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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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laute Plätschern im Wasser, jeder dumpfe Schlag, wenn etwa ein schon zusammengebundenes Floßstück aus den Händen gleiten würde, konnte die Wachen alarmieren. Pater Fritz, der es abgelehnt hatte, sich an der geplanten Flucht zu beteiligen, half ihnen, indem er auf einem Platz in der Nähe der Schilfstelle Abendandachten abhielt. Er ließ dann hintereinander Lieder singen und überdeckte damit das leise Hämmern, wenn Robert einige Nägel einschlagen mußte. Robert Sander benutzte dazu als Hammerersatz einen runden Stein, aber man brauchte damit die dreifache Zeit, um einen Nagel einzutreiben.
    »Morgen ist das Floß fertig«, sagte er zu Pater Fritz, als er und Ingeborg naß und frierend in die Hütte krochen.
    »Haben Sie noch einmal mit Gisela sprechen können, Pater?«
    »Ja. Sie will nicht mitkommen. Sie meint, eine Flucht würde dieselben Folgen haben wie ihre Weigerung, Budumba zu lieben: Er würde seine Drohung wahrmachen. Aber wenn sie …« Pater Fritz stockte. Die weiteren Worte kamen ihm einfach nicht über die Lippen. Er starrte in das kleine Feuer, das die runde Hütte erleuchtete und wärmte. Durch ein kleines Loch im Hüttendach zog der Rauch ab.
    »Ich lasse sie nicht zurück«, sagte Robert tief atmend. »Sie glauben doch nicht, Pater, daß ich meine Schwester ihrem Schicksal ausliefere? Ich hole sie herüber zu uns.«
    »Können Sie mir sagen, wie? Um die Hütte Giselas hat Budumba vier Mann seiner Garde aufgestellt.« Pater Fritz faltete die Hände. »Nicht mal ein Käfer kann ungesehen bis zur Hütte krabbeln.«
    »Es wird schon einen Weg geben!« Es war Ingeborg, die das sagte. Pater Fritz sah Robert Sander an.
    »Gratuliere. Diese Frau paßt zu Ihnen, Robert. Aber Wunder können Sie beide trotzdem nicht vollbringen.«
    »Vielleicht beten Sie um ein Wunder, Pater?« sagte Robert leise.
    »Es wird nichts nützen.« Pater Fritz sah an das Hüttendach. »Verlangen Sie von Gott nicht, daß er Politik macht. Wir werden politische Opfer sein … aber in Gottes Reich werden wir selig werden.«
    »Das mag Sie trösten, Pater. Ich lebe lieber!« Robert stand auf und zog Ingeborg mit sich hoch. »Lassen Sie unser Floß erst mal fertig sein. In vierundzwanzig Stunden kann uns noch vieles einfallen und sich noch vieles ändern.«
    Er ahnte nicht, wie nahe er damit der Wahrheit war.
    Das neue Lager Malangas, in dem er einen Tag ausruhen wollte, um Corinnas Kräfte zu schonen, lag am Rande des Sumpfgebietes von Toro.
    Wieder tarnte man Zelt, Landrover und Sonnendach und spannte Moskitonetze über alles, denn die Mückenplage war hier in der Sumpfnähe kaum noch auszuhalten. Corinna lag in einem Dämmerschlaf, den Malanga durch Injektionen aufrechterhielt. So merkte sie nicht, daß man Tag und Nacht und wieder einen ganzen Tag hindurch gefahren war. Malanga hatte noch einmal den Verband gewechselt und wieder Calcium gespritzt, dazu eine Dosis Aureomycin. Nun blieb nur noch das Warten, medizinisch war nichts mehr zu tun.
    »Ich frage mich wirklich, wozu Ärzte sechs Jahre studieren müssen, wenn am Ende so wenig dabei herauskommt«, knurrte Thorwaldsen, als Malanga ihm dies erklärte. »Solche Heilerfolge habe ich auch, wenn ich mit dem ›Hausschatz des ärztlichen Ratgebers‹ herumfahre.«
    Von Kilometer zu Kilometer, die sie zurücklegten, wurde Thorwaldsen ruhiger und entschlossener. Er hatte nicht die geringste Absicht, mit Malanga in die Mondberge zu ziehen, ebensowenig wie er es dulden konnte, daß Corinna diesen Wahnsinn, wie er es nannte, mitmachen mußte, vor allem jetzt, wo sie kaum noch überblickte, was mit ihr geschah. Irgendwie und irgendwann mußte es zu der großen Auseinandersetzung zwischen ihm und Malanga kommen; die Stunde, nach der es nur noch einen von ihnen auf der Welt gab. Thorwaldsen zweifelte nicht daran, daß er es war, nur den Zeitpunkt wußte er nicht. Eines jedoch war für ihn jetzt schon sicher: In die Sümpfe hinein zog er nicht mit Corinna.
    Er atmete also auf, als Malanga sich entschloß, das neue Lager noch in der Feuchtsavanne aufzuschlagen, wieder am Fuße eines der typischen Hügel und im Schatten großer Euphorbien und Papayas.
    »Hier bleiben wir, bis Corinna gesund ist!« sagte Thorwaldsen, als die Tarnung vollendet war.
    »Einen Tag«, antwortete Malanga ruhig. Er kam von der Kuppe des Hügels und hatte hinübergeblickt zu den weiten Sümpfen. Er war wie ein Raubtier, das Blut wittert. Es schien, als rieche er die Nähe seines Stammes.
    »Darüber sprechen wir

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