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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gebiet. Riesige Buschbrände, Heuschreckenschwärme. Nur von Bwambas wurde kein Wort gesagt. Und da kam dieser Dr. Malanga und erbot sich, mich nach Kitumba zu euch zu bringen. Wer sagt da nein?«
    »Und dann?« fragte Robert Sander.
    »Dann fuhren wir tagelang auf Schleichwegen durch die Savanne, bis Thorwaldsen zu uns stieß. Vorher begruben wir Vater und Mutter … sie lagen noch so in den Trümmern, wie man sie zerhackt hatte. Da sie im Inneren des Hauses waren, kamen die Geier nicht an sie heran. Aber die Arbeiter …« Corinna senkte den Kopf. Das Bild des Grauens stieg wieder vor ihr auf und das Versprechen Malangas: Ich werde die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen! Wer ahnte damals, wer Malanga wirklich war?
    »Und er hat nie mit dir über seine Liebe gesprochen?«
    »Nie.«
    »Hast du es nicht gemerkt?«
    »Manchmal … ja, da war ich unsicher. Er sah mich manchmal lange an, wenn er glaubte, er sei unbeobachtet. Aber dann sagte ich mir immer: Das ist unmöglich. Er weiß es genausogut wie du, daß es unmöglich ist. Er ist viel zu intelligent, um sich Hoffnungen zu machen. Es wäre ja auch absurd …«
    »Du hast seinen Stolz vergessen, Corinna.« Robert nahm wieder einen Schluck Wasser. »Du hast ihn immer in der Hoffnung gelassen, daß er dir nicht gleichgültig ist. Du hast in ihm die Sehnsucht wachgehalten. Das kann er nie vergessen.«
    Corinna nickte. »Ich sehe das jetzt alles ein. Wer denkt an diese Probleme, wenn er durch die Steppe fährt, um seine verschleppten Geschwister zu suchen? Für mich war die Hauptsache, euch zu finden. Darum will ich ja auch mit Malanga sprechen. Ich muß ihm alles erklären …«
    »Ich glaube nicht, daß er jetzt noch Erklärungen annimmt.« Robert und die beiden Mädchen lauschten nach draußen. Lärm und Motorengebrumm klangen zu ihnen herein, eine Kompanie rückte ab nach Westen. Späher hatten gemeldet, daß Fallschirmjäger auf dem Weg zu den Ruwenzori-Bergen gelandet seien. Wie in einem Generalstab hatte Malanga auf den großen Spezialkarten, die er in London gekauft hatte und die nun auf einem langen Tisch ausgebreitet in der Königshütte lagen, den Einsatz seiner Truppen eingezeichnet und verschob sie nun. Aus Kampala hatte er Funkgeräte mitgebracht, die nun den Truppenführern der wichtigsten Einheiten zur Verfügung gestellt wurden. Die Trommelsignale gehörten der Vergangenheit an. Nun zirpte es auch bei den Bwambas durch den Äther, wurden die Stoßtrupps blitzschnell hin und her dirigiert. McCallen bekam es zu spüren: Ein Zug Fallschirmjäger lief in eine Falle und wurde vollständig vernichtet. Knirschend malte er auf seiner Karte ein dickes Kreuz auf dieses Gebiet.
    »Sie rücken ab«, sagte Robert an der Hüttenwand. »Das Lager löst sich auf.« Er sah auf seine beiden Schwestern, und diese verstanden seinen stummen Blick.
    Das Ende. Wieviel Stunden noch Leben?
    »Wir müssen tapfer sein«, sagte Robert mit erstickter Stimme. »Denken wir an Vater und Mutter, dann geht es leichter … Glauben wir daran, daß wir sie in der anderen Welt wiedersehen. Mehr kann ich euch nicht sagen.«
    Die Mädchen ergriffen sich bei den Händen und warteten. Gisela weinte leise vor sich hin. Da umfaßte Corinna sie, drückte sie an sich und streichelte ihre Haare. So hatte es Mutter immer getan.
    Und die Stunden vergingen … Stunden, die wie Jahre waren …
    Den ganzen Tag über rückten Kolonnen aus dem Lager ab. Aber andere kamen auch zurück. Sie berichteten von großen Massierungen der Regierungstruppen im Osten. Pausenlos griffen sie die Bunker in der Savanne an. Sie erreichten wenig damit, die Erdstellungen waren gut ausgebaut, aber trotzdem forderten die Bwambas Verstärkungen an, vor allem einige der eroberten Granatwerfer. Die List McCallens, Malangas Hauptmacht an der falschen Stelle zu binden, schien zu gelingen.
    Malanga konnte selbst nicht entscheiden, er war mit seinem Jeep unterwegs zum Kampfgebiet im Westen, wo die Fallschirmjäger den Weg zu den Mondbergen abriegeln wollten. Ein Hauptmann, früher Feldwebel in der Uganda-Armee und auch ein Bwamba, hatte den Befehl über die zurückgebliebenen anderen Truppen übernommen. Er war unschlüssig, wollte nichts ohne Malanga entscheiden und schickte nur hundert Krieger in die Bunkerstellungen. So wurde es möglich – aus Angst vor der Verantwortung –, daß McCallens Plan nur einen halben Erfolg hatte. Die Mehrzahl der Bantus machte sich nach Westen auf. Die Mondberge mußten erreicht werden, und wenn der

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