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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blutleeren Körper. Daneben bewegte sich Thorwaldsen. Er stützte sich auf und sah zu Corinna. Dann wandte er den Kopf und sah hinüber zu Malanga.
    »Halb ist sie schon leer!« rief er mit hoher Stimme.
    Malanga erhob sich. Er tauchte wieder die Hände in die Sterillösung und kam mit tropfenden Fingern näher. Der Puls Corinnas ging stärker, die flache Atmung wurde kräftiger, der Herzschlag regelmäßiger, wenn auch immer noch sehr zaghaft.
    »Ich lege mir die Hohlnadel selbst an«, sagte Malanga, »und auch die zu Corinna. Sie haben dann nichts weiter zu tun, als auf mein Kommando hin die Hähne zu öffnen, anzusaugen und hineinzudrücken. Haben Sie vorhin den Rhythmus gesehen?«
    »Auf Ihre Verantwortung.« Thorwaldsen setzte sich. »Kann Corinna auch was passieren, wenn ich's falsch mache?«
    »Ja«, sagte Malanga kurz. Thorwaldsen bekam hektische Flecken im Gesicht, seine Unterlippe zuckte.
    »Legen Sie sich hin«, sagte er rauh. »Ich wollte zu einer Station! Wenn es schiefgeht und Corinna … Doc, ich verspreche es Ihnen hoch und heilig: Ich zertrümmere Ihnen den Schädel!«
    Malanga wartete, bis der letzte Tropfen Homoseran in die Vene gelaufen war, klemmte dann die Flasche ab, ließ die Nadel in der Vene und schloß den Schlauch zum Dreiwegehahn an. Dann streckte er den Arm aus, nahm mit der Rechten die andere Hohlnadel und stach sie ein. Thorwaldsen saß an der Spritze und hätte heulen können wie ein Schakal.
    »Aufpassen!« sagte Malanga und legte sich vorsichtig, damit die Nadel nicht wieder aus der Ader rutschte. »Rechten Hahn auf – anziehen – schließen … linken Hahn auf – eindrücken … Nicht so schnell … langsam, ganz langsam … Soll sie einen Kollaps bekommen?«
    Thorwaldsen war nach fünf Minuten ein Mensch, der im eigenen Schweiß badete. Vor seinen Augen flimmerte es, in seinem Kopf summten Millionen Moskitos. Aber er schaffte es … öffnen, anziehen, schließen, öffnen, drücken … immer und immer wieder … bis Malanga leise »Halt!« sagte. Thorwaldsen schloß alle Hähne und ließ den Kopf in beide Hände fallen.
    »Ich bin am Ende«, stammelte er. »Das vergesse ich mein Leben lang nicht …«
    Malanga lag ausgestreckt neben Corinna, noch mit den Schläuchen mit ihr verbunden und sah gegen das Zeltdach.
    Jetzt ist mein Blut in ihr, dachte er. Sie wird weiterleben auch durch mein Blut. Blut ist Blut … das stimmt, aber ich habe es ihr gegeben mit meiner ganzen Seele, mit meiner ganzen Liebe. Wenn es einen Gott gibt, wird sie es einmal in sich spüren.
    Er schloß die Augen. In dieser Minute konnte kein Mensch so glücklich sein wie Malanga.
    Am Abend war alles anders.
    Corinna hatte tief geschlafen, und es war ein Schlaf der Gesundung.
    Das Fieber war zurückgedrängt, das Aureomycin wirkte, die Kreislaufstützen stärkten das Herz, die Bluttransfusionen hinterließen keine großen Reaktionen, nur die Schwellung des Beines blieb, und das war natürlich. Ob das ganze Gift aus dem Körper geschwemmt oder durch die Antibiotika vernichtet worden war, konnte Malanga nicht sagen. Daß Corinna am Abend erwachte und ihr Blick klar war und ihre Stimme kräftiger, waren Beweise genug, daß es ihr viel besser ging. Thorwaldsen erkannte es auch und nickte Malanga dankbar zu.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte Malanga und deckte Corinna mit drei Decken zu. Sie war noch nackt darunter.
    »Viel besser, Herr Doktor.« Sie hob den Kopf. »Sehen Sie, ich bin schon wieder sehr stark.«
    »Bravo!« Malanga schob eine zusammengefaltete Decke unter ihren Nacken. »Aber Sie müssen liegenbleiben.«
    »Ich habe sogar Hunger.«
    »Ich brate Ihnen einen ganzen Büffel, Corinna!« rief Thorwaldsen und klatschte in die Hände.
    »Eine Tasse voll Porridge genügt.« Malanga gab ihr eine neue Injektion mit Aureomycin.
    »Sie Rohling!« Thorwaldsen knurrte, gehorchte aber und bereitete den Haferbrei. »Sie hat doch nichts im Magen.«
    »Schweres Essen belastet den Kreislauf.« Malanga beugte sich über Corinna und strich ihr die langen, blonden Haare von den Augen. Es war eine zärtliche Geste voll unendlicher Liebe. Corinna hielt seine Hand fest und legte sie an ihre Wange.
    »Ich danke Ihnen«, sagte sie leise.
    Malanga nickte stumm. Seine Kehle war plötzlich wie Leder.
    »Daß Sie leben, ist mein größtes Glück«, sagte er heiser. »Ich habe heute gemerkt, daß auch ein Arzt verzweifeln kann.« Er streckte die Hand aus, nahm die Tasse mit Porridge von Thorwaldsen und begann, Corinna wie ein

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