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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Kelly wusste, dass dem nicht so war, oder falls es stimmte, war es trotzdem nicht der wahre Grund für den Umzug.
    Die Eltern hatten es nur darauf abgesehen, sie aus Atlanta und von ihren Freunden wegzuschaffen.
    Ihren Freunden, überlegte sie mit einem Gefühl der Leere - das war schon komisch. Sie hatte die Jungen und Mädchen ihrer Bande nämlich nie als Freunde betrachtet. Es waren für sie einfach nur Gleichaltrige; sie suchte ihre Gesellschaft, damit sie nicht völlig allein war. Sie hatte ihnen nicht viel zu sagen.
    Wenn sie sich sehr viel mit ihnen unterhalten hätte, wären sie nämlich bloß darauf gekommen, wie verrückt sie war.
    Vielleicht hätte sie sich einsperren lassen sollen. Dann wäre ihrer Mutter wenigstens der Umzug nach Villejeune erspart geblieben. Sie hatte frühere Worte ihrer Mutter noch im Ohr: »Ich habe es immer gehasst. Dort schien alles nur auf den Tod zu warten. Dort hat sich nie etwas verändert. Dort war nie etwas los. Und den andern Kindern ging es genauso wie mir. Die meisten von uns konnten es gar nicht abwarten, bis wir endlich wegkonnten. Es gab ja keinen Grund zu bleiben - Villejeune war wie all die kleinen Ortschaften am Rand des Moors. Kein Mensch hatte Ehrgeiz, niemand hatte eine Vision, einen Traum.« Jetzt hatte Kelly den Blick der Mutter dann über die vergilbende Tapete wandern sehen, über die alten Möbel, die sie nie durch neue hatten ersetzen können. Und mit einem tiefen Seufzer hatte sie sich dann an Kelly gewandt. »Aber meine Träume sind nicht in Erfüllung gegangen, nicht wahr? Und dein Vater sagt, in Villejeune sei heute alles ganz anders. Wir müssen es versuchen.« Die Mutter schien Mühe zu haben, den eigenen Worten zu glauben; das Lächeln auf ihren Lippen wirkte gezwungen. »Außerdem wird’s Zeit, dass du Luftveränderung bekommst. Neue Menschen kennenlernst, Freunde findest!« Wie Messerstiche hatten Kelly die Worte getroffen. Sie hatte Schuldgefühle bekommen.
    Es war ihre Schuld, dass die Mutter nach Villejeune zurück musste.
    »Verdammt noch mal, willst du nicht endlich die Aussicht genießen!«
    Kelly schrak auf. Sie schenkte der Landschaft zum ersten Male Beachtung. Ihr Vater verlangsamte die Fahrt. Vor ihnen neben dem Highway erhob sich eine riesige Werbewand mit Panorama von Golfplatz, Bootshafen, Häusern und Kondominien. Auf dem Plakat stand in großen Buchstaben:
    VILLEJEUNE GOLFPLÄTZE GRUNDSTÜCKE EIN NEUES PROJEKT FÜR EIN HERRLICHES LEBEN
    VON ANDERSON & ANDERSON
    Die Bedeutung blieb Kelly unklar, bis sie die Stimme des Vaters vernahm. »Hättest du das für möglich, gehalten? Mit keinem Wort hat er es angedeutet. Hat einfach nur gesagt, ich solle die Augen offenhalten für ein neues Projekt, an dem er arbeite.«
    »Aber...« wollte Mary sagen. Ihre Worte gingen unter in Teds fröhlichem Lachen.
    »Er hat wirklich ganze Sache gemacht! Er gibt mir nicht einfach eine Stelle. Er hat mich in seiner Firma als Partner aufgenommen!« Ted gab Gas. Der Wagen schoß vorwärts. Als die Mutter sich noch einmal nach dem Schild umdrehte, fiel ihr Blick auf Kelly. Sie zwinkerte ihr zu.
    »Vielleicht wird jetzt alles gut«, meinte sie. »Villejeune scheint sich wirklich positiv entwickelt zu haben.«
    Und diesmal klangen die Worte der Mutter ungezwungen und echt; Kelly fühlte sich seit ihrem Selbstmordversuch zum erstenmal wohl.
    Zehn Minuten später hielt der Chrysler vor dem Haus von Carl Andersen. Das Gebäude war schlichtweg umwerfend. »Wirklich nicht mehr das Haus, in dem ich großgeworden bin!« sagte Ted schließlich nur.
    Mary schüttelte den Kopf. Sie rührte sich noch immer nicht. Ihr Blick ruhte auf dem großen Bau mit versetzten Etagen, der sich hinter einem Landschaftsgarten von der Größe eines halben Morgens erhob. Er hatte eine breite Veranda mit einer Pergola, an der sich Bougainvilleen emporrankten; direkt vor dem Haus gab es Beete mit einer Fülle von Azaleen und Jasmin. Auf dem Rasen standen Gruppen von Palmen und ganz in der Nähe des Hauses zwei Magnolienbäume, die - ihrer Größe nach zu urteilen - umgepflanzt worden sein mussten. Das Haus selbst verfügte über mindestens fünfhundert Quadratmeter Wohn-und Nutzfläche, und wenn auch der Stil modern war, so hatte der Architekt die Konturen aufgelockert, so dass es trotz der massigen Fensterfronten gemütlich wirkte. Man konnte hinter dem Haus den Kanal sehen, der das Grundstück entwässerte: Es gab dort sogar eine kleine Anlegestelle mit einem Motorboot.
    Mary sah innerlich

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