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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zählte an den Fingern. »Sie, Pater Fritz … wo ist der dritte?«
    »Sie! Sie gelten als Mann.«
    »Danke.« Ingeborg sah Robert giftig an. »Ich habe von Ihnen auch gar nichts anderes erwartet als Blindheit in dieser Richtung.«
    »Sehen Sie … so wundert sich keiner mehr.«
    Ehe es Ingeborg verhindern konnte, hatte er blitzschnell ihren Kopf mit beiden Händen umklammert, zog ihn zu sich heran und küßte sie. Es war ein langer, harter Kuß, unter dem ihr anfänglicher Widerstand kläglich zusammenbrach.
    »So!« sagte er zufrieden, als er ihren Kopf wieder freigab. »Das hätten wir. Du hast übrigens Lippen, die einen einfach zwingen, sie zu küssen. Und jetzt gehe ich zum Lokusbau.«
    Ingeborg Kraemer sah Robert Sander nach, bis er im Gewimmel der anderen weißen Gefangenen verschwunden war. Dann setzte sie sich an die Schreibmaschine, spannte ein neues Blatt ein und schrieb fünf Zeilen. Es war die beste Kurzgeschichte, die sie je geschrieben hatte. Sie bestand aus der Wiederholung von drei Worten:
    Ich liebe dich … ich liebe dich … ich liebe dich …
    Nabu Budumba war zufrieden mit seiner Aktion. Malanga wurde gejagt und konnte nicht mehr gefährlich werden, die weißen Geiseln zeigten schon Erfolg: Die Armee stand Gewehr bei Fuß und rückte nicht weiter vor. Seine Späher hatten es gemeldet. Und ein Gefangener, den die Armee wieder freiließ, damit er den Kontakt zu Budumba und Kirugu herstellte, brachte es sogar schriftlich mit: Man war bereit, zu verhandeln. Man wollte über die Belange der Bwambas sprechen.
    Hinter diesem Waffenstillstand verbarg sich Oberst McCallen. »Erst einmal die Knaben kommen lassen«, hatte er vorgeschlagen. »Sie erst an den Verhandlungstisch bringen. Wenn sie dann in Kampala, oder wo die Besprechung stattfindet, ›verunglücken‹, ist das eben ein großer Schicksalsschlag für die Bwambas. Aber er löst schnell alle Probleme. Blasen wir ihnen erst einmal Gleichberechtigungswahn in die Hirne!«
    Budumba schien das zu ahnen. Er verhielt sich still und sammelte weiter Weiße. Jeder Weiße war eine Garantie mehr.
    So verlief alles nach seinen Plänen … nur Gisela Sander brachte ihm eine Verachtung entgegen, die ihn krank machte.
    »Ich weiß, was Sie von mir denken, Miß Sander«, sagte Budumba in seinem kehligen Englisch, an dem Abend, an dem Robert Sander die Überrumpelung Ingeborg Kraemers gelang. Er hockte vor ihr in der Hütte, die sie allein bewohnte wie die Frau des Königs Kirugu neben ihr. »Aber Sie werden umdenken müssen.«
    »Nie! Sie haben meine Eltern ermordet.«
    »Ihr Vater hat zuerst geschossen. Ich konnte meine Leute nicht mehr halten.«
    »Sollte er sich wehrlos abschlachten lassen?«
    »Wir wollten niemanden töten, keine Häuser verbrennen. Wir wollten nur drei Tage auf Ihrer Farm bleiben und uns ausruhen von dem langen Marsch, der hinter uns lag. Aber wir wurden beschossen wie die Räuber.«
    »Das ist eine Lüge! Mein Vater schoß erst, als die ersten brennenden Pfeile auf die Arbeiterbaracken fielen.«
    »Wollen wir darüber streiten?« Budumba lächelte böse. »Es ist geschehen und vorbei. Der wahre Herr über die Bwambas und dieses Land bin ich! Es gibt keinen, der mich hindern könnte, das zu tun, was ich will.«
    »Man wird Sie eines Tages wegtreiben wie einen bösen Spuk«, sagte Gisela Sander mutig.
    »Ich werde es Ihnen beweisen.« Budumba erhob sich. Er zitterte vor Wut. »Ich könnte Sie betäuben, niederschlagen, von vier Mann festhalten lassen und mir nehmen, was ich will. Wie einfach wäre das. Aber ich will keine weiße Frau, die ich dazu zwingen muß. Ich will, daß Sie freiwillig zu mir kommen.«
    »Eher hänge ich mich auf!« schrie Gisela Sander. Jetzt war sie wie ihr Vater, mutig, unerbittlich und in der größten Not auch ohne Angst.
    »Wir wollen es sehen«, sagte Budumba dunkel. »Es gibt keine Frau, der die Macht nicht imponiert.«
    In der Nacht geschah dann das Fürchterliche.
    Budumba ließ die Gefangenen zu einem Block zusammentreiben. Eine Kompanie Bwambas bildete einen Sperriegel zwischen den Weißen und einem freien Platz, auf dem ein weißer Farmer stand, allein, an Händen und Füßen gefesselt. Er war drei Stunden vorher von einem Fangtrupp neu eingeliefert worden und stand nun da, mit verkniffenem Gesicht, zusammengepreßten Lippen und kurzen, grauen Haaren. Er mochte vielleicht fünfzig Jahre alt sein und lebte seit seiner Kindheit in diesem Land. Er baute Ölfrüchte an und besaß eine große Ölmühle, die 300

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