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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kleines Kind zu füttern. »Nun haben wir Zeit«, sagte er dabei. »Wir können uns erholen. Hier ist ein guter Platz.«
    »Und Gisela und Robert?« fragte Corinna und schluckte tapfer den Haferbrei.
    »Die finden wir auch. Wichtig sind im Augenblick nur Sie, Corinna.« Bevor die Nacht kam, bauten Malanga und Thorwaldsen das Zelt auf und trugen Corinna hinein. Sie kochten gemeinsam das Abendessen und suchten Holz für das Lagerfeuer.
    »Schlafen Sie bei Corinna«, sagte Malanga später. »Es ist nötig, daß jemand bei ihr ist. Sie könnte Schmerzen haben, unruhig werden.«
    Thorwaldsen sah Malanga groß an. »Wollen Sie nicht … Sie sind Arzt, nicht ich.«
    »Nein. Ich schlafe im Wagen. Wecken Sie mich, wenn irgend etwas ist.« Er drehte sich um und ging in die Dunkelheit hinein zu seinem Landrover. Thorwaldsen sah ihm nach. Er kaute an der Unterlippe.
    Er spürte ganz deutlich, daß die Krankheit Corinnas die Lage nur noch mehr zugespitzt hatte.
    Am frühen Morgen – Corinna und Thorwaldsen schliefen noch – saß Malanga vor seinem Transistorradio und hörte die ersten Nachrichten aus Kampala.
    Gleich zuerst, als wichtigste Meldung, befaßte man sich mit ihm.
    Sein Name war bekannt geworden. Wie ein Todesurteil tönte es ihm aus dem kleinen Lautsprecher entgegen.
    »… hat die Regierung die Belohnung auf 10.000 Uganda-Shillinge erhöht. Der Preis gilt für den lebenden oder auch toten Dr. Julius Malanga.«
    Malanga drehte das Radio aus. Alles andere war unwichtig.
    Für 10.000 Uganda-Shillinge würde ein Vater seinen Sohn, eine Mutter ihr Kind, eine Frau ihren Ehemann, eine Schwester ihren Bruder verkaufen. Es war ein Vermögen.
    Malanga sah hinüber zu der Sonne, die aus der Steppe aufstieg wie ein rotglühender Ball. Nicht weit von ihm brachen zwei Nashörner durch das hohe Elefantengras. Weit im Südwesten, wie eine Wolke im rötlichen Himmel des Morgens schwebend, stießen die Gipfel der Mondberge aus der Ebene.
    Dort allein ist Sicherheit, dachte Malanga. Dort kann ich leben. Dort findet mich keiner. Von dort aus muß ich beweisen, daß alles nur ein Irrtum ist, daß ich nicht Krieg und Blut, sondern Frieden und Freiheit will. Von den Mondbergen, wo die Götter thronen, wie wir als Kinder noch gelernt haben von den Alten, muß ich für mein Volk sprechen und Budumba anklagen, dessen Haß auf alle Weißen das Land in neuen Brand gesetzt hat.
    Sinnend beobachtete er die beiden Nashörner, die zur Tränke gingen, ab und zu stehenblieben, den mächtigen Kopf hochwarfen und mit dem dünnen, peitschenähnlichen Schwanz die Mücken vertrieben. Vier kleine Vögel, sogenannte Madenhacker, saßen auf den dicken, grauen Körpern der Nashörner und ließen sich tragen und hackten die Larven aus der rissigen Haut der Urwelttiere.
    Wer hat ihnen bloß gesagt, ich sei der Kopf der Bwambas, dachte Malanga. Wer hat diese Lüge in Umlauf gesetzt? Wer hat meine Gedanken über ein großes Bantuvolk so verzerrt? Dahinter steckt doch System, das ist kein bloßer Irrtum mehr.
    Er erhob sich, kletterte aus dem Wagen und wusch sich unter dem Wassersack mit dem Duschkopf. Er tat es nackt. Sein schwarzer Körper glänzte in der Sonne, die Muskeln spielten, das Wasser rann über seine Haut wie über poliertes Ebenholz.
    Er war ein schöner Mann; in seiner Gestalt spiegelte sich die Kraft afrikanischer Natur.
    Als Thorwaldsen erwachte und aus dem Zelt kroch, kochte schon das Teewasser und zog der Geruch von gebratenem Speck über den Lagerplatz.
    »Es geht ihr gut!« rief Thorwaldsen vom Zelt her. »Kein Fieber mehr. Bekommt sie auch Speck mit Eipulver?«
    »Ja.« Malanga lachte. »Ich habe für drei gekocht.«
    Dann sah er wieder zu den Mondbergen.
    Dorthin müssen wir, dachte er. Es gibt für uns keinen anderen Weg mehr.
    An diesem Morgen machte sich ein anderer Feind Malangas auf den Weg: Mike Harris.
    Nachdem schon in den Nachtmeldungen der Name des Staatsfeindes Nr. 1 von Uganda durchgegeben worden war, hatte Harris brüllend geflucht und sich entschlossen, an der Suche teilzunehmen. Nicht wegen der 10.000 Uganda-Shillinge; die wollte er Corinna zum Wiederaufbau der Farm stiften, wenn er Malanga gestellt hatte.
    »Wie eine tollwütige Hyäne erschieße ich ihn!« schrie Harris und hieb auf den Tisch. »Ich werde nicht lange fragen oder diskutieren: Abzug durch und paff … da liegt er. Dieser Saukerl! Und Corinna hat er unter Vorsäuselung von Lügen in seiner Gewalt! Himmel, Arsch und Zwirn, das muß mir passieren! Ich hätte

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