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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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energisch. »Einsteigen und ab. Zu Erklärungen haben wir später viel, viel Zeit. Erst einmal Staub zwischen uns und die Bantus!« Er wandte sich an Budumba, der still neben dem Pfad stand. »Und du, du Rabenaas, willst doch hoffentlich keinen Dank. Warum du das getan hast, weiß der Teufel! Los! Einsteigen!«
    Er schwang sich hinter das Steuer, ließ den Motor an, und es war ein herrlicher Klang. Freiheit … Freiheit … Leben tuckerte die Maschine. Es war ein Ton, der die Seele aufriß.
    Der Jeep machte einen Satz nach vorn, als Thorwaldsen die Kupplung losließ, hüpfte über den unebenen Boden, war nach wenigen Sekunden in der Dunkelheit der Nacht verschwunden. Budumba blieb stehen und starrte in die Finsternis, aus der noch das Motorengebrumm zu ihm herüberflog.
    Das trifft Malanga mehr als alle Niederlagen, dachte er, das wird ihn vernichten. Das raubt ihm die Kraft. Er hat mich zu einem Hund gemacht … damit mache ich ihn zu einem irren Trottel! Er wird ihr nachlaufen, er wird sein Volk vergessen, und die große Zeit Budumbas wird wiederkommen.
    Fahrt, ihr Weißen. Fahrt!
    Je weiter ihr kommt, um so armseliger wird Malanga sein …
    Gegen Morgen funkte Kirugu die Nachricht zur II. Kompanie, wohin Malanga unterwegs war. Budumba selbst hatte die leere Hütte gemeldet.
    »Corinna und die anderen sind entflohen«, tickte es in den Morgenhimmel.
    Malanga schaltete das Funkgerät ab und senkte den Kopf. Sein Gesicht war eine Maske aus schwarzem Eisen. Sein Herz schlug wie wild.
    »Umdrehen!« sagte er zu seinem Fahrer. »Zurück!«
    Während der Wagen den Weg zurückraste, in der gleichen Spur, die er bei der Hinfahrt durch die Steppe geschlagen hatte, lehnte sich Malanga zurück und schloß die Augen. Die geballten Fäuste lagen in seinem Schoß.
    Ich werde sie jagen, dachte er. Ich werde sie bis ans Ende der Welt jagen.
    Die Rückkehr Malangas in das Hauptlager war wie ein heißer Sturm.
    Ein großer Teil der Bwambas war bereits in langen Kolonnen auf dem Weg zu den Mondbergen, das Königszelt war abgebrochen, Kirugus tragbarer Thron neu gebaut, im Osten standen die Kompanien in ständigem Kampf mit beweglichen Truppen der Regierung, die nach einem neuen Verfahren, das McCallen ausgearbeitet hatte, wie Insekten plötzlich auftauchten, die Erdbunker mit Granatwerfern beschossen und dann wieder im Busch verschwanden, ohne den Versuch zu unternehmen, die Bunker auch zu stürmen. Die Besatzungen funkten daraufhin verzweifelt nach Verstärkungen. Genau das wollte McCallen. Eine Schwächung der Westfront, wo seine versteckten Fallschirmjäger die Masse der Bwambas erwarteten.
    Kirugu kam Malanga entgegen, als dessen Jeep mit knirschenden Bremsen hielt. Aber er kam nicht dazu, etwas zu sagen. Der Anblick Malangas war zu schrecklich. Sein schwarzes, ebenmäßiges, schönes Gesicht war nun rot-gelb mit Staub überzogen, aus dem die Augen hervorglühten, als seien sie glimmende Kohlenstücke. Mit bloßen Händen, die Finger gespreizt, kam er auf Kirugu zu.
    »Wo ist Budumba?« fragte er. Auch seine Stimme hatte sich verändert. Sie war rauh, wie über rostiges Blech gehaucht. Kirugu zog die Schultern hoch. Er war ein alter Mann, er lebte nur noch für sein Volk. Was jetzt hier geschehen würde, wollte er weder hören noch sehen. Es war die Abrechnung zwischen zwei Menschen, für deren Haß es auf dieser Welt keinen Platz mehr gab.
    Stumm zeigte Kirugu nach hinten in das Gewirr der eingerissenen Hütten und die Berge von zurückgelassenem Unrat. Malanga nickte und ging weiter. Der Jeep blieb mit laufendem Motor stehen. Ein kurzer Aufenthalt, dachte Kirugu. Als wenn ein Mann schnell einen Becher Wasser trinken muß. Schaudernd hob er die Schultern noch höher und entfernte sich schnell zu der Kolonne, die um seinen tragbaren Thron stand.
    »Was steht ihr herum?« brüllte er, als er die Gesichter der Männer sah, die Malanga nachstarrten. »Ist alles bereit? Können wir abrücken?«
    »Du kannst dich setzen, großer Kirugu«, antwortete der Kommandeur der Königstruppe, zweihundert ausgesuchte Bantus, groß, kräftig, die besten Männer des Stammes. Er reichte Kirugu die Hand, und dieser stieg auf die Sänfte, setzte sich in den geschnitzten Stuhl und hielt sich an den Seitenlehnen fest, als die acht Träger das Gestänge gleichmäßig, mit einem dumpfen Anfeuerungsruf, auf die nackten Schultern hoben.
    Kirugu wandte den Kopf zu den Mondbergen. Er wollte nicht sehen, was dort zwischen den Hütten geschah. »Los!«

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