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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Frauen Kirugus und die der Gruppenanführer des Stammes. Budumba und Kirugu hatten die Bwambas gleich zu Anfang umorganisiert. Es gab keine Familienältesten mehr, keine Sippenherrscher, nicht mehr das harte Familienrecht, sondern der Stamm war nun eingeteilt wie eine Armee. Es gab Gruppen, Züge, Kompanien und Bataillone mit ihren jeweiligen Kommandeuren. Die militärische Rangordnung löste die uralte Geschlechtertradition ab. Oberbefehlshaber war Budumba, der König als Chef des Stammes war Kirugu. Die Bantus hatten sich schnell daran gewöhnt.
    Budumba hatte jetzt die nächste Insel erreicht und nickte den Wachen zu, die rundherum im Schilf verteilt waren und alle zwei Stunden – auch hier nach dem Vorbild der Weißen – abgelöst wurden.
    »Was macht die weiße Frau?« fragte er einen riesigen Bantu, der vor einer der Hütten saß und sofort aufsprang, als er den Leopardenrock Budumbas erkannte.
    »Sie schläft noch nicht.«
    »Paß auf, daß niemand in die Nähe kommt.«
    Budumba öffnete die aus Gras geflochtene Klapptür und betrat die runde Hütte. In der Mitte stand eine Batterielampe, deren greller Lichtschein durch einen Schirm aus Schilfgeflecht abgedunkelt war. Gisela Sander saß auf einem Hocker und schrieb in ein Notizbuch. Sie blickte kurz auf, als Budumba eintrat und schrieb dann weiter.
    Gisela Sander unterschied sich von Corinna, der älteren Schwester, nur durch ihre Haarfarbe. Sie hatte statt blondes ein helles, kupferbraunes Haar, das im Licht, ganz gleich ob Sonne oder Lampe, immer wie blankgeputzt aussah. Ein herrliches Haar, das in einem langen Pferdeschwanz bis hinunter zu den Hüften hing. Dazu hatte sie grüngraue Augen und einen durchtrainierten, muskulösen Körper, derber als Corinna, geformt in der Farmarbeit auf Kitumba. Sie hatte nicht studiert … ihr Interesse galt der Veredelung von Kaffee und dem Anbau von Baumwolle. Sie jagte Löwen und fing mit den Vorarbeitern störrische Stiere ein. Dementsprechend war sie kraftvoll, mit stämmigen Beinen und breiten Schultern. Nur die Brüste, stärker noch als die Corinnas, zeigten, daß sie trotz allem ein blutvolles Weibsbild war.
    »Was machen Sie da, Miß Sander?« fragte Budumba und blieb an der Tür stehen.
    »Ich schreibe in mein Tagebuch. Wollen Sie es hören? Heute wieder durch die Savanne gezogen, am Ast hängend wie ein gefangener Affe. Wir können das Ruwenzori-Gebirge sehen … ob es dorthin geht? Was wollen sie mit uns machen? Langsam verebbt unsere Angst, wir sind nur noch neugierig. Wenn sie uns hätten töten wollen, wäre das längst geschehen. Aber sie verpflegen uns und achten darauf, daß uns kein Kratzer an die Haut kommt. Das ist alles rätselhaft, so rätselhaft wie dieser Budumba, der mir widerlich ist … Wollen Sie noch mehr hören?«
    Gisela Sander klappte das Tagebuch zu. Budumbas Gesicht lag im Schatten, man konnte es nicht sehen. Aber man hörte deutlich, wie er mit den Zähnen knirschte.
    »Sie leben noch, weil ich es will!« sagte er heiser. »Ich allein bestimme über Ihr Leben.«
    »Das ist mir klar.« Gisela Sanders Stimme zeigte keinerlei Ehrfurcht vor Budumbas Macht. »Ich weiß nur nicht, warum Sie meine Eltern umbrachten und meinen Bruder und mich mühsam durch die Steppe schleppen.«
    »Das hat politische Gründe.« Budumba betrachtete das Mädchen mit begehrenden Blicken. In Gedanken zog er sie aus und schwelgte in den Formen, die sich ihm freigaben. In Nairobi hatte er öfter eine weiße Frau besessen, aber immer hatte er dafür zahlen müssen. Da gab es Bordelle für Neger, in denen auch weiße Frauen arbeiteten. Für zwei Pfund gab es eine welke, schwarzhaarige, dickliche Hure, die sich hinlegte und schläfrig sagte: »Nu mach schon, Blacky …« Für vier Pfund bekam man eine Junge. Die blonden Weiber kosteten zehn Pfund; man konnte sie sich jährlich nur zweimal leisten, zum Geburtstag und zu Weihnachten. Aber auch das war nicht das Richtige, was Budumba ersehnte. Er wollte die volle Liebe einer weißen, blonden Frau, die ihn umarmte und nicht Geld dafür nahm.
    »Sie könnten frei sein«, sagte Budumba gepreßt.
    Gisela Sander hob kampfeslustig den Kopf. »Das wäre interessant.«
    »Sie könnten Königin dieses Stammes sein, Gisela.«
    »Ach!« Gisela verstand. Ihr Gesicht wurde steinern. »Gehen Sie hinaus, Sie Schwein!« sagte sie laut. »Wenn Sie darauf warten, dann sparen Sie sich Fleisch, Milch, Pflege und Transport von uns. Zerhacken Sie uns wie die Eltern!«
    »Die Götter haben den

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