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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihn damals gleich umlegen sollen. Ich hatte es im Gefühl.«
    Nach dem Brüllen folgte die Tat.
    Major Harris rüstete einen Jeep aus, montierte sein MG auf den Rahmen der Frontscheibe, packte die Seiten voll mit Kanistern, bestimmte zwei Vorarbeiter als Begleiter und raste los in die Savanne.
    Die Militärstreifen hatten nach einigen Meilen die Spur verloren und saßen nun herum, warteten, rauchten, schossen sich Nahrung und waren froh, von der Zentrale nicht erreicht zu werden. Sie machten sich ein paar gute Tage und wurden erst wieder mobil, als die Weißen systematisch gestohlen wurden und der Überfall auf Butiti viel Wind machte. Da tauchten sie aus der Savanne auf, meldeten sich per Funk und berichteten, sie hätten den gesuchten Malanga nicht gefunden. Die Spur höre an einem Fluß auf, und nun sei Ende.
    Mike Harris begegnete drei Kolonnen, die zurück zur Staatsstraße zogen, um die Siedlungen der Weißen zu schützen. Die Sergeanten, die die Trupps anführten, berichteten von ihrem Pech.
    »Weil ihr Bretter vor der Stirn habt!« sagte Harris grob. »Malanga ist zu den Mondbergen, das sage ich euch! Und dorthin fahre ich auch, und wenn ich durchbrechen müßte wie ein Panzer! Los, Jungs! Ich habe die richtige Witterung. Ich komme mir wie ein Geier vor, der Blut über fünfzig Meilen riecht!«
    Sein Jeep tanzte über den Boden der Steppe und tauchte wieder unter im hohen Gras. Er benutzte Negerpfade, kleine, enge Trampelwege, wo das Gras niedergetreten war, und kam gut voran.
    »Er wird das gleiche getan haben«, sagte er zu seinen Vorarbeitern, die nicht gerade erfreut waren, an dieser Expedition teilzunehmen. Auch sie waren Bantus, allerdings getauft und in der Missionsstation erzogen. Sie konnten das Vaterunser und einige Kirchenlieder, hatten schreiben und lesen gelernt und trugen sogar Unterhosen unter ihren Khakihosen. Die wilde Fahrt durch die Steppe mit dem noch wilderen Harris kam ihnen unheimlich und – im stillen gedacht – auch dumm vor.
    Wenn Malanga wirklich der große mganga war, wie der Rundfunk es sagte, dann war er unbesiegbar, auch für Mike Harris. Der alte Glaube an die großen Zauberer lebte trotz Missionsschule noch in ihren Herzen. Stumm hockten sie auf den Gepäckkisten Harris', starrten zu den Mondbergen und überlegten, was gegen den wilden Major zu unternehmen sei. Bis zu den Mondbergen, das wußten sie jetzt schon, würden sie auf keinen Fall mitfahren.
    Mike Harris fuhr wie der Satan durch die Steppe, ein Jäger, der sein Wild hetzt.
    Er ahnte nicht, was ihm noch alles bevorstand.
    Das Gefangenenlager in den Sümpfen von Toro füllte sich von Tag zu Tag mehr. Die Fangkommandos Budumbas machten gute Beute; manchmal war man erstaunt, wie sorglos die Leute in einem Land lebten, das begonnen hatte, wie früher Kenia oder der Kongo einen Haß gegen die Weißen hochzuspielen. Zwar hatte sich in den anderen Ländern nachher alles normalisiert, aber die Blutopfer waren groß gewesen.
    So hatten die Kommandos Budumbas oft leichtes Spiel. Sie kassierten die Weißen wie eine Hammelherde und trieben sie in die Sumpfgebiete, wohin ihnen bisher nur einmal eine Streife der Armee folgte. Sie kehrte nie zurück, und man hat auch nie wieder etwas von den zwanzig Uganda-Soldaten gesehen oder gehört.
    Im Lager litten die Weißen keinerlei Not. Sie hatten saubere Grashütten, die Bwambas sorgten rührend für sie, schleppten Nahrung heran und schossen Wild genug, so daß alle satt wurden. Im Lager ging schon der Witz um: »Jeden Tag Nashornkeule! Ich möchte mal ein saftiges Affensteak …«
    Ingeborg Kraemer, die Journalistin, hatte viel zu tun. Jeden neuen Transport interviewte sie; man behinderte sie nicht, ließ sie bogenweise Berichte schreiben, ja, man stand um sie herum und beobachtete interessiert, wie die Hebelchen der Schreibmaschine Buchstaben auf das weiße Papier zauberten, etwas, was die Bantus sehr in Staunen versetzte. Budumba mußte eingreifen und selbst ein paar Zeilen schreiben, um zu beweisen, daß es kein besonderer Zauber sei, den die weiße Herrin da vollführte.
    Robert Sander hatte in diesen Tagen erstaunlich viel und oft in der Nähe Ingeborg Kraemers zu tun. Er war zu einer Art Lagerleiter befördert worden und kümmerte sich darum, daß Wünsche der Gefangenen von Budumba erfüllt wurden. Etwa die Anlage einer vernünftigen Toilette oder eine Gemeinschaftsanlage zum Wasserabkochen, der primitivste Schutz zum Überleben. Bautrupps hämmerten dann auch die große

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