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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier. Man braucht mich. Ich werde der letzte sein, der geht … wenn man mich den letzten sein läßt …«
    Robert Sander nickte. Er verstand den Priester. Alles hatte sich seit dieser Nacht verändert. Nun lief man gegen die Zeit um sein Leben.
    Bis zum Morgengrauen hockte er, bis zum Hals im Wasser, wieder im Schilf und baute an seiner schwimmenden Insel.
    Gab es noch eine Frist von drei Tagen?
    Mike Harris kannte keine Ruhe. Der Gedanke, daß Corinna Sander in den Händen eines Mannes war, den das ganze Land suchte, auf dessen Kopf 10.000 Uganda-Shillinge Belohnung standen und der zwar ein Arzt, aber auch der geistige Motor für den Aufstand der Bwamba-Bantus sein sollte, trieb ihn vorwärts.
    Der Tod seines Nachbarn und Freundes Gerald Sander, die verbrannte Farm, das Grauen, das die Bwambas überall hinterlassen hatten, wo sie durchgezogen waren, ließen ihn zu einem Berserker werden. Er hatte schnell ausgerechnet, daß der Vorsprung Malangas so groß nicht sein konnte, denn Corinna und Malanga würden in der Steppe ein Nachtlager aufschlagen – im Gegensatz zu ihm; er tat das nicht. Er fuhr den ersten Tag selbst und ließ in der Nacht seinen ersten Vorarbeiter weiterfahren. Ein Protest half nicht.
    »Geister?!« brüllte Harris, als die beiden Farbigen sich verstört in den Wagen drückten. »Himmel und Arsch! Seid ihr in der Missionsschule erzogen worden oder nicht?! Es gibt keine Geister von Verstorbenen! Wenn ein Mensch tot ist, ist er tot, basta! Oder glaubt ihr, die Seele von Großmütterchen tanzt bei Mondschein über die Steppe! So ein Blödsinn! Du fährst in der Nacht weiter!«
    Mike Harris schlief erschöpft, als es Nacht wurde. Ab und zu, getrieben von dem Willen, zu kontrollieren, wachte er kurz auf, aber es war nur ein Dämmern, ein Halbschlaf, in dem er zufrieden spürte, daß der Wagen schaukelte und brummte. Man fuhr also weiter … Mike Harris schlief wieder ein.
    So merkte er nicht, daß seine beiden Vorarbeiter eine äußerst raffinierte Methode ausgedacht hatten, die Geister der Nacht nicht zu stören: Der Wagen stand auf einem Fleck, der Motor lief, und einer der beiden Farbigen war damit beschäftigt, den Wagen auf der Stelle hin und her zu schaukeln. Nach zwei Stunden wurde er von dem anderen abgelöst.
    So ging die Nacht mit Schaukeln herum. Als der Morgen dämmerte und die Tierherden zu den Tränken zogen, fuhren die beiden Vorarbeiter weiter. Harris erwachte erst, als ihm die Sonne ins Gesicht schien.
    Er reckte sich, sah sich blinzelnd um, stellte fest, daß sie an einem Fluß entlangratterten und richtete sich auf.
    »Brav!« sagte er anerkennend. »Anhalten! Jetzt fahre ich weiter. Legt euch hinten rein und schlaft …«
    Die beiden Bantus grinsten, hielten an, übergaben das Steuer wieder Harris, rollten sich auf den Rücksitzen wie Katzen zusammen und schliefen schnell ein.
    Nach drei Stunden Fahrt, während denen Harris Fruchtsaft trank und Kekse aß, ohne Rast zu machen, hielt er verwundert an und stellte sich auf den Sitz. So konnte er das hohe Elefantengras überblicken. Fünfzig Meter rechts von sich erkannte er einen Einschnitt, der ihm seltsam bekannt vorkam. Dort verlief eine Straße und die Hügel in der Ferne hatten Formen, die er schon einmal gesehen hatte. Plötzlich schlug es in ihm ein wie ein Blitz.
    Sie fuhren im Kreis! Er fuhr wieder seiner Farm zu. Noch dreißig Meilen, und er rumpelte wieder durch seine Felder.
    Mike Harris tat einen Sprung aus dem Wagen und zog die beiden schlafenden Bantus an den Beinen von den Sitzen. Sie plumpsten auf die Erde und sprangen schlaftrunken auf. Dann erstarrten sie. Harris stand vor ihnen, das Gewehr im Anschlag. Sein Gesicht war tief rot.
    »Ihr Saukerle!« brüllte er. »Ihr Vollidioten! Wo seid ihr in der Nacht hingefahren? Antwort, oder es knallt!«
    »Immer geradeaus, Bwana, wie du es gesagt hast!« rief der erste Vorarbeiter und zitterte. »Immer geradeaus.«
    »Zurück seid ihr gefahren!«
    »Nein, Bwana.«
    »Doch!« Harris bebte vor Wut. »Ihr habt umgedreht.«
    »Es war dunkel, Bwana. Die ganze Nacht sind wir gefahren. Vielleicht haben uns die Geister falsch geführt.«
    »O Himmel!« Harris ließ das Gewehr sinken. Es hatte keinen Sinn, dagegen anzubrüllen. Man konnte ihnen jetzt den Schädel einschlagen – sie würden trotzdem dabei bleiben, daß die Ahnen sie für die nächtliche Fahrt bestraft hatten. »Einsteigen!« knurrte Harris. »Die nächsten 48 Stunden schlafe ich nicht! Los!«
    Es zeigte sich, daß sie

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