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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Ich hätte sie dafür küssen können.«
    »Es ist gut.« Malanga nickte kurz. In ihm loderte ein Flammenmeer. Sie hat es nie gesagt, dachte er. Nie! Sie kann gar nicht so denken. Aber wenn sie auch so nicht denkt … ihr unbewußtes Gefühl, ihre Abwehr, ihr Ausweichen vor mir wird von diesen Gedanken diktiert. So denkt sie nicht, so fühlt sie bloß, diese Gedanken sind in ihrem Blut. Und dabei bin ich doch auch nur ein Mensch wie sie …
    Blitzschnell, ohne vorherige Anzeichen, griff er zu. Es geschah so schnell, daß Budumba nicht eine Sekunde blieb, sich zu wehren. Als er begriff, daß Malanga angegriffen hatte, war sein Hals schon umklammert und schrie seine Lunge nach Luft.
    Nur zwei Sekunden lebte Budumba noch mit wachem Verstand, sah die Sonne schwanken, den Himmel sich drehen. Die Welt zerplatzte in rasend rotierende Punkte. Dann senkte sich Nacht über ihn, der Druck auf den Kehlkopf unterbrach seine Verbindung zur Welt.
    Mit starrem Gesicht trug Malanga den schlaffen Körper Budumbas zu einem großen Haufen Unrat. Faulendes Gemüse, Abfälle, ausgeleerte Kotkalebassen, Rinderdreck und mit Sand überdeckte menschliche Exkremente bildeten einen über einen Meter hohen Berg. Mückenschwärme umkreisten den stinkenden Hügel wie eine summende Nebelwolke.
    Wie einen Speer hob Malanga den Körper Budumbas hoch. Mit beiden Armen, mit all seiner Kraft und seinem inneren Schmerz, seiner Wut und seiner Enttäuschung hielt er Budumba über seinem Kopf, atmete schwer auf und rammte dann den Körper mit dem Kopf zuerst tief in den gärenden, breiigen, jauchigen Berg. So tief schleuderte er Budumba hinein, daß nur noch die Beine bis zu den Knien herausschauten, als seien diese schwarzen Unterschenkel mit den Füßen und den weißen Sohlen ebenfalls Unrat, den man weggeworfen hatte.
    Es war der schrecklichste Tod, den Malanga je gesehen hatte. Ein paar Sekunden zuckten die Beine noch, bewegten sich die Füße ruckartig, knickten die Knie ein und stießen die Beine wieder von sich … dann staken sie plötzlich ruhig in dem faulenden Berg wie zwei schwarze, hölzerne Pfähle.
    Budumba war erstickt.
    Mit regungslosem Gesicht wandte sich Malanga ab, ging schnell und dann immer schneller zu seinem Jeep zurück, sprang hinein, löste die Bremse und gab Gas. Mit heulendem Motor jagte er nach Osten, weg von den Mondbergen, denen sein Volk entgegenzog.
    Ich werde sie einholen, dachte er, als er der Sonne entgegenraste. Ich werde sie einholen! Es ist die letzte Aufgabe, die ich im Leben noch zu erfüllen habe.
    Thorwaldsen und Robert Sander wechselten sich im Fahren ab. Die Mädchen lagen hinten auf den Sitzen und schliefen erschöpft. Sie wußten, daß sie die Freiheit noch nicht erreicht hatten und daß es darauf ankam, so viele Meilen zwischen sich und Malangas Bantus zu bringen, wie es nur möglich war. So fuhren sie die ganze Nacht hindurch und auch den ganzen Tag, hielten nicht einmal zum Essen, sondern ließen sich von Corinna und Gisela die Kekse in den Mund schieben und tranken mit einer Hand aus der Flasche.
    Einmal, es war gegen Mittag, sahen sie einen Trupp Bwambas unter einer Euphorbiengruppe stehen. Robert steuerte den Jeep, Thorwaldsen tat das einzig Richtige: Er legte das von Budumba erhaltene Schnellfeuergewehr an und befahl: »Drauf, Robert! Kopf einziehen, Kinder! Kriecht hinter die Vordersitze …« Und dann schoß er, mit einer Präzision, als läge er auf einem Schießstand. Schreiend stoben die Bwambas auseinander, als drei ihrer Leute wie Puppen nach hinten stürzten. Corinna sah mit zuckendem Gesicht diesem sinnlosen Sterben zu, Gisela hatte beide Hände vor die Augen geworfen und zitterte.
    »Es muß sein«, sagte Thorwaldsen, als der Jeep einen Bogen machte und ungehindert weiterfahren konnte. »Robert wird mir recht geben, Corinna: Um das eigene Leben zu retten, darf man nicht daran denken, daß dort Leben vernichtet wird. Das ist gemein, ich weiß, aber sollen wir uns abschlachten lassen? Es ist Notwehr.«
    Von ganz fern – genau konnte es keiner bestimmen – hörten sie in Abständen Artilleriefeuer. Die leichten Geschütze, die McCallen herangeschafft hatte, begannen mit der Beschießung des Befestigungsringes. Thorwaldsen hielt einen Augenblick an, um zu lauschen.
    »Wo das ist«, sagte er gepreßt, »ist völlig gleichgültig. Es beweist aber, daß wir uns noch im Aufmarschgebiet der Bwambas befinden. Wir sind noch nicht durch! Überall kann also der Mist wieder losgehen! Verdammt noch mal

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