In den Klauen des Löwen
sie und legte die Hände auf die Decke neben den Körper. Sein Kopf flog plötzlich hoch zu Thorwaldsen.
»Erlauben Sie, Sir, daß eine schwarze Hand diesen weißen Körper berührt?« sagte er laut. Thorwaldsen schnob die Luft durch die Nase ein.
»Ich zerschlage Ihnen den Schädel, Doc, wenn Sie nicht sofort anfangen!« knirschte er. »Los, untersuchen Sie …«
Malanga tastete mit den Blicken Corinnas Körper ab. Bevor er das Herz abhorchte, suchte er nach äußeren Einwirkungen. Ein Schlangenbiß, ein Skorpionstich, eine Ansammlung von Mückenstichen … es gab viele Möglichkeiten. Rätselhaft war es nur, warum Corinna nichts gesagt hatte. Ein solches Fieber kam nicht plötzlich, es entwickelte sich, mußte eine Ursache haben.
»Aha!« sagte Malanga, als er das rechte Bein Corinnas etwas drehte. »Da ist es.«
Thorwaldsen fiel auf die Knie und beugte sich vor. An der rechten Wade Corinnas zog ein langer, rötlicher Strich über die Haut. Ein Riß, wie von einem Dorn, und Dornen gab es genug in der Savanne. Dieser Riß war aufgetrieben, das Bein gerötet. Als Thorwaldsen die Hand darauf legte, zuckte er vor der Hitze zurück.
»Doc …«, stotterte er und sah dabei Malanga nicht an. »Sagen Sie bloß nicht: Blutvergiftung. Heben Sie bloß nicht die Schultern. Ich bringe Sie auf der Stelle um! Verdammt … ich verlange von Ihnen jetzt Wunder!« Er holte tief Luft und sah Malanga nun doch an. »Was ist es?«
»Eine Blutvergiftung.« Malanga beugte sich über Corinna, zog die Lider hoch und sah in die verdrehten Augen. Er öffnete ihr gewaltsam den Mund, indem er seine Finger zwischen die Zähne preßte und betrachtete die Zunge. Sie war rötlichweiß, trocken, wie ledern. »Eine Septikämie«, sagte er tief atmend. Er tastete den Leib ab und drückte auf die Milz. »Noch kein deutlicher Milztumor, aber eine spürbare Verhärtung.«
»Tun Sie etwas, Malanga!« Thorwaldsen ballte die Fäuste. »Wenn es Sinn hätte, würde ich Sie jetzt umbringen mögen. Ich hatte in meinem Landrover eine Safariapotheke. Ich hatte ein paar Mittel drin, die vielleicht geholfen hätten. Aber Sie Saukerl haben mir das Öl abgelassen und …«
»Ihre Mittel helfen hier nicht mehr.« Malanga erhob sich und sah starr auf den weißen, ausgestreckten Körper vor sich. »Ich muß operieren.«
»Hier? Jetzt? Im Gras?« Thorwaldsen starrte Malanga entgeistert an.
»Es ist ihre einzige Chance. Ich muß operieren … sie muß bluten, viel bluten … und sie muß neues, frisches Blut bekommen …«
»Um Himmels willen, woher denn?«
»Von uns. Einer muß die Blutgruppe Corinnas haben …« Malangas Gesicht war starr wie eine schwarze Eisenmaske.
»Und wenn nicht …?« fragte Thorwaldsen kaum hörbar.
Malanga sah in die Sonne und schloß die Augen.
Und dann zuckte er mit den Schultern.
Während sich Thorwaldsen um Corinna kümmerte – es war herzlich wenig, was er tun konnte, und so hielt er nur ihren Kopf etwas hoch und spürte die glühende Haut an seinen Fingern, was ihn noch ratloser werden ließ –, war Malanga zu seinem Landrover gegangen und schleppte zwei Kisten heran. Es waren schöne, neue, mit Eisen beschlagene Kisten, tropenfest und mit Klemmverschlüssen, wie sie Thorwaldsen noch nicht gesehen hatte. Seinen fragenden Blick beantwortete Malanga gleichgültig.
»Eine Sonderanfertigung. In London hergestellt.«
»Tun Sie was Vernünftiges, Doc, statt Kisten zu erklären!« schnaubte Thorwaldsen. »Ich habe das Gefühl, daß sie mir in den Händen verbrennt. Sie glüht regelrecht. Haben Sie nicht wenigstens ein fiebersenkendes Mittel?!«
»Alles der Reihe nach. Das Fieber kann immer noch bekämpft werden. Wir müssen erst die Infektion angehen.« Malanga kniete neben seinen Kisten und schloß die Schlösser auf. Thorwaldsen starrte auf den weißen, nackten Leib Corinnas, und es war nur Sorge in seinem Blick, keinerlei männliche Bewunderung für die Schönheit des Körpers.
»Machen Sie ein Sonnensegel, Sir!« sagte Malanga, während er die erste Kiste aufklappte und eine Stanniolhaut zerriß. Es klang wie ein Befehl. Thorwaldsen ließ Corinnas Kopf los, rannte zum Wagen, holte Zeltleinwand und zusammensteckbare Stangen und begann, ein Sonnendach über dem nackten Körper aufzurichten. Es ging ziemlich schnell, darin war Thorwaldsen geübt. Er spannte die Leinwand zwischen die vier Stangen, zurrte die Seile aus Nylon fest und hieb die Heringe in die Erde. Als er mit dieser Arbeit fertig war und sich mit dem Unterarm
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