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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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… weiter!«
    Am Nachmittag erlebten sie eine Überraschung.
    Sie hüpften einen Pfad hinunter, der an einem Fluß endete, wo eine schmale hölzerne Balkenbrücke der einzige Übergang war, so schmal, daß neben den Rädern des Jeeps links und rechts genau sechs Zentimeter Platz blieben, als vor ihnen plötzlich ein dunkler Gegenstand auftauchte. Zuerst sah er wie ein grauer Stein aus … aber als sie näher kamen, erkannten sie einen drecküberzogenen, mit Grasbüscheln getarnten, anderen Jeep. Thorwaldsen hielt an. Robert Sander riß sein Gewehr von den Knien. Corinna legte den Arm um Gisela.
    »Sei ruhig«, sagte sie merkwürdig gefaßt. »Auch das werden wir schnell hinter uns haben.«
    Vor ihnen, zwischen dem Fluß und der Brücke, stand Malanga.
    Wie er es geschafft hatte, auf anderen Wegen die Flüchtenden zu überholen und nun hier zu stellen, blieb bis heute unbekannt und rätselhaft. Es mutete wie ein Wunder an, aber es war keine Luftspiegelung. Malanga stand neben seinem Jeep, groß, schlank und hochaufgerichtet. Der Herr dieses Landes, der Rächer seiner schwarzen Haut, der Mann, der mit dieser Stunde sein Leben erfüllte.
    Auch Thorwaldsen war ganz ruhig, als er aus dem Jeep kletterte und ein wenig mit den Beinen stampfte, um die steif gewordenen Fußgelenke zu lockern. »Dann wollen wir mal!« sagte er dann, so als ginge es um ein Preiskegeln. »Bleibt hier … ich mache das allein.«
    »Unmöglich!« Robert Sander sprang hinterher. »Das machen wir gemeinsam!«
    Bevor Thorwaldsen etwas sagen konnte, war auch Corinna neben ihm. Ihr blondes Haar flatterte im Wind und umwehte ihr zu allem entschlossenes Gesicht.
    »Laßt mich mit ihm sprechen«, sagte sie. »Es ist besser so …«
    »Zurück!« Thorwaldsen zog den Kopf ein. »In den Wagen, verdammt noch mal!« Und plötzlich brüllte er. »Genügt es nicht, wenn zwei Sanders begraben wurden? Immer dieses Heldenspielen! Zum Kotzen ist das! Zurück, sag ich! Das ist meine Angelegenheit! Der Herr dort und ich, wir haben ein privates Problem, das mit den Sanders nichts zu tun hat! Robert –« Er faßte Robert Sander am Hemd und riß ihn zurück. »Du nimmst deine Schwester und sorgst dafür, daß sie keine Dummheiten macht! Corinna –«, er stellte sich ihr in den Weg, als sie an ihm vorbei zu Malanga laufen wollte. »Sie haben ein herrliches Leben vor sich. Warum wollen Sie es wegwerfen? Es gibt keine Verhandlungen mehr, glauben Sie mir. Dort drüben steht nicht mehr der Dr. Julius Malanga, sondern ein schwarzer Löwe, weiter nichts. Alle Worte, die Sie sprechen, erreichen ihn nicht mehr! Auch Ihre blonden Haare, Ihre blauen Augen, Ihre weiße Haut … sie machen keinen Eindruck mehr. Dort drüben wartet die Wildnis, und mit der kenne ich mich aus! Ich flehe Sie an, gehen Sie zurück in den Wagen! Ich … ich bitte Sie darum … weil ich Sie liebe, Corinna …«
    Nun war es heraus. Zu spät, im Augenblick des Schicksals, das nur einen Überlebenden kannte. Wer es sein würde, das wußte keiner. Aber Thorwaldsen war glücklich, es jetzt endlich gesagt zu haben. Er lächelte fast verträumt, als sich Corinna zu ihm hinbeugte und ihm einen Kuß gab.
    »Wir werden nie heiraten, Corinna«, sagte er, »auch wenn ich nachher wieder zu euch zurückkommen sollte. Ich passe nicht in die Welt, die dir gehört. Ich bin ein Jäger und Abenteurer, ein Lumpenkerl und Aasgeier, ein Tier dieser Steppe mit einem menschenähnlichen Äußeren. Aber es hat gutgetan, daß es ein Mädchen gibt, das mich küßt.« Er wischte sich über die Augen und straffte sich dann. »So, und jetzt in den Wagen!«
    »Ich gehe mit!« sagte Corinna laut und umklammerte seinen Arm. Thorwaldsen schüttelte ihn ab.
    »Blödsinn!« schrie er wieder in seiner alten Art. »Corinna, wenn Sie mir lästig werden, ohrfeige ich Sie zum Wagen zurück, so wahr ich Hendrik heiße! Lassen Sie dieses dämliche ›Ich will bei dir sein‹ … ich mache diese Sache hier ganz allein …«
    Er stieß Corinna ziemlich grob in die Arme Roberts und verließ mit schnellen, weitausgreifenden Schritten den Jeep.
    Malanga kam ihm nur vier Schritte entgegen und blieb dann stehen. Unter den Arm geklemmt trug er zwei breitklingige, blitzende Macheten; scharfe Buschmesser, mit denen man sich einen Weg durch das verfilzte Gehölz schlagen kann und mit denen die Neger sogar Bäume fällen.
    Malangas Augen waren traurig. Er hatte gesehen, wie Corinna vorhin Thorwaldsen geküßt hatte, und er empfand es als eine Demonstration

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