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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagte, schüttelte den Kopf und machte ein trauriges Gesicht.
    »Simu inafanya matata«, sagte er. Es war Kisuaheli und hieß: »Die Leitung ist gestört.« Corinna atmete tief aus.
    »Das hat man mir schon zehnmal gesagt! Das erste Mal vor vier Wochen. Eine Leitung kann doch nicht vier Wochen lang gestört sein.«
    »Es ist so, Miß.« Der Schalterbeamte hob bedauernd seine Hände. »Ich kann nichts daran ändern.«
    »Dann versuchen Sie es per Funk. Wir haben auf der Farm eine Funkstation. Die Frequenz steht in Ihren Büchern.«
    »Nisamehe!« (Entschuldigen Sie) Der schwarze Beamte verbeugte sich in großer Höflichkeit und verließ seinen Schalter. Nach wenigen Minuten kam er aus den Hinterräumen zurück. Sein Gesicht war traurig wie das einer getretenen Bulldogge. »Mwenye kupigiwa simu hajibu« (Der Teilnehmer antwortet nicht), sagte er. »Wir können gar nichts tun, Miß.«
    »Danke.«
    »Tafadhali.« (Bitte)
    Verwirrt, mit einer bohrenden Angst im Herzen, stand Corinna vor dem Flughafengebäude und sah über die Omnibusse und Taxen. Von hier bis nach Kitumba waren es über 250 Kilometer. Allwetterstraßen über Flüsse und durch Sümpfe, durch die Savanne und quer durch menschenleere Wildschutzgebiete. 250 Kilometer in glühender Sonne und feuchtgeschwängerter Tropenluft, durch Elefantenherden und Löwengebiete hindurch. Drei gute Tage, wenn man vernünftig fuhr, denn 250 Kilometer afrikanische Straßen sind keine 250 Kilometer europäische Autobahnen. Ein plötzlich durch Regenfälle anschwellender Fluß konnte die einzige Straßenbrücke weggerissen haben, ein Buschbrand machte weite Teile unpassierbar, Niederungen konnten über Nacht zu einem Schlammloch werden. Es war alles möglich auf diesen Straßen.
    Zuerst nach Kampala, dachte Corinna Sander. Von dort komme ich besser weiter als von Entebbe. In Kampala konnte man Genaueres erfahren. Dort gab es die Hauptpoststation, das Innenministerium und zur Not auch die deutsche Botschaft.
    Mit einem Taxi fuhr sie eine halbe Stunde später in die Hauptstadt Ugandas. Der farbige Chauffeur hatte Corinnas Gepäck geholt und eingeladen und fuhr, wie alle Afrikaner, in einem Höllentempo die 36 Kilometer nach Norden, obgleich auf den Straßen eine Geschwindigkeitsbeschränkung herrschte.
    »Was wollen Sie, Miß?« sagte der Chauffeur und grinste breit. »Ich kenne alle Polizisten, und wie ich sie kenne! Und weil ich sie so gut kenne, schreiben sie mich nicht auf. Ich weiß zuviel von ihnen! Keine Angst, Miß.«
    In Kampala ließ sich Corinna hinauf zum Hotel ›Apolo‹ fahren. Es lag auf dem Gun Hill, einem der sieben Hügel, auf denen Kampala gebaut war. Ein Palast der Gastlichkeit mit 300 Zimmern, einem riesigen Schwimmbad und einer Dachterrasse, von der man vor allem nachts einen märchenhaften Blick auf die ganze Stadt hatte.
    Nachdem sich Corinna geduscht und umgezogen hatte, fuhr sie mit dem hoteleigenen Wagen zum Innenministerium. Man ließ sie wider Erwarten nicht lange im Vorzimmer sitzen. Ein höflicher farbiger Ministerialrat empfing sie schon nach wenigen Minuten und war über alle Maßen galant und zuvorkommend. Sein dunkelhäutiges Gesicht glänzte wie poliert; es war ein heißer und besonders feuchter Tag.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte er.
    »Ich mache mir Sorgen um meine Eltern und Geschwister. Seit vier Wochen bekomme ich keine Post mehr nach Deutschland, das Telefon ist gestört, der Funkverkehr ist unterbrochen. Das ist doch nicht normal.«
    Der farbige Ministerialrat sah auf seine großen Hände. »Ihre Farm liegt im Gebiet von Mubende?«
    »Ja, an der Grenze nach Toro. Bei Kitumba.«
    »Hm.« Der Ministerialrat wandte sich ab und trat ans Fenster. Er sah eine kurze Zeit hinaus, als gäbe es dort auf der Straße ungeheuer Wichtiges zu sehen. Es waren nur Sekunden, aber Corinna spürte, wie ihr der Schweiß vor Angst ausbrach.
    Was war in Kitumba geschehen? Warum schwiegen sie alle?
    »Sie können mir helfen!« sagte sie in die Stille hinein. »Ich weiß, daß Sie es können.«
    »Ich kann Ihnen nichts sagen, Miß Sander. Es muß wirklich nur eine Störung sein. Vielleicht ein Unwetter …«
    Corinna wußte, daß der Beamte log. Sie wußte aber auch, daß es sinnlos war, weiter zu fragen. Das Zimmer mit den kühlen Ledermöbeln, den kreisenden Propellern des Ventilators an der Decke, der ausgespannten Fahne Ugandas an der Wand als einzigem Schmuck kam ihr plötzlich wie ein Gefängnis vor.
    »Ich werde einen Wagen mieten und sofort

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