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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sarkastisch zu Oberst McCallen. »Was soll man tun?«
    »Alles spricht dafür, daß dieser Doktor schon bei seinem Stamm ist.« McCallen stand vor der großen Karte Ugandas, an der das Gebiet Toro und Ruwenzori rot umrandet war. Rote Fähnchen steckten verteilt in diesem Gebiet: die Kampfgruppen der Armee und die bereits eroberten Dörfer. »Die Taktik ist typisch für einen Revolutionskrieg, wir kennen ihn von Kuba her, von den Mau-Mau, von Vietnam. Zermürbung des Gegners durch blitzartige Vorstöße mit an sich geringen Kräften … aber diese Vorstöße kosten Material, Menschen und Nerven. Der Bursche hat viel gelernt. Ich bleibe bei meiner Theorie: Haben wir erst diesen Doktor, fällt die ganze Revolution der Bantus wie eine Seifenblase in sich zusammen.«
    In den Sümpfen von Toro aber dachte man anders. Hier lag noch immer die Hauptstreitmacht der Bwambas in Ruhe und wartete. Nabu Budumba hörte die Nachrichten aus Kampala, und Kwame Kirugu mußte als König regieren und seinem Stamm erzählen, daß die Götter mit ihm geredet und den Sieg versprochen hätten.
    »Wir müssen die Taktik ändern, Kwame«, sagte Budumba, als er den Steckbrief Malangas im Radio gehört hatte. Er berichtete Kirugu nichts davon, sondern nur von den Ansammlungen der Armee und den Fallschirmjägern an der kongolesischen Grenze. »Man wird uns zusammendrängen, bevor wir die schweren Waffen aus dem Kongo haben. Zwanzig Panzer wollen sie in die Steppe bringen. Dagegen helfen keine vergifteten Speere und auch kein Zauber mehr.«
    »Machen wir Frieden!« sagte Kirugu müde. »Unterwerfen wir uns.«
    »Sie werden uns allen die Köpfe abschlagen und die Frauen schänden.«
    »Nicht, wenn wir jetzt aufhören! Wenn wir auf ihre Gnade hoffen.«
    »Es gibt keine Gnade mehr, Kwame!« Budumba ging in der großen, runden Königshütte unruhig hin und her. »Vier Gefangene wurden an Ort und Stelle von den Regierungssoldaten enthauptet. Meine Späher haben das gesehen. Willst du das ganze Volk köpfen lassen? Es gibt nur noch eins: Wir müssen die Mondberge erreichen, bevor sie uns hier in den Sümpfen und der Steppe zusammenschießen. In den Bergen sind wir sicher. Dort machen wir jeden Stein zu einer Festung, dort können vom Kongo über die einsamen Pässe Munition und Waffen zu uns kommen. In den Mondbergen werden nicht nur die Götter zu Hause sein, sondern auch wir, das Königreich Bwamba! Und keiner wird uns mehr vernichten können, keiner!« Die Augen Budumbas flammten fanatisch. Kirugu schwieg. Er dachte nüchterner. Budumba ist ein Verrückter, dachte er, aber das Volk steht noch hinter ihm. Er ist durch seinen Zauber mächtiger als ich. Das aber wird sich ändern, wenn Malanga bei uns ist. Er wird Budumba lächerlich machen, daß man ihn wegjagt zu den Schweinen oder irgendwo aufhängt, den Geiern zum Fraß.
    Kirugu lächelte vor sich hin. Malanga kommt, das war sicher. Er wird einen Ausweg finden für sein fehlgeleitetes, verführtes, blutendes, vom falschen Zauber betörtes Volk.
    Aber wann, wann kommt er?
    Jeder Tag, der verrinnt, schlägt eine Wunde mehr in das Volk der Bwambas.
    »Was willst du also tun?« fragte Kirugu.
    Budumba blieb stehen. »Wir müssen sammeln«, sagte er dumpf. »Weiße sammeln. Viele, viele Weiße. Es müssen hundert, zweihundert, dreihundert sein, so viel, wie wir bekommen können. Sie sind mehr wert als alle Versprechungen, als Millionen Shillinge, als alle Völkerrechte. Ich kenne das von Kenia, Kwame: Für einen Weißen rechneten sie zehn Farbige. Dreihundert Weiße sind dreitausend Bantus … verstehst du das?«
    »Du willst noch mehr umbringen?« sagte Kirugu heiser.
    »Nicht umbringen! Ich will Sicherheiten! Ich sammle Schecks für unsere Freiheit. Jeder Weiße – ein Scheck! Wir werden mit ihnen unser Königreich bezahlen. Das ist sogar ein glattes Geschäft.« Budumbas Stimme hob sich, Kirugu sah ihn aus gesenkten Augen an, so wie man einen Irren voll Vorsicht mustert. »Ich werde unsere Krieger ausschicken, so viele Weiße gesund und ohne Verletzungen einzusammeln, wie sie bekommen können. Vor allem auf den Missionsstationen … Patres, Schwestern, Entwicklungshelfer, Ingenieure, Berater, Lehrer … es gibt genug.« Budumba lachte schrill und warf die Arme hoch in die Luft. »Ich möchte die Armee sehen, die auf uns schießt, wenn jeder Schuß den Tod eines Weißen bedeutet. Die Welt wird auf uns blicken und verhindern, daß man die Weißen tötet. Sie werden mit uns verhandeln müssen … und wir

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