Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
eine persönliche Beziehung zu Kelly. Mary könnte eventuell annehmen, dass Barbara Kelly als Tochter beanspruchte. Und was dann?
    Doch Barbara musste die Zweifel aus dem Weg räumen.
    »Ich muss einfach mit dir reden, Mary«, sagte sie schließlich. »Ich weiß, es klingt völlig irre, aber mich haben fürchterliche Gedanken geplagt. Irgendwie komme ich nicht von der Idee los, dass Kelly mein Kind sein könnte - dass Sharon bei der Geburt möglicherweise gar nicht gestorben ist.«
    Die Absurdität des Gedankens wurde ihr erst wirklich klar, als sie ihn laut aussprach. »Ich verstehe ja, dass es irrwitzig klingt«, sagte sie und kam ins Stottern. »Es ist nur - ich meine, die vielen Details... Ihr Aussehen... Und Amelie Coulton... Du weißt doch, was Amelie auf der Beerdigung gesagt hat...« Sie begann zu schluchzen. »Ach Mary, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Es ist alles so furchtbar. Mir gleitet alles aus den Händen. Was soll ich nur machen...«
    Mary zog Barbara ins Haus, schloss die Tür - und führte sie ins Wohnzimmer. »Ist ja gut, Barbara. Ich verstehe, wie dir zumute sein muss.« Sie schenkte eine Tasse Kaffee ein und setzte sich Barbara gegenüber. »Könnte ich etwas für dich tun? Sag’s mir.«
    Barbara atmete schwer. Sie hatte Mühe zu sprechen. »Ich - ich dachte, vielleicht könntest du mir sagen, woher du Kelly bekommen hast...«
    »Von einer Adoptions-Agentur in Atlanta«, erwiderte Mary. »Ted und ich mussten nach unserer Bewerbung fast ein Jahr warten.«
    »Atlanta?« wiederholte Barbara enttäuscht.
    Mary fiel der Karton im Wohnzimmer ein. »Bin gleich wieder da«, sagte sie und leerte den Inhalt des Kartons dann auf dem Küchentisch aus, bis sie ein Fotoalbum fand, das sie Barbara reichte. »Blätter das einmal durch«, meinte sie. »Es enthält viele Bilder von Kelly seit dem Tag, als wir sie bei der Agentur abholten. In den letzten ein bis zwei Jahren«, sie wurde melancholisch, »haben wir leider nicht viel fotografiert. Ted hatte geschäftlich Probleme und...« Ihre Stimme wurde leise. »In den vergangenen zwei Jahren hat es nicht viel gegeben, an das wir uns erinnern wollten.«
    Barbara schlug das Album auf. Die frühen Fotos von Kelly als Kleinkind sagten ihr nichts. Doch als Kelly größer wurde und ihr Gesicht feste Züge annahm, fiel Barbara die verblüffende Ähnlichkeit mit ihrer Nichte Tisha erneut auf; vom vierten Lebensjahr an war sie deutlich erkennbar, ab dem sechsten Geburtstag war die Ähnlichkeit mit Tisha und, noch deutlicher, mit Barbaras Schwester geradezu unheimlich. Die beiden Mädchen wirkten manchmal wie Schwestern. Mit Jenny dagegen verband Kelly äußerlich nichts.
    »Ich hab’s!« rief Mary plötzlich. Barbara löste sich aus ihren Träumen. Mary hielt ein gefaltetes Dokument in der Hand. »Kellys Geburtsurkunde!« sagte sie leise. »Also, das Schriftstück müsste die gewünschte Information eigentlich enthalten!«
    Barbara nahm die Urkunde mit zitternder Hand entgegen, und beim Lesen wurden ihr die Augen feucht.
    Kelly war in einem Krankenhaus in Orlando geboren, von dem Barbara noch nie gehört hatte.
    Die Urkunde bezeugte die Geburt eines Mädchens eine Woche nach der Geburt Sharons.
    Einen Vornamen hatte das Kind nicht; es war unpersönlich als >Kleinkind Richardson<, als Tochter einer gewissen Irene Richardson angegeben.
    Vater unbekannt.
    Barbara sank das Herz. Als ihr Blick auf die Unterschrift des Arztes fiel, wurde sie jedoch aufmerksam.
    Philip Waring.
    Den Namen hatte sie nie gehört. Aber die Unterschrift kam ihr irgendwie bekannt vor.
    Und dann fiel es ihr ein. Sie suchte in ihrer Handtasche, bis sie das Rezept fand, das ihr Warren Phillips nach Jennys Tod ausgestellt hatte. Sie hatte das Rezept nicht gebraucht. Jetzt strich sie das Formular glatt und legte es neben die Geburtsurkunde.
    Der Kritzel des Vornamens vom verantwortlichen Arzt in Orlando glich dem Kritzel des Familiennamens ihres Hausarztes.
    Und die ersten drei Buchstaben des Familiennamens vom Krankenhausarzt in Orlando paßten zum Kritzel der ersten Silbe des Vornamens von Warren Phillips.
    Sie überlegte: Das war doch nicht möglich, es musste sich um einen komischen Zufall handeln. Außerdem waren die beiden Unterschriften im Grunde nicht zu entziffern.
    »Hier stimmt etwas nicht«, sagte sie dennoch. »Ich glaube, die Geburtsurkunde ist eine Fälschung.«
    Marys Gesicht umdüsterte sich. »Barbara, die Urkunde ist uns von der Agentur ausgehändigt worden. Warum sollte

Weitere Kostenlose Bücher