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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Toilettenhütte zusammen, wiederum bestaunt von den Bantus, die diese Bauweise noch nie gesehen hatten.
    Ingeborg Kraemer saß gerade vor ihrer Schreibmaschine und tippte einen Tagesbericht, als Robert Sander hinter sie trat. Er las ein paar Zeilen, bis Ingeborg aufhörte und das Papier zurückrollte.
    »Ich kann es gar nicht leiden, wenn mir jemand über die Schulter zusieht!« sagte sie grob. Im Herzen war sie froh, daß Robert Sander gekommen war. Über den Rand ihrer Schreibmaschine hatte sie ihn oft beobachtet und auch viel über ihn geschrieben. Ein Glück, daß er das nicht wußte, sie wäre sonst rot wie ein kleines Mädchen geworden.
    »Vor das ›und‹ kommt ein Komma«, sagte Robert Sander ruhig. »Und-Sätze, die ein Prädikat und ein Subjekt haben, bekommen auch vorher ein Komma …«
    »Danke, Herr Lehrer!« Ingeborg riß wütend den Bogen aus der Maschine. »Man merkt, daß Sie noch nicht lange aus der Schule sind.«
    »Erst acht Jahre, das stimmt. Ich habe mit 18 in einem Schweizer Internat mein Abitur gemacht.«
    »Eine Intelligenzbestie also.« Ingeborg schob die Maschine zur Seite. Bantuschreiner hatten für sie einen großen Tisch gebaut aus roh behauenen, aber unverwüstlichen Stämmen. »Ich mag Genies ebenfalls nicht.«
    »Darf ich fragen, wer Ihnen imponiert?«
    »Ein richtiger Mann!«
    »Und was muß der mitbringen?«
    »Mut!«
    »Aha! Er soll rüber zur Königsinsel fahren und Kirugu und Budumba zum Zweikampf fordern. Edel, ritterlich und hehr. Germania in Afrika!«
    »Blödsinn!« Ingeborgs Kopf flog herum. Ihre Augen glänzten. Sie sah hübsch aus, und Robert Sander bekam ein schweres Herz. »Dieses Herumsitzen ist schrecklich. Worauf warten wir? Daß man uns eines Tages auffrißt? Was wollen die Bantus von uns? Ich weiß, ich weiß, wir sollen Bargeld für ihre Freiheit werden. Aber glauben Sie, daß sich jemand um uns kümmert? Wenn die Regierungstruppen zum Angriff antreten und man uns abschlachtet, dann werden drei Tage lang die Zeitungen der ganzen Welt über das Blutbad schreiben, und am vierten Tag ist alles vergessen, und ein Raubmörder beherrscht die Schlagzeilen.«
    »Stimmt.«
    »Ich habe aber keine Lust, ein Märtyrer zu sein.« Ingeborg Kraemer stand abrupt auf. Jetzt sah sie noch hübscher aus, die Bluse spannte sich über ihren Brüsten, der kurze Rock reichte bis knapp an den Knieansatz. »Ich will hier raus!«
    »Tolle Idee!« sagte Robert Sander sarkastisch. »Auf den Gedanken ist noch keiner von uns gekommen.«
    »Weil ihr alle herumsitzt und auf ein Wunder wartet! Mein Gott, wäre ich ein Mann … Aber ich schaffe es auch allein!«
    »Sie wollen also im Sumpf ersaufen?« sagte Robert grob.
    »Ich werde schon einen Weg finden. Das Problem ist nur, von der Insel wegzukommen. Aber ich habe eine Idee.«
    »Laß hören, edle Maid.«
    Ingeborg Kraemer verzog den hübschen Mund. »Wenn Sie sich über mich lustig machen wollen, dann gehen Sie zu Ihren Bauarbeitern und kümmern sich um die Gestaltung des Lokus.«
    »Das ist kein Problem.« Robert Sander grinste breit. »Es kommen fünfundzwanzig Kabinen hin mit einem Sitzbrett, in das ein Loch geschnitten ist von der Größe eines Normalhinterns.«
    »Sie sind ein widerlicher, arroganter …«
    »Stopp!« Robert Sander legte seine Hand auf den Mund Ingeborgs und unterdrückte die anderen Worte. »Nun hören Sie mal schön zu, Sie feurige Amazone. Seit vier Tagen baue ich dort drüben im Schilf eine schwimmende Insel. Sie kann sechs Personen tragen, ist lautlos, unsinkbar, weil aus Binsengeflecht, fällt nicht auf und trägt uns über das Wasser ans feste Land. In drei Tagen ist sie fertig, und ich wollte Sie, wenn Sie mich nicht gleich mit Worten geohrfeigt hätten, fragen, ob Sie mitschwimmen wollen.«
    »Phantastisch!« Ingeborgs Augen bekamen einen feurigen Glanz. »Das gibt eine Story!«
    »Ihre dämliche Story lassen wir mal jetzt weg. Es geht um mehr als um 300 Zeilen. Es geht, verdammt noch mal, um unseren Kopf! Gelingt die Flucht, sind wir gut heraus; fängt man uns …«
    Er ließ die Alternative offen, aber Ingeborg Kraemer verstand ihn genau. Sie nickte. »Damit muß man rechnen.«
    »Sie kommen also mit?«
    »Natürlich. Wer schwimmt noch mit uns?«
    »Meine Schwester Gisela. Ich muß sie erst von der Königsinsel holen. Dann dachte ich an Pater Fritz und drei Frauen, deren Familien in Kampala und Entebbe sind. Wir drei Männer werden sie schon mitschleppen können.«
    »Drei Männer? Wieso?« Ingeborg Kraemer

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