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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Schweiß aus dem Gesicht wischte, sah er, daß Malanga so etwas wie ein Labor aus der Kiste gepackt hatte. Auf einem Klapptisch standen Halter mit Reagenzgläsern, Glasschalen, Kolben, ein Bunsenbrenner, mit Propangas gespeist, dunkel getönte Flaschen mit verschiedenen Flüssigkeiten, einige Spritzen in sterilen Chrombehältern, ein Ansaugschlauch, ein Blutdruckmesser, ein kleines, aber anscheinend sehr scharfes Mikroskop, eine Schachtel mit gläsernen Objektträgern und Deckgläsern, mehrere Skalpelle, ein Kasten mit sterilen Tupfern und Kompressen, Abdecktüchern und blutaufsaugenden, gepreßten Wattelagen. In einem verchromten Koffer sah Thorwaldsen ein vollständiges chirurgisches Besteck. Scheren, Zangen, Klemmen, Pinzetten, Sägen, Spreizer, scharfe Löffel, Sonden.
    »Mein Gott – Sie haben ja ein ganzes Krankenhaus im Koffer!« sagte Thorwaldsen etwas kleinlaut. »Schleppen Sie auch eine aufblasbare Krankenschwester mit sich herum?«
    »Die Krankenschwester sind Sie, Sir!« Malanga hatte alles um sich herum geordnet. Nun holte er aus der zweiten Kiste, die randvoll mit Medikamenten war, eine Plastikflasche heraus.
    »Was ist das?« fragte Thorwaldsen.
    »Homoseran. Eine 20prozentige Retroplazentarblutlösung mit 5 Prozent Traubenzucker in Ringerlösung und Chinosol-Zusatz.«
    »Hören Sie auf! Daß Ärzte nie klar verständlich sprechen können!«
    »Es ist Blutersatz ohne Rücksicht auf die Blutgruppe.«
    »Aha!«
    »Aber die Flasche reicht nicht. Wir brauchen auch Frischblut … selbst wenn es dabei Komplikationen im Kreislauf geben sollte.« Malanga zog eine Spritze auf und näherte sich der ohnmächtigen Corinna. Thorwaldsen kniete wieder neben ihr und versuchte, mit einem wassergetränkten Lappen ihre heiße Stirn zu kühlen.
    Malanga beugte sich über Corinna und stieß die lange Nadel schnell in ihren Oberschenkel. Sie zuckte zusammen. Thorwaldsen bekam rote Augen.
    »Sie tun ihr weh!« schrie er. »Sie behandeln sie wie eine kranke Kuh!«
    »Sie merkt gar nichts. Nur die Nerven reagieren.«
    »Das genügt wohl! Gehen Sie zarter mit ihr um, oder ich werfe Sie gegen die Bäume, Doc!«
    »Sind Sie Arzt oder ich?« Malanga trug die Spritze zum Tisch zurück und kam mit der Staubinde und dem Blutentnahmegerät zurück.
    »Leider Sie!« knirschte Thorwaldsen. »Was haben Sie ihr gegeben?«
    »Ein Kreislaufmittel. Nun zu Ihnen. Strecken Sie den Arm aus und machen Sie eine Faust.«
    »Das letztere wird mir nicht schwerfallen.« Thorwaldsen warf den Arm vor, als müsse er eine Gerade schlagen. Malanga legte die Staubinde um und zog sie fest an. Die Vene Thorwaldsens trat dick in der Armbeuge hervor. »Ich will Ihnen etwas sagen, Doc«, meinte Thorwaldsen, als Malanga die Nadel auf die Spritze setzte, mit der er Blut absaugen wollte. »Es ist das erste Mal, daß ich einen Schwarzen an meinen Körper lasse. Und ich tue es nur Corinna zuliebe.«
    »Das ist mir klar, Sir.« Malangas Gesicht war unbewegt. Er schluckte die Beleidigungen, als seien es für ihn unverständliche Fremdwörter. Sicher und schmerzlos, nachdem er die Stelle kurz mit einem alkoholgetränkten Wattebausch gereinigt hatte, stach er die Nadel ein und zog fünf Kubikzentimeter Blut aus Thorwaldsens Vene. Es war gutes, dunkles Blut. Thorwaldsen sah mit gekräuselten Lippen zu.
    »Sieht ausgesprochen gesund aus!« sagte er. Malanga zog die Nadel heraus, drückte den Tupfer auf den Einstich und schnallte die Staubinde ab.
    »Das wird sich zeigen, Sir.« Er trug die Spritze zum Klapptisch, verteilte das Blut auf drei Reagenzgläser und füllte sie mit verschiedenen Testseren auf. Einen Tropfen strich er hauchdünn auf einen Objektträger, ließ einen winzigen Tropfen Serum darauf fallen und verschloß diesen Tropfen mit dem Deckglas.
    Thorwaldsen drückte den Wattebausch gegen die Armbeuge und sah Malanga zu. Was da geschah, war für ihn rätselhaft. Er bemerkte Verfärbungen seines Blutes, sah, wie sich etwas auf dem Boden des Glases absetzte, betrachtete kritisch Malanga, wie er sich über das Mikroskop beugte, sich ein paar Notizen auf einem Schreibblock machte, der neben dem Mikroskop lag; dann tat Malanga einen neuen Tropfen auf ein Glasplättchen, schob eine Zählmaske darüber und schaute wieder durch das Mikroskop.
    »Sie haben 10.000 Leukozyten«, sagte Malanga plötzlich.
    »Na und?« rief Thorwaldsen kampfeslustig zurück.
    »Da Sie höchstens 8.000 haben dürfen, ist eine Infektion in Ihrem Körper. Eine leichte nur.« Malanga sah

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