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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über eine der Plastikschüsseln gelegt und fing das Blut auf, einerseits, um die Decke nicht unnötig zu beschmutzen, andererseits, um abschätzen zu können, wieviel Kubikzentimeter Blut Corinna verlor und wieviel er transfundieren mußte.
    Thorwaldsen spürte ein Würgen in der Kehle. Ihm wurde merkwürdig schwindelig. Er hatte Blut in Massen gesehen … ein Jäger muß Blut sehen können, sonst kann er nie ein Tier aus der Decke schlagen. Es hatte ihm bisher nichts ausgemacht, wenn er tierisches Blut über seine Hände laufen ließ. Aber hier blutete Corinna, leuchtete hochrot ihr Lebenssaft in der Sonne, und jeder Tropfen, das wußte er, machte sie schwächer und schwächer. Das war etwas anderes als ein ausblutender Wasserbüffel, das hier verkrampfte das Herz vor Angst. Er würgte und schluckte. Malanga schielte zu ihm hin.
    »Tun Sie mir einen Gefallen, Sir, und kotzen Sie nicht«, sagte er ruhig.
    »Der Teufel hole Sie!« Thorwaldsen verdrehte die Augen. »Corinna blutet ja weg. Wann kommt mein Blut dran?«
    »Noch eine Weile, Sir.« Malanga fühlte Corinnas Puls und hörte die Herztöne ab. »Ich mache jetzt eine Venaesectio, um noch mehr fließen zu lassen.«
    Thorwaldsen seufzte. Malanga machte einen Venenschnitt und ließ es weiter bluten. Dann führte er die Hohlnadel des Transfusionsgerätes in Corinnas linke Armvene, öffnete den einen Hahn und sog mit der großen Spritze Thorwaldsens Blut ein.
    »Achtung! Es geht los!« sagte er dabei.
    Er öffnete den anderen Hahn und drückte das Blut in Corinnas Kreislauf.
    Corinnas Gesicht war schmal, fahl und kindlich klein geworden. Tiefe Ringe bildeten sich unter ihren Augen. Es war, als ob sie einsänken, sich zurückzögen in den Kopf.
    Malanga arbeitete nun wie eine Maschine. Er beobachtete das Bluten im Bein und regulierte die Neuzufuhr des Blutes von Thorwaldsen. Dabei zählte er die vollen Spritzen und rechnete die Kubikzahlen zusammen.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte er nach einer geraumen Zeit.
    Thorwaldsen bleckte die Zähne. »Wie auf einer Wolke. Ich schwebe. Ich nehme an, Sie bringen mich auf diese legale Art um. Aber wenn ich Corinna damit helfen kann …«
    Malanga antwortete nicht. Er rechnete still, schloß dann die Transfusion und begann, die aufgeschnittene Vene Corinnas zu versorgen und die große Wunde wieder zu vernähen, nachdem er noch Aureomycin-Wundpuder darübergestreut hatte. Dann legte er einen dicken Verband an, schiente das Bein außerdem, damit es still lag, und kontrollierte wieder Herz und Blutdruck. Corinnas Körper schien geschrumpft zu sein. Klein wie ein Kind lag sie unter dem Sonnendach, bleich und kaum atmend. Auch Thorwaldsen befand sich in einem Stadium zwischen Wachen und Ohnmacht; er hörte und sah alles, aber er konnte sich nicht bewegen und auch nicht sprechen.
    Malanga schloß an die Armvene Corinnas die Plastikflasche mit Homoseran an. Er befreite Thorwaldsen von dem Dreiwegehahn der Transfusion und gab ihm eine Injektion zur Stärkung und Kreislaufanregung. Thorwaldsen atmete rasselnd. Aber das Leben kam wieder zurück zu ihm.
    »Jetzt weiß ich, wie's ist, wenn man stirbt«, sagte er leise. »Verdammt dusselig wird man dabei. Was kommt nun, Doc?«
    »Wenn die Flasche leer ist, schließen Sie mich an.«
    »Wollen Sie unbedingt krepieren? Ich fühle mich wie nach einem Marathonlauf.«
    »Bis die Flasche leer ist, kann eine halbe Stunde vergehen, dann sind Sie wieder frisch.«
    »Sie Optimist! – Wie geht es Corinna?«
    »Sie wird es überleben«, sagte Malanga einfach.
    »Ist das wahr, Doc?« flüsterte Thorwaldsen.
    »Ja.«
    »Mein Gott, ich möchte Sie umarmen! Warum sind Sie bloß ein Neger?«
    Malanga stand stumm auf, ging zum Wagen und wusch sich die blutigen Hände. Ja, warum bin ich bloß ein Neger, dachte er und starrte über die glühende Savanne. Weitab zog eine Herde Impalas. Vor einem Hügel mit Papaya-Bäumen weideten vier Giraffen. Eine Zebraherde trabte zu einer Wasserstelle. Erst durch sie erkannte Malanga das nahe Wasser und atmete auf.
    Warum bin ich schwarz, dachte er. Warum schuf Gott verschiedene Rassen von Menschen? Oder schuf er sie gar nicht? Machten die Menschen selbst diese Unterteilung? Ist Weiß die Farbe der Herren? Warum?
    Er setzte sich in die offene Wagentür und blickte zu seinem ›Operationssaal‹. Corinnas weißer, halb zugedeckter Körper rührte sich nicht. Die Plastikflasche hing an der einen Zeltstange. Durch einen dünnen Schlauch rann das Leben in den zarten,

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