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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sie...«
    »Laß uns beim Krankenhaus anrufen, Mary!« bat Barbara. »Bitte!«
    Zehn Minuten später war Barbara am ganzen Körper wie gelähmt.
    Das Krankenhaus in Orlando war echt; die Geburtsurkunde nicht.
    Eine Irene Richardson, die eine Tochter zur Welt gebracht hatte, war in diesem Krankenhaus nie registriert worden.
    Es gab dort auch sonst keinen Vermerk über ein >Kleinkind Richardson<.
    Kein Dr. Philip Waring war in diesem Krankenhaus je tätig gewesen.
    Nach dem Telefonat sahen die beiden Frauen sich nur an. Mary Andersen war nicht weniger benommen als Barbara Sheffield. »Was machen wir nun?« fragte Mary, die plötzlich von dem gleichen brennenden Wunsch beseelt war, die Wahrheit zu erfahren.
    Barbara hörte die Frage kaum. Sie wusste bereits, was geschehen musste.
    Sie fragte sich nur, ob sie es ertragen könnte, den Friedhof noch einmal zu betreten und den Sarg ihres ersten Kindes vor sich zu sehen.
    Sie fragte sich, ob sie es durchstehen würde, wenn das Grab geöffnet würde.
    Doch vor allem war sie unsicher, ob sie die Wahrheit ertragen könnte, wenn das Grab leer wäre.
     
    Tim Kitteridge seufzte. Er breitete in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände auf dem Schreibtisch aus und sah Ted Anderson an. »Ich verstehe noch immer nicht, was Sie von mir erwarten. Wenn ihr Vater krank ist...«
    »Mehr als das!« Ted explodierte. »Er ist todkrank. Ein Sterbender ist irgendwo im Moor verschwunden!«
    »Also, das können Sie nicht mit Sicherheit behaupten«, widersprach Kitteridge. »Sie wissen bloß, dass er sich nicht in seinem Büro aufhält. Vielleicht befindet er sich irgendwo auf dem Baugelände. Das Areal ist riesig...«
    »Ich habe ihn überall gesucht«, erklärte Ted mindestens zum fünftenmal. Ihm kam die Galle hoch. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen. Nachdem er seinen Vater am Morgen im Wohnwagen allein zurückgelassen hatte, war er zum Wohnsitz von Warren Phillips und anschließend zur Klinik gefahren.
    Phillips war nirgends gewesen; keiner hatte gewusst, wo er war. »Ich rufe ihn über Funk«, hatte Jolene Mayhew gemeint; als Phillips fünf Minuten später noch immer nicht geantwortet hatte, war Ted nach dem Anfordern einer Ambulanz zur Baustelle zurückgekehrt - dort war sein Vater aber nicht mehr gewesen.
    Ted hatte mit den Sanitätern jedes Gebäude auf dem Gelände durchsucht, jeden Ort, wo sein Vater sich hätte verstecken können. Als die Bauleute eintrafen, schickte er auch sie auf die Suche. Auf den hundert Morgen der Villejeune Golfplätze Grundstücke musste sein Vater sich doch irgendwo aufhalten, wie er meinte.
    Nirgends.
    Bis einer der Männer an der Böschung des Kanals Spuren entdeckte und Ted daraufhin zur Polizei gefahren war, um bei Tim Kitteridge Hilfe anzufordern. Er hatte ihm alles berichtet, die skeptische Miene des Polizeichefs jedoch recht bald bemerkt.
    »Ich bitte Sie, Anderson!« hatte Kitteridge bei der Schilderung des schlagartigen Alterungsprozesses von Carl gerufen. »Ein derart rasanter Körperverfall ist bei keinem Menschen möglich. Und ihr Vater ist bärenstark und kräftiger als die meisten Männer um dreißig.«
    »Sein Alter kann man ihm nicht ansehen!« hatte Ted gekontert. »Er bekommt Spritzen von Phillips. Ich weiß nicht, was sie enthalten, aber ihre Wirkung habe ich vor einer Woche mit eigenen Augen beobachten können. Wie ein Jungbrunnen! Es ging ihm wirklich mies, und eine Stunde später war er putzmunter! Aber heute früh sah er todkrank aus.«
    Kitteridge hob die Augen zur Decke. »Ich wüsste nicht, wieso er zum Sterben ausgerechnet im Moor verschwinden sollte. Im übrigen kann ich nicht jedesmal eine Suchaktion starten, wenn sich in Villejeune ein Mensch ins Moor begibt. Und schon gar nicht für jemanden, der sein ganzes Leben hier verbracht hat. Wenn Ihr Vater sich ein Weilchen verkriechen will, ist das seine Angelegenheit. In dem Fall kann ich Ihnen nicht helfen.«
    Ted warf dem Polizeichef einen wütenden Blick zu.
    »Und was ist mit Phillips? Vater hat ihn heute morgen aufgesucht - ich weiß es von ihm selber. Der ist ebenfalls verschwunden. Er ist weder zu Hause noch in der Klinik. Wo ist er?«
    Allmählich wurde es Kitteridge zuviel. »Hören Sie, Mr. Anderson«, sagte er scharf. »Ich weiß nicht, wie Sie sich meinen Job vorstellen, aber ich versichere Ihnen: Es kann nicht meine Aufgabe sein, nach Leuten zu suchen, die friedlich ihren eigenen Geschäften nachgehen. Sie haben selbst gesagt, dass Phillips das Arzneimittel ausgegangen

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