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In den Häusern der Barbaren

In den Häusern der Barbaren

Titel: In den Häusern der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Héctor Tobar
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unverzeihlich gemein, und Maureen sollte ihre Worte anschließend bereuen, nachdem sie mit Samantha weggefahren war und Brandons bockige, proto-pubertäre Rückzugsmiene gesehen hatte, die schmalen Augen, die bereits auf die zukünftige Rebellion in dann verschwitzter, männlicher Form schließen ließ. In ihrem Frust redete Maureen sich ein, ihr sei das Leid ihres Kindes egal; eine Frau könnte nur eine bestimmte Menge Jungenwahnsinn ertragen.
    »Hört auf Araceli«, wies Maureen ihre Söhne an, nachdem sie die Autotür geöffnet und die beiden neben der Haushälterin auf dem Gehweg aufgestellt hatte. »Sie hat jetzt die Verantwortung. Und wenn ich von ihr höre, dass ihr euch nicht benommen habt, dann verliert ihr euren Gameboy-Zugang für den Rest des Sommers.« Dann wandte sie sich an Araceli. »Ich bin gegen ein Uhr wieder da.« Araceli hatte die Arme über der Brust verschränkt, stand in ihrer rosa filipina auf dem Bürgersteig und schaute ihre jefa mit einer Mischung aus Verwunderung und Verärgerung an. Maureen kam kurz der Gedanke, es sei vielleicht keine so gute Idee, ihre Jungen in der Obhut dieser schlecht gelaunten Mexikanerin zurückzulassen, die bisher keinerlei Fähigkeiten im Umgang mit Kindern bewiesen hatte. Araceli war allergisch gegen die Jungen: Am liebsten hätte Maureen ihren Kontakt mit den beiden auf die Zubereitung der Mahlzeiten und das Einsammeln ihrer Spielzeuge beschränkt. Andererseits strahlte Aracelis strenge Haltung auch Verantwortungsbewusstsein aus, und im Notfall würde sie vermutlich nicht in Panik geraten. Maureen sah sich im Park um und entdeckte ein Münztelefon; sie gab ihrer Hausangestellten eine Handvoll Vierteldollars. »Sie sollten sich wirklich ein Handy besorgen«, sagte sie, was Araceli mit keiner Antwort würdigte. »Ich bin mit Samantha zu Hause. Rufen Sie mich an, wenn es ein Problem gibt. Ich kann in einer Viertelstunde hier sein.«
    Araceli zupfte an ihrer Uniform und wünschte, sie hätte die Zeit gehabt, sich umzuziehen. Maureen hatte sie aus der Waschküche geholt, als sie gerade einen Stapel von el señor Scotts Boxershorts zusammenlegte, und im Verlauf der chaotischen Evakuierung der Jungen hatte sie die Unterwäsche ins Esszimmer geschleppt und dort auf dem Tisch liegen lassen. Es ärgerte sie, dass sie immer noch dort liegen würden, wenn sie zurückkam.
    Als das Auto um die Ecke bog und verschwand, schwiegen Araceli und die Jungen ein paar Augenblicke nachdenklich. Sie ist wirklich weg , dachte Brandon, unsere Mutter hat uns tatsächlich hier auf der Straße stehen lassen. Obwohl die Abwesenheit ihrer Mutter mit einer zornigen Rede angekündigt worden war, kam sie für ihn doch krass und unvermittelt, und er fühlte sich in die Handlung eines melodramatischen Romans versetzt, so wie der elternlose Held der Buchreihe, die er gerade zu Ende gelesen hatte, die Abenteuer eines Heranwachsenden, der unwissentlich in eine Welt aus Zauberei und Verbrechen hineingezogen wird. Er stand draußen, in der Öffentlichkeit, und nicht mal Guadalupe war da, um auf ihn aufzupassen. Brandon stufte Araceli noch nicht als Schutzmacht ein, und er sah sich rasch im Park um, wie ein junger Krieger, der einen dunklen, bedrohlichen Wald betritt. Er stellte sich vor, wie plötzlich ein »Einsatzkommando« über sie herfallen würde, eine Kapuzen tragende Armee bewaffneter Unterweltgestalten, so wie die Maschinenpistolen schwingenden Bösewichter in einem der Bücher, die er gerade las.
    »Glaubst du, die russische Mafia würde jemals nach Orange County kommen?«, fragte er seinen Bruder.
    »Was?«
    Keenan war der Ansicht, dass sein großer Bruder viel zu viel las; er kannte ihn als ständigen Fabulierer, der seinen kleinen Bruder gern mit phantastischen Einfällen verwirrte und erschreckte. In ihrer sehr teuren Privatschule hatte Brandons schrankenlose Imagination ihn schon in Konflikt mit den sonst sehr entspannten Lehrern gebracht, vor allem weil er viele Mädchen mit neuen und immer raffinierteren Versionen des Bloody-Mary-Mythos verängstigt hatte, sodass sie sich wegen der Spiegel nicht mehr in die Toiletten trauten und ein paar von ihnen tatsächlich auf den Flur gepinkelt hatten.
    »Du weißt schon«, drängte Brandon, »wie in Artemis Fowl .«
    »Nee«, sagte Keenan. »Für die Russenmafia ist es hier zu sonnig.«
    Brandon war allerdings erst elf Jahre alt, und die morbiden Bilder aus den Jugendbüchern, die er ständig las und für die er eigentlich zu jung war, blieben

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