Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
diktieren das Protokoll. So habe ich es in Kenia gelernt.«
    »Du warst Taxichauffeur«, sagte Kirugu verächtlich.
    »Jawohl!« Budumba fuhr herum. »Ich habe die großen Herren gefahren. Politiker, Abgeordnete, Geschäftsleute, Intellektuelle. Ich habe mich mit ihnen unterhalten, und sie haben mir alles erzählt. Einem armen, schwarzen Chauffeur kann man ja so etwas erzählen, er ist ja dumm wie ein Warzenschwein! Aber ich habe es mir gemerkt, ich habe es in mir gespeichert, Kwame ich kenne die Taktik der Großen! Und ich wende sie jetzt an gegen sie.«
    Kirugu widersprach nicht, es hatte keinen Sinn. Budumba aber vollführte wieder seinen Zauber. Er baute ein Holzgestell auf, befestigte ein paar Papphülsen daran und legte eine lange Zündschnur, die alle Papphülsen miteinander verband.
    In der Nacht standen die Krieger im Kreis um dieses Gestell. Budumba begann unter dem dumpfen Klang der Trommeln seinen Zaubertanz, hüpfte um das Gestell, wedelte mit Federn und wälzte sich auf der Erde, die Götter beschwörend. Sein schweißnasser Körper zuckte wild, aus seinem aufgerissenen Mund quollen unartikulierte, wilde Schreie. Dann sprang er auf, ritzte ein Streichholz an und legte es an die Zündschnur.
    Mit rasender Schnelligkeit fraß sich das Flämmchen die Schnur entlang zum hölzernen Gestell. Dort erreichte es die erste Papphülse. Es gab einen lauten Explosionskrach und bunte Sterne zischten in die Nachtluft.
    Die Krieger sanken wie auf ein Kommando in die Knie und starrten mit weit aufgerissenen Augen auf diese Erscheinung der Götter.
    Die zweite, dritte, fünfte, zehnte Hülse explodierte … dann stand das ganze Gerüst in zischenden, bunten Flammen, und was da krachend in der Nacht leuchtete, war ein großer, bunter Stern.
    Budumba breitete die Arme aus. Die Krieger fielen zu Boden. Der große Zauberer hatte einen Stern vom Himmel geholt. Ein Stern war mitten unter den Bwambas. War das kein Beweis, daß die Götter sie liebten?
    »Die Götter sind bei uns!« brüllte Budumba über die liegenden, zitternden Gestalten. »Die Götter befehlen uns: Nehmt die Weißen, nehmt sie lebendig! Die Weißen bringen euch die Freiheit!«
    Dann erlosch das Feuerwerk, Budumba ging erschöpft in die große Königshütte, die Krieger schlichen zu ihren Lagerplätzen zurück, den flammenden Stern im Herzen.
    Kwame Kirugu saß in der Hütte; er hatte den Zauber nicht mitgemacht.
    »Was machst du«, fragte er Budumba, der aus seinem Federkleid schlüpfte, »wenn du keine Knallkörper mehr hast?«
    »Dann müssen wir ein Königreich sein.« Budumba lächelte zufrieden. »So lange reicht mein Vorrat noch.«
    »Und wo willst du die Weißen verstecken?«
    »In den Mondbergen.«
    »Wovon ernähren?«
    »Sie werden Fleisch essen müssen, bis man sie austauscht.«
    »Und die beiden Sanders?«
    Nabu Budumba zog ein Phantasiekleid an, das aus einer Hose aus Affenfell und einer Jacke aus Leopardenfell bestand. So wirkte er auch ›außer Dienst‹ immer wie ein Zauberer. Alles war ihm gehorsam, es gab einfach nichts anderes mehr als ihn und die Götter.
    »Sie werden wie die anderen Weißen behandelt.«
    »Auch das Mädchen?« In den Augen Kirugus lag Lauern. Budumbas Mund verzerrte sich etwas.
    »Auch sie!« sagte er hart. »Warum nicht?«
    »Ich dachte …« Kirugu lächelte verhalten. »Ich habe dich gesehen, wie du sie beobachtet hast. Du starrst ihr nach, wie sie geht, wie sie sich auszieht, wie sie schläft, wie sie ißt, wie sie weint, wie sie wütend ist … du siehst sie an wie einen Fetisch. Du willst sie haben, Nabu!«
    »Nein!«
    »Doch. Du lügst aus Angst. Wenn du sie nimmst, verlierst du gegen den Stamm dein Gesicht. Das weißt du.« Kirugu lehnte sich lächelnd zurück. »Was willst du also tun?«
    »Sie wird ausgetauscht wie die anderen Weißen, weiter nichts.«
    »Und warum hast du sie nicht getötet wie Mr. Sander und Mrs. Sander?«
    »Das ist meine Sache.« Budumba sah böse auf Kirugu. »Regiere du als König … die Politik überlaß mir!«
    Er verließ die Königshütte und stand dann abseits im Schilf. Kirugu stieg von seinem Thron, dem europäischen Stuhl mit der hohen geschnitzten Lehne, rollte sich auf eine Matte und versuchte zu schlafen. Malanga muß kommen, dachte er wieder. Es war sein einziger, großer Gedanke. Er muß kommen, ehe es zu spät für mein Volk ist.
    Budumba ging durch das Schilf, über den schmalen, festen Landsteg zu der Nebeninsel, auf der sechs Hütten errichtet waren. Hier wohnten die

Weitere Kostenlose Bücher