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In den Häusern der Barbaren

In den Häusern der Barbaren

Titel: In den Häusern der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Héctor Tobar
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des Wohnzimmers, das sie nun zum ersten Mal ohne Polizisten oder Staatsanwälte sah. Jetzt spürte und sah sie das Haus erst richtig. Und sie sah eine Mutter, deren einziges Vergehen darin bestand, dass sie sich zu viel Mühe gab.
    »Es geht uns ganz gut«, sagte Scott schließlich. »Wir versuchen zur Normalität zurückzukehren.«
    Nur ein Thema gab es noch zu besprechen, den jüngsten Eintrag in ihrer Akte, und Olivia Garza nahm ihn sofort in Angriff. Es handelte sich um den Verdacht von häuslicher Gewalt in einem noch nicht abgeschlossenen Fall, daher musste sie fragen.
    »Dann erzählen Sie mir doch ein bisschen von dem Abend, als die Sache mit dem Tisch passiert ist. Von dem Streit, den Sie hatten. Mit dem die ganze Sache anfing.«
    »Woher wissen Sie denn davon?«, fragte Scott rasch.
    »Ihre ehemalige Hausangestellte hat es gestern Abend im spanischsprachigen Fernsehen erwähnt.« Maureens Stirn und Wangen nahmen plötzlich die Farbe der Bluse ihrer Tochter an. »Hat Ihnen das noch niemand erzählt? Es kam auf Kanal 34, aber ich bin mir sicher, dass es später im Kabel auch auf Englisch zitiert wurde.«
    »Wir gehen eigentlich nicht mehr ans Telefon«, sagte Maureen.
    »Ich nehme an, der Tisch hat vorher dort gestanden.« Olivia Garza zeigte auf das leere Fliesenviereck zwischen den Sofas, die im rechten Winkel zueinander standen.
    »Ich bin rückwärts gestolpert«, sagte Maureen.
    »Weil ich sie geschubst habe.« Scott spürte, dass er diese Frau nicht anlügen konnte, die zwar ein Klemmbrett dabeihatte, aber nichts aufschrieb, und die alles mit anscheinend neutralem Blick betrachtete. Wenn er log, würde sie es merken, und das würde ihre Lage nur noch verschlimmern.
    »Wir haben uns gestritten«, sagte Maureen. »Dann ist es ausgeartet.«
    »Ja.«
    »Das ist vorher noch nie passiert«, fuhr Maureen fort. »Wir hatten noch nie so einen Streit. Er ist kein gewalttätiger Mensch. So geht er eigentlich nicht mit anderen um.«
    »Ich bin Programmierer.«
    »Er ist ein sanftmütiger Mensch. Ich habe schlimme Sachen gesagt. Wir waren total gestresst. Es ging um Geld.«
    Innerhalb von fünfzehn Minuten purzelte die ganze Wahrheit ins Zimmer. Zuerst legte Scott ihre finanzielle Lage detailliert dar: für wie viel sie das Haus gekauft hatten, wie viel die Privatschulen ihrer Söhne kosteten, warum sie wegen der verschiedenen Komplikationen in Maureens Schwangerschaft zusätzliche Kosten gehabt hatten, dazu die Verluste bei verschiedenen Investitionen, die »sich nicht gerechnet haben«. Maureen war von den nackten Zahlen schockiert; Scott hatte ihr das alles teilweise erzählt, aber sie hatte nie im Zusammenhang begriffen, wie komplex und tief greifend ihre finanziellen Dummheiten waren. Jetzt sah sie, dass sie beide an chronischer und fortgeschrittener Perspektivschwäche, einer aufgeblähten und kurzsichtigen Lebensführung litten.
    Schließlich kam Scott zum Streit über den Garten und dem Augenblick, wo er die Hand gegen seine Frau erhoben hatte. »Ich habe die Beherrschung verloren. Das war nur ein Moment. Dann lag sie auf dem Boden. Am nächsten Morgen sind wir beide weggefahren. Getrennt voneinander. Ich nehme an, Araceli hat alles aufgeräumt.«
    »Ich bin in die Wüste gefahren«, sagte Maureen. »Allein. Mit meiner Tochter.« Es überraschte sie, wie zerknirscht sie klang. Nein, jetzt gebe ich zu viel preis. »Aber Araceli hätte sie nicht mit in die Stadt nehmen dürfen. Wenn sie nur noch einen Tag gewartet hätte.«
    Die Sozialarbeiterin nickte und kritzelte zum ersten Mal etwas auf ihren Block: einen Satz, eine Bemerkung, eine Schlussfolgerung, eine »Beurteilung«.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mich ein oder zwei Minuten lang allein mit Ihren Söhnen unterhalte?«
    Scott führte Olivia Garza in das Zimmer der tausend Wunder, wo Keenan auf dem Bett einen Comic studierte, das Tagebuch eines fiktiven Jungen, während Brandon auf dem Bauch auf dem Fußboden lag und ein kleines Taschenbuch las. Als er die Sozialarbeiterin sah, setzte er sich gerade hin.
    »Ich lasse Sie dann allein«, sagte Scott.
    »Vielen Dank.«
    Olivia Garza begrüßte die Jungen und zeigte aufs Bücherregal. »Das sind aber eine Menge Bücher. Habt ihr die alle gelesen?«
    »Die meisten«, sagte Brandon.
    »Wir hatten noch mehr, aber Mom hat sie weggeworfen«, sagte Keenan.
    »Gar nicht.« Brandon starrte seinen Bruder streng an. »Sie hat sie der Bücherei für arme Kinder geschenkt.«
    »Wir lesen viel«, sagte Keenan.
    »Ich

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