären ihr Verstand und ihr Urteilsvermögen ebenso verschwunden wie die ihr bekannte Welt und ihr altes Leben.
Innerhalb von nur zwei Monaten war ihr Dasein völlig auf den Kopf gestellt worden, sodass sie sich selbst kaum wiedererkannte – früher geliebte Tochter, heute Kriegsbeute; einst verlobte Jungfrau, nun verschmähte Gemahlin. Von einer treuen Engländerin war sie zur Frau eines ausländischen Feindes geworden. Kein Wunder also, dass Fayth nicht so recht wusste, was sie tun, denken und empfinden sollte!
Zudem war sie die Einzige, die von ihrer Familie noch übrig war, um sich zwischen ihr Volk und die Eroberer zu stellen. Es war an der Zeit, dass sie sich erneut bewusst machte, wer sie war – Fayth, die Tochter Bertrams, seines Zeichens Thane , Gefolgsmann des englischen Königs, und Earl of Taerford. Und sie trug ein stolzes Vermächtnis in sich, blickte sie doch auf eine lange Ahnenreihe aus angelsächsischen und dänischen Adligen zurück. Flink legte sie mit Emmas Hilfe ihre Kleider an; sie war fest entschlossen, ihr Leben und das ihres Volkes nun wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Es war harte Arbeit, die Baumstämme mit der Axt zu zerlegen und die Klötze zum Lagerplatz bei den Ställen zu schleppen, aber selbst diese Anstrengung vermochte nicht das Verlangen nach Fayth zu dämpfen, das Giles heiß durch die Adern pulsierte. Fast den ganzen Vormittag hatte er so verbracht, mit entblößtem Oberkörper, damit die kühle Luft die verzehrende Hitze in seinem Innern lindern möge, doch immer noch regte sich Begehren zwischen seinen Beinen.
Die erste Zeit hatte er noch in voller Kampfmontur auf das Holz eingehackt, bevor er sich eine Atempause gegönnt und das Kettenhemd ausgezogen hatte. Zum Glück hatte diese schwere, unförmige und bis über die Lenden reichende Panzerung das Zeugnis seiner Begierde verborgen, als er vorhin in der Kammer seiner hüllenlosen Frau gegenübergestanden hatte. Sich in die Arbeit zu stürzen, war das einzige Mittel, das ihn davon abhielt, in ihr Gemach zurückzustürmen, ihr vom Leib zu reißen, was immer sie gerade trug, und jeden Zoll ihres Körpers in Besitz zu nehmen.
Beim Anblick ihrer milchweißen Haut, der keck vorstehenden rosigen Knospen ihrer Brüste und der wohlgeformten Rundungen ihres Körpers hatte er beinahe die Beherrschung verloren, und die Bilder ließen ihn einfach nicht los. Die verblassenden Quetschungen an ihrem Hals, die noch von seinen Händen am Tag der Eroberung stammten, hatten ihn stocken lassen, doch dann hatte er das neue Mal über der Brust entdeckt, das er Fayth letzte Nacht beigebracht hatte. Sein Mund wurde trocken, als er im Geiste noch einmal ihre Haut an den Lippen spürte, und prompt reagierte sein Körper erneut.
Merde! Giles war zu Fayth gegangen, um ihre Hilfe zu erbitten, und dann hatte sie dagestanden, atemberaubend schön in ihrer Nacktheit, und er war so geblendet, dass er kein Wort herausbrachte. Er hatte gerade noch seine Bitte äußern können, Fayth zur Mittagszeit in der Halle zu sehen, um dann hinauszustürzen und sein Heil in der körperlichen Anstrengung zu suchen, damit er seiner Erregung Herr wurde und seiner Gemahlin später beherrscht gegenübertreten konnte.
Giles wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ seinen Blick über den Hof schweifen, um zu sehen, wie die Arbeit voranschritt. Die Palisade und die sich daran anschließenden Gebäude waren wiederhergestellt und mochten einem Angriff standhalten. Die Burg selbst war eine der merkwürdigsten, die Giles je gesehen hatte. Der innere Teil des Wohnturms wies Steinmauern auf, während sich außen weitere Räumlichkeiten anschlossen, deren Wände aus Holz waren. So wurden beispielsweise die Küche und Giles’ Gemächer mittels steinerner Kamine beheizt, während in den weiter außen liegenden Kammern Kohlebecken aufgestellt wurden.
Giles wusste noch immer nicht, wie viele der Dorfbewohner geflohen oder mit Edmund und seinen Männern in den Wäldern verschwunden waren. Das musste er herausfinden. Sie brauchten eine Auflistung aller zur Verfügung stehenden
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