Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Weg mit Toten gepflastert würde. In den Bergen war die Freiheit, kamen Waffen aus dem Kongo, warteten an der Grenze Lastwagenkolonnen mit Nachschub, die auf gefährlichen Schleichpfaden über die Felsen zu den Bwambas gebracht werden sollten.
    Am Abend öffnete sich die Hüttentür, und zu den Sander-Geschwistern schlüpfte eine Gestalt herein. Zunächst erkannte niemand den halbnackten, schmucklosen Bantu, der nur eine dreckige Khakishorthose trug und dessen Oberkörper mit Striemen bedeckt war, als habe man vor kurzem Peitschen an ihm ausprobiert. Doch dann schrie Gisela auf und flüchtete an die hinterste Wand der Hütte. Robert und Corinna bauten sich vor ihr auf, eine lebende Wand, zu allem entschlossen.
    »Budumba …«, wimmerte Gisela in höchster Angst. »Es ist Budumba … Ich will nicht … Bringt mich vorher um!«
    Budumba stand in der Mitte der Hütte, ein entehrter, entmachteter, getretener Mensch; Abfall, der unter einem Blätterdach am Rande des Lagers hauste und den jeder anspuckte, der an ihm vorbeiging.
    »Keine Angst«, sagte Budumba leise. »Hören Sie mit Schreien auf, Miß Sander. Ich komme als Freund.«
    »Sie – als Freund?« sagte Robert bitter.
    »Malanga ist mit den Truppen voraus. Kirugu bricht gerade seine Hütte ab. Wir sind allein. Ich habe noch ein paar Freunde, die an mich glauben und die mir helfen … Vertrauen Sie mir. Ich kann Sie wegbringen lassen.«
    »Sie? Der gemeinste Hund, den ich kenne?« Robert trat an Budumba heran. Einen Augenblick lang war er bereit, blitzschnell die Hände um den Hals des Bantus zu werfen und ihn zu erwürgen. Aber dann siegte die Klugheit. Wem nützte Budumbas Tod? Selbst Malanga hatte ihn leben lassen; die Jammergestalt am Rande des Volkes war ein größerer, immer gegenwärtiger Triumph als eine Leiche, von der nach vier Stunden die Geier nur das Gerippe übrigließen. »Was wollen Sie von uns?« fragte Robert hart.
    »Ich habe alles organisiert. Dreihundert Meter weiter wartet ein Jeep auf Sie. Er ist vollgetankt und mit allem beladen, was Sie brauchen. Auch zwei Gewehre liegen auf den Sitzen. Wasser ist genug in den Kanistern. Ich führe Sie in der Nacht hin, und Sie können wegfahren.«
    »Das ist doch eine Falle, Budumba«, sagte Robert, schneller atmend. »Wenn wir vor dem Wagen stehen, erschießt man uns von hinten. Flucht ist ein guter Grund …«
    »Was habt ihr mit Thorwaldsen gemacht?« rief Corinna. »Hat Malanga ihn getötet?«
    »Mr. Thorwaldsen lebt in einer Hütte dreißig Meter entfernt von hier. Es geht ihm gut. Ich war schon bei ihm. Er hat zugesagt.«
    Robert drehte sich zu seinen Schwestern um. Sein Blick war eine stumme Frage: Wollen wir es wagen? Wollen wir Budumba vertrauen? Und wenn es doch eine Falle ist …
    »Es kürzt den Prozeß nur ab«, sagte Corinna starr, die die gleichen Gedanken hatte. »Es ist besser, als wie ein räudiger Hund erschlagen zu werden.«
    »Wir sind bereit.« Robert wandte sich wieder zu Budumba. »Warum tun Sie das, Budumba? Woher diese plötzliche Menschenfreundlichkeit?«
    »Fragen Sie nicht, Mr. Sander.« Budumbas Gesicht war verschlossen. »Um Mitternacht hole ich Sie ab.«
    Wie ein Schatten verschwand er wieder aus der Hütte.
    Die Stunden bis zum Wiedererscheinen Budumbas wurden noch länger als das vorherige Warten auf die Rache Malangas. Da sie keine Uhr mehr hatten, war auch das Gefühl für die Zeit verkümmert. Wie lange dauerte eine Minute? Wie endlos ist eine Stunde? Wieviel Uhr ist es überhaupt?
    Endlich schwang die Tür wieder auf. Budumba stand, gegen den helleren Nachthimmel deutlich sichtbar, im Eingang und winkte stumm.
    Noch einmal zögerte Robert. Was war außerhalb der Hütte? Wirklich die rätselhafte Freiheit – oder der Tod?
    »Kommt!« sagte er dann rauh und faßte Corinna und Gisela unter. »Kopf hoch. Was auch kommt, die Sanders sind keine Feiglinge.«
    Aber nichts geschah, als sie aus der Hütte traten. Budumba war allein, die Wachen schienen sich verkrochen zu haben.
    Ungefähr vierhundert Meter gingen sie stumm hinter Budumba her durch die Savanne, bahnten sich einen Pfad durch das hohe Elefantengras. Dann blitzte kurz eine Taschenlampe auf, sie traten auf einen Pfad, und hier stand der versprochene Jeep. Eine Gestalt, die hinter dem Steuer hockte, sprang auf die Erde.
    Thorwaldsen.
    »Mein Gott, Sie leben!« schrie Corinna auf. Sie umarmte Thorwaldsen und merkte gar nicht, daß er sie küßte, so erschüttert war sie.
    »Keine langen Reden«, sagte Thorwaldsen

Weitere Kostenlose Bücher