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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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darauf geladen, die Wagen wendeten und zogen hinein in die undurchdringlichen Sümpfe von Makoga.
    So kam es, daß Robert Sander mit Ingeborg Kraemer zusammentraf.
    Auf der großen Insel der Gefangenen, die Budumba ausgesucht hatte – und von der es kein Entfliehen gab, denn zu ihr gab es keinen Steg, man mußte in flachen Flechtbooten hinüberrudern, trafen sie sich. Robert Sander half Ingeborg aus dem Boot und trug sie auf seinen Armen ein Stück durch den kniehohen Sumpf ans völlig feste Land der Insel.
    »Willkommen«, sagte er und warf die Reisetasche Ingeborgs auf den feuchten Boden. »Ich weiß schon von unseren plappernden Mäulchen: Sie kommen aus Butiti.«
    »Vorsicht, Mann!« Ingeborg bückte sich und nahm ihre Tasche hoch. »Sie zerschlagen mir ja alles. Die Bantus waren vorsichtiger als Sie Bär.«
    »Oh, die Dame bringt Porzellan und Kristall mit?« Robert Sander betrachtete die Tasche voll Spott. Er war groß, wie es sein Vater gewesen war, blond wie Corinna und kräftig wie ein Ringer. Über seine linke Wange zog sich eine blutige, tiefe Narbe. »Ist auch eine Vase dabei? Ich will Ihnen gern ein paar Blümchen pflücken.«
    »Blöder Kerl!« Ingeborg Kraemer warf die Tasche über ihre Schulter. »Eine Schreibmaschine ist darin.«
    »Oha! Die fliegende Sekretärin. Anruf genügt … bin gleich da. Wollen Sie Budumbas Zauberkünste im Stenogramm aufnehmen?«
    »Ich bin Journalistin«, sagte Ingeborg laut und ließ Robert Sander stehen. Mit weiten, kräftigen Schritten ging sie den anderen nach zu den provisorischen Grashütten. Von weitem winkte ihr Pater Fritz zu.
    »Eine Journalistin!« sagte Robert Sander entgeistert. »Die hat uns gerade noch gefehlt. Na, wird sich Budumba freuen. Aber das Mädel ist in Ordnung. Vor allem hat es Mut!«
    Er ging ihr nach und sah zu, wie zwei Bantu-Gruppenführer die neuen Gefangenen auf die neuen Hütten verteilten. Bevor sie abmarschierten, blickte sich Ingeborg noch einmal um. Ihr Blick traf Robert Sander, der winkend die Hand hob. Da winkte sie zurück und lächelte.
    Auch in der Savanne, auch im Elend können zwei Herzen plötzlich schneller schlagen …
    Malanga merkte es erst, als es zu spät war.
    Plötzlich fiel der Kopf Corinnas zur Seite gegen seine Schulter, sie stöhnte auf und sank dann zusammen. Malanga trat auf die Bremse und stellte gleichzeitig die Zündung ab, Thorwaldsen flog im hohen Bogen von der Kiste, auf der er saß, ins Gras und überschlug sich.
    »Sind Sie verrückt geworden?« brüllte er noch im Liegen. Dann stand er auf und rieb sich die linke Schulter.
    Malanga hatte Corinna umfangen und versuchte, sie wegzuschieben. Sie lehnte sich schwer gegen ihn und gab keine Antwort, als er sie anrief. Als er ihren Kopf faßte und hochhob, hatte sie die Augen geschlossen, die Lippen zusammengepreßt, um ihren Mund lag ein harter Zug. Mit zitternden Fingern fuhr Malanga über ihr Gesicht. Es war glühendheiß, die Haut fühlte sich trocken an, wie rotbraunes Pergament.
    »Um Himmels willen!« schrie Malanga. »Kommen Sie her! Sie ist ohnmächtig. Sie glüht vor Fieber.«
    Thorwaldsen sprang an den Wagen. Sie hoben Corinna heraus, Malanga hatte die Schultern untergefaßt, Hendrik hielt die Beine. Vorsichtig trugen sie Corinna etwas abseits, trampelten das Gras nieder und legten sie dann auf den Boden. Malanga öffnete ihr die Bluse und fühlte dann nach ihrem Puls.
    »Himmel noch mal … Puls fühlen, das ist alles, was ihr Ärzte könnt. Es ist doch Wurscht, ob er 90 oder 120 ist! Die ist ohnmächtig … machen Sie sie wieder mobil!« schrie Thorwaldsen. Er kniete neben Corinna und rieb ihr die Brust. Die harte Hand Malangas schob seine Hände weg. »Was hat sie?«
    »Fieber.«
    »Sie kluges Kind! Das sieht ein Blinder, der fühlt's nämlich. Aber welches Fieber? Malaria? Sumpffieber? Gelbfieber? Hat sie sich irgendwo vergiftet oder infiziert? War das Wasser trotz Abkochen schlecht? Mensch, Doktor, machen Sie die Schnauze auf. Wozu haben Sie sechs Jahre lang Ihren Arsch auf den Universitätsbänken gewetzt?!«
    Malanga hörte nicht hin. Er sah Corinnas verzerrtes Gesicht und verging fast vor Angst.
    »Wir müssen sie ausziehen«, sagte er leise. »Ich muß sie untersuchen.«
    »Dann tun Sie es doch!« schrie Thorwaldsen.
    »Wollen Sie es nicht übernehmen?«
    »Blödsinn!«
    Gemeinsam zogen sie Corinna aus, breiteten eine Decke auf den Boden und legten den nackten, leuchtenden, jetzt fieberheißen Körper darauf. Malanga kniete sich wieder neben

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