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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bantus viel Zeit geschenkt«, sagte Budumba pathetisch. »Warten wir es ab. Es gibt eine Hölle, wo eine schwarze Hand auf Ihrer weißen Haut wie die letzte Kühlung ist vor dem Verbrennen. Gute Nacht!«
    Budumba verließ die kleine, runde Hütte, nickte dem Wächter zu und kehrte über den schmalen, unter fauligem Wasser liegenden Pfad zurück zur Königsinsel.
    Gisela Sander starrte Budumba noch lange nach, als er längst die Hütte verlassen hatte. Es war, als sei sein Schatten noch im Raum.
    Das ist es, dachte sie, und nun kam der ganze Schrecken über sie. Er will mich. Darum lebe ich noch. Er will mich nicht als Sklave, nicht als wehrloses, vergewaltigtes Bündel. Er will mich als Sieger in seine Arme nehmen, als Beute, die zu ihm kommt aus Angst und Todesfurcht.
    »Nie!«
    Gisela schrie es in die Hütte und ballte die Fäuste. Der Wächter draußen rührte sich nicht. Er war es gewöhnt, Töne aus der Hütte zu hören.
    »Nie …«, sagte sie leiser. »Und wenn, dann erwürge ich dich, sobald du auf mir liegst und glaubst, glücklich zu sein …«
    Die neue Taktik Budumbas wurde bald erkannt. Seine Trupps überfielen ohne Rücksicht Stationen, Farmen, Buschschulen und Buschkirchen, schleppten die Weißen mit und verschwanden in der Savanne mit ihnen. Innerhalb von zwei Tagen bekamen sie zehn Pater, neun Schwestern, drei Lehrer und neunzehn andere Weiße – meistens Ingenieure – in die Hände.
    Die Botschaften in Kampala wurden bei der Regierung von Uganda vorstellig, der Militärchef tobte, der Bischof las eine große Messe für die verschleppten Priester und Schwestern, Oberst McCallen raufte sich die wenigen, eisgrauen Haare.
    »Ich sage Ihnen, diese Bwambas haben eine Führung, die europäisch ausgebildet ist«, referierte McCallen vor den Missionschefs der in Kampala akkreditierten Länder. »Es ist, gelinde gesagt, zum Kotzen, daß wir nicht seinen Namen kennen. Vieles wäre dann leichter. Aber diese Kampfführung – Stoßtrupps moderner Art und Geiselfang nach altem, klassischem Rezept, das ist in der Lage der Bwambas genial. Man bindet uns die Hände vor größeren Einsätzen und gewinnt so Zeit, in die sicheren Mondberge zu kommen. Das allein ist ihr Ziel … und sie erreichen es, verdammt noch mal!«
    Am dritten Tage nach der Veröffentlichung von Malangas Steckbrief meldete die 2. Kompanie des 1. Regimentes, die in der Gegend von Itojo operierte und die Randgebiete der Sümpfe durchkämmte und kontrollierte, einen Überläufer der Bwambas. Es war ein kleiner, zäher Bursche mit listigen Augen, der plötzlich vor einer MG-Stellung mit hocherhobenen Armen aufgetaucht war und den Kommandeur zu sprechen verlangte.
    »Ich weiß, wen ihr sucht«, sagte er grinsend. »Aber ich rede erst vorm Kommandeur.«
    Der Oberleutnant, der die 2. Kompanie führte, fragte ihn zunächst. Als der kleine Bantu immer wieder auf dem Kommandeur bestand, wurde er erst einmal mit biegsamen Ruten durchgehauen, dann an einen Baum gehängt und dort zwölf Stunden der Sonne ausgesetzt, von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends.
    Aber der Bantu schwieg. Er hatte die Worte des großen Zauberers Budumba im Ohr: »Du sagst nur dem General etwas! Du mußt dich nach Kampala bringen lassen. Sprichst du vorher, werden die Götter deiner Frau, deinen Kindern und allen deinen Verwandten die Zunge aus dem Mund reißen! So wahr sie den Stern vom Himmel fallen ließen.«
    Um acht Uhr abends ließ der Oberleutnant der 2. Kompanie schweren Herzens einen Funkspruch nach Kampala durch. Morgens um neun landete ein Hubschrauber in der Savanne. Oberst McCallen und ein Oberst der Uganda-Armee sprangen ins Gras. Der kleine Bantu hatte sich wieder erholt, man hatte ihm viel Fleisch und Milch gegeben und eine alte Uniform, damit man nicht seinen striemigen, zerschlagenen Körper sah. Er hockte auf dem Boden, als McCallen zu ihm trat und ihm eine Schachtel Zigaretten zuwarf.
    »Nun, was ist?« fragte er auf Bwamba-Luganda, der Sprache im südlichen Toro. »Ich bin der Kommandeur, den es angeht.«
    Der Kleine schielte zu McCallen hinauf und grinste. McCallen hockte sich in Negerart neben ihn, in den Knien wippend, die Absätze nach oben ins Gesäß gestoßen. Neger können so stundenlang hocken … dem Europäer schlafen nach spätestens zehn Minuten die Beine ein, die Knie beginnen zu zittern und er fällt einfach um. McCallen nicht. Er hatte es geübt. Wer dreißig Jahre lang Kolonialoffizier war, kennt diese Tricks genau.
    »Na?« wiederholte er.

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