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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sei er noch Taxichauffeur in Nairobi und erkläre bei einer Rundfahrt durch die Stadt den Touristen die Sehenswürdigkeiten. »Jeden Tag zehn Menschen, Miß Sander. Sie haben gesehen, daß ich die Macht dazu habe. Wer will mich hindern? Ich glaube, daß nach zwei Tagen Ihre eigenen Freunde zu Ihnen kommen werden und Sie anflehen, Budumba zu lieben, um das Leben der anderen zu retten. Und überlegen Sie, daß bei der dritten Gruppe Ihr Bruder sein wird. Bei der vierten Pater Fritz …«
    »Und Sie sind einmal getauft und in einer Missionsschule erzogen worden«, sagte Gisela leise.
    Budumba lächelte breit. »Auch unter den weißen Christen gibt es Mörder. Warum verlangt man vom schwarzen Mann, daß er christlicher sein soll als seine weißen Vorbilder? Ich habe die Macht, zu tun, was ich will. Das allein ist jetzt wichtig, Miß Sander. Wollen Sie, daß ich jeden Tag zehn Ihrer Landsleute hinrichten lasse? Ist Ihnen Ihr schöner, weißer Körper soviel wert?« Budumba erhob sich abrupt. »Mir ist er soviel wert! Ich bade ihn in Blut, wenn es sein muß!«
    »Nie bekommen Sie mich lebend!« schrie ihm Gisela Sander zu. »Nie! Nie!«
    Budumba hob die breiten Schultern. Katzenhaft leise ging er zum Ausgang der Hütte. »Sie werden wahnsinnig werden«, sagte er dumpf, bevor er den Vorhang aufschlug. »Jeden Tag zehn Menschen … vor Ihren Augen … und diese Menschen werden Sie anflehen, auf den Knien vor Ihnen liegen und Ihnen zuschreien: Rette unser Leben … liebe Budumba … laß uns nicht töten … liebe Budumba … liebe Budumba … Ob Sie das aushalten, Miß Sander?!«
    Gisela sank auf ihr Fellager zurück, als Budumba die Hütte verlassen hatte. Was in den nächsten Tagen geschehen würde, was sich ein Mensch ausdenken konnte, der das krankhafte und mit Haß geladene Gehirn eines Budumba besaß, war wirklich das Grauenhafteste, das Unerträglichste auf dieser Welt. Es gab nur einen Weg, ihm zu entgehen und das Leben der anderen zu retten: Der eigene Tod, bevor die ersten zehn zur Hinrichtung geführt wurden.
    Gisela Sander war dazu bereit.
    »Ich möchte Pater Fritz sprechen«, ließ sie dem König der Bwambas, Kwame Kirugu, mitteilen.
    Am Abend wurde Pater Fritz von der Gefangeneninsel zur Königsinsel gerudert. Nur eine Nacht blieb noch bis zur Entscheidung.
    Was Pater Fritz mit Gisela Sander besprach, hat nie jemand erfahren. Aber als er die Hütte wieder verließ und Gisela ihn bis zu dem flachen Boot begleitete, segnete er sie, bevor er wieder hinüberfuhr zur Insel, und sie kniete nieder und senkte den Kopf.
    In dieser Nacht schlief auch Pater Fritz nicht. Er hatte einen Tod durch eigene Hand gesegnet.
    Die sich überschlagenden Ereignisse verhinderten das Opfer Gisela Sanders. Budumba hatte am nächsten Morgen andere Sorgen, als sich um die Eroberung einer weißen Frau zu kümmern.
    Sein großer Traum von einem eigenen Staat der Bwambas unter seiner Herrschaft schien sich aufzulösen wie Frühnebel nach den ersten warmen Sonnenstrahlen.
    Zwei Kompanien der Kampftruppen hatten die Mondberge erreicht und sich in den unwegsamen Felsgebieten eingenistet. Stoßtrupps hielten den Weg offen für den nachfolgenden Stamm, dem auch die vierhundert Gefangenen angehören sollten. Planmäßig, wie bei einem Manöver, war bisher alles abgerollt. Vom Kongo kamen Waffen- und Lebensmittellieferungen über die Mondberge. Zwei Batterien Artillerie zogen auf einsamsten Felsenpfaden zu den Bwambas, überquerten den ›Thron der Götter‹, die Region des ewigen Schnees.
    Budumba war stolz auf seine Organisation. Siegessicher hatte er Kirugu, dem vorsichtig Zögernden, die Meldung gezeigt, daß militärisch schon fast alles erreicht sei. »Das ist eine Falle!« hatte Kirugu gesagt. Es klang lahm. Die Erfolge Budumbas waren unheimlich; die Bantus begannen, ihn wie einen Gott anzubeten. Die Königswürde Kirugus war nur mehr ein Maskenscherz, weiter nichts. Nur aus Tradition blieb er auf dem Thron. Sein Wort wurde nur noch von ganz wenigen Getreuen gehört, aber auch die wandten sich ab, aus Angst, den Zorn Budumbas auszulösen.
    »Ich werde jetzt verhandeln«, sagte Budumba voller Triumph. »Ich schicke zwei Offiziere zu den Regierungstruppen und biete den Tausch an: Die Weißen gegen freies Geleit unseres Volkes zu den Mondbergen. Sie müssen darauf eingehen.«
    »Sie werden es nicht!« Kirugu schüttelte den Kopf. Sein Kopfschmuck aus Pfauenfedern wippte. »Was sind die Weißen denn wert?«
    Budumba nannte Kirugu einen alten

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