In den Klauen des Löwen
wie in Eis gelegt …«
Malanga schwieg. Thorwaldsen starrte auf das geschwollene Bein, es glühte fast. Und sie empfand es wie vereist. Mein Gott, Doktor, helfen Sie doch! Das ist ja bereits die Kälte des Todes!
»Ich muß operieren«, sagte Malanga klar und fast dozierend. Corinna nickte. »Ich muß Ihr Bein weit aufschneiden und so viel Blut aus Ihnen herausbluten lassen, wie es möglich ist. Gleichzeitig bekommen Sie frisches Blut und starke Antibiotika, vor allem Aureomycin. Es muß uns gelingen, das Gift aus dem Körper zu schwemmen oder es zu neutralisieren. Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe. Es ist sehr wenig.«
Corinna schloß die Augen. Ihre Hände lagen flach auf ihren Brüsten.
»Ich vertraue Ihnen«, flüsterte sie.
»Da ist noch der Blutaustausch«, sagte Malanga hart. »Ich weiß nicht, ob es Ihnen recht ist, wenn … wenn das Blut eines Farbigen später in Ihnen ist …«
»Meines wird reichen!« fiel Thorwaldsen ihm ins Wort. »Warum darüber reden?«
Corinna sah Malanga an. »Blut ist Blut«, sagte sie. »Malanga, warum fragen Sie überhaupt?«
Malanga erhob sich und ging zum Klapptisch. Er holte einige Plastikschüsseln und gruppierte sie neben Corinna. Dann winkte er zum Landrover.
»Sir, holen Sie Ihren Schlafsack. Sie müssen sich neben Miß Sander legen, damit ich die Blutbrücke anlegen kann.« Er schleppte seinen Instrumentenkoffer neben Corinna, legte die Blutdruckmanschette um ihren linken Arm und maß den Blutdruck. Dann horchte er ihr Herz ab, zählte die Pulsschläge und nickte. »Ich werde Ihnen eine leichte Narkose geben müssen«, sagte er. »Wenn Sie wieder aufwachen, sind Sie gerettet.«
Thorwaldsen lag bereits neben Corinna auf seinem Schlafsack und starrte gegen das Sonnensegel. Wenn … dachte er nur. Wenn …
»Wir sollten lieber wie die Irren zur nächsten Station fahren«, sagte er heiser. »Dort haben wir Funk. Ein Hubschrauber kann kommen …«
»Zu spät.« Malanga scheute sich nicht, die Wahrheit zu sagen. Aber er verschwieg, was weder Corinna noch Thorwaldsen wußten: In der Station hörte das Leben des Dr. Julius Malanga auf. 5.000 Uganda-Shillinge war sein Kopf wert. Im ganzen Land jagte man ihn jetzt. Die Fahrt zu einer Station bedeutete das Ende seines Lebens. »Die nächste Station ist 65 Meilen weit. Das ist eine Tages- und Nachtfahrt durch die Steppe. Corinna hält das nicht mehr aus. Wir müssen jetzt, hier, sofort operieren.« Malanga sah auf den liegenden Thorwaldsen. »Was ich bei der Blutbestimmung nicht sehen konnte, weil ich keine Zeit hatte: Waren Sie schon mal geschlechtskrank, Sir?«
Thorwaldsen fuhr von seinem Schlafsack hoch wie eine Rakete.
»Ich bringe Sie um!« brüllte er. Malanga wischte mit der Hand durch die heiße Luft.
»Das ist eine übliche ärztliche Frage bei einer Direktblutübertragung, Sir«, sagte er höflich. »Also nein?«
»Nein!« schnaufte Thorwaldsen und legte sich wieder hin. »Junge, ich habe Ihnen viel heimzuzahlen, das glauben Sie mir!«
Er streckte sich, als sich Malanga zwischen ihn und Corinna kniete und dem Mädchen eine leichte Narkose gab, gerade so viel, daß sie die Schmerzen nicht spürte, wenn das Skalpell ihr vergiftetes Bein spaltete.
Malanga hatte seine Hände in eine Desinfektionslösung getaucht; zu einer gründlichen Waschung hatten sie nicht genug Wasser in den Kanistern. Er verzichtete darauf, Gummihandschuhe überzustreifen; er konnte schneller und sicherer mit den bloßen Händen arbeiten.
Thorwaldsen zuckte zusammen, als die dicke Hohlnadel in seine Vene fuhr. Er schielte zur Seite. Dunkelrotes Blut quoll in das Glasröhrchen und dann durch den Gummischlauch bis zu dem Dreiwegehahn, der noch geschlossen war. Auch die große Spritze, mit der Malanga das Blut anzog und in Corinnas Vene hineindrücken wollte, war noch abgestellt. Die Hohlnadel für Corinna lag auf einer sterilen Unterlage.
»Passen Sie genau auf, Sir«, sagte Malanga ernst. »Was ich gleich mache, müssen Sie später tun, wenn ich Blut spende.«
»Das kann ja heiter werden!« sagte Thorwaldsen, überwand ein plötzliches Gefühl von Übelkeit und starrte auf das, was Malanga jetzt machte.
Die Operation war einfach. Es war mehr ein Fleischzerteilen als eine elegante Chirurgenkunst. Malanga schnitt tief in den vergifteten Riß ein, klappte die Wunde weit auf und hielt sie offen. Er schnitt weit in das gesunde Muskelgewebe hinein und klemmte keine Adern ab, sondern ließ es kräftig bluten. Er hatte das Bein dazu
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