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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ist, welches er Ihrem Vater verabreicht. Könnte er nicht verreist sein, um sich neue Vorräte zu beschaffen? Haben Sie daran schon gedacht?«
    »Herrgottnochmal!« Ted gab sich keine Mühe mehr, seinen Zorn zu verheimlichen. »Wenn Phillips das, was er meinem Vater eingespritzt hat, problemlos in Orlando bekommen könnte, wäre es ihm ja wohl nicht ausgegangen, oder? Vater behauptet, dass Phillips das Zeug persönlich herstellt. Interessiert Sie denn nicht einmal, was Phillips den Menschen hier verschreibt? Es handelt sich um Drogen, verdammt! Und das kümmert Sie einen Scheiß!«
    Kitteridge stand auf. Er wollte schon sprechen. In dem Moment läutete das Telefon auf dem Schreibtisch. Er riß den Hörer hoch. »Ja?« schrie er. Beim Zuhören schwand der Ausdruck des Unmuts gegen Ted Anderson von seinem Gesicht. »In Ordnung«, sagte er. »Ich komme sofort. Und Ted Anderson bringe ich mit.« Er legte auf. Er war unsicher geworden. »Das war Phil Stubbs«, erklärte er. »Aus dem Moor ist soeben eins der Touristenboote zurückgekommen. Es hat ein Kidnapping gegeben. Laut Stubbs ist mitten im Sumpf ein alter Kerl aufgetaucht und hat ein Baby aus dem Boot geraubt.«
    Ted schwieg. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu.
    »Ihre Tochter hat es miterlebt«, fuhr Kitteridge fort. »Sie hat alles gesehen. Sie behauptet, den Mann zu kennen.«
    »Vater!« flüsterte Ted. »Es war mein Vater, nicht wahr?«
    Kitteridge nickte. Sie verließen die Polizeistation.
     
    Barbara Sheffield schenkte der Sekretärin ihres Mannes kaum ein Kopfnicken, als sie durch das kleine Eingangsbüro der zweiräumigen Kanzlei über der Eisenhandlung in das große Zimmer ging, wo Craig arbeitete. Er telefonierte, als sie in die Tür trat, brach jedoch das Gespräch sofort ab, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
    »Barbara? Was ist geschehen?«
    Sie kam schweigend durchs Zimmer und ließ ein gefaltetes Blatt schweren, vergilbten Pergaments auf seinen Schreibtisch fallen. Er betrachtete es kurz und wandte sich neugierig seiner Frau zu. »Was ist das?«
    Der hohle Klang der eigenen Stimme fiel Barbara sogar selbst auf. »Die Geburtsurkunde von Kelly Anderson. Nur dass auf dieser Urkunde nichts stimmt. Und die Unterschrift, da bin ich mir sicher, hat Warren Phillips gefälscht.« Sie konnte die Emotionen, die sie durch schiere Willensanstrengung bisher verdrängt hatte, nicht länger zurückhalten. Tränenüberströmt sank sie auf einem Stuhl vor Craigs Schreibtisch zusammen. Craig kniete neben ihr und legte den Arm um sie.
    »Mein Schatz, was ist denn? Was tust du dir an?«
    Tu ich mir etwas an? fragte sich Barbara. Aus Angst wurde Zorn. Sie riß sich von ihrem Mann los. »Ich tu mir nichts an!« schrie sie. »Ich will nur herausfinden, was andere mir angetan haben! Mir und unserem kleinen Mädchen! Sie ist nicht tot, Craig! Begreifst du denn nicht?«
    »Barbara, Liebling...«, begann Craig, der sich wieder erhoben hatte, doch Barbara ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Es betrifft Sharon«, berichtete Barbara. »Da stimmt etwas nicht, Craig! Sie ist gar nicht tot. Dr. Phillips hat uns Sharon nach der Geburt weggenommen und irgend etwas mit ihr angestellt. Anschließend hat er es so arrangiert, dass sie von Ted und Mary Anderson adoptiert wurde.«
    Craig sah sie entsetzt an. Was redete seine Frau da nur? Das war doch eine total verrückte Geschichte...
    »Ich weiß«, fuhr Barbara fort, als ob sie Gedanken lesen könnte. »Aber hör mir zu! Nur fünf Minuten!«
    Sie berichtete von den Fotos im eigenen und in Mary Andersons Album. Doch der Ausdruck des Unglaubens in Craigs Gesicht verflüchtigte sich erst, als Barbara von ihrem Telefonat mit dem Krankenhaus in Orlando erzählte. »Du kannst ja selbst anrufen!« meinte sie und schob die Geburtsurkunde wieder zu Craig hin. »Ich wäre dir sogar dankbar. Meine Gesprächspartnerin dort könnte einen Irrtum begangen haben. Vielleicht...« Sie verlor den Faden, suchte ihre widersprüchlichen Gefühle zu ordnen; doch am Ende gab sie auf und lehnte sich auf ihrem Stuhl ganz erschöpft zurück. »Ich weiß selbst nicht mehr, was ich denken soll.«
    Craig nahm den Hörer ab, und während seines Telefonats mit Orlando ruhte sein Blick auf der Geburtsurkunde. Die Unterschrift Warren Phillips’ hatte er im Laufe der Jahre Hunderte von Malen gesehen; er musste Barbara recht geben. Trotz des anderen Namens handelte es sich letztlich um eine Variante des typischen Namenskritzels von Phillips. Aber nach dem Telefonat suchte

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