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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihnen die Militärhosen und Schnürstiefel wieder abgenommen. Barfuß, in Unterhosen, standen sie im Staub und bekamen einen Tritt in den Hintern.
    »Lauft zurück zu euren Schweinen!« schrien die Uganda-Soldaten ihnen zu. »Los! Lauft schon!« Sie schossen hinter den beiden Bwambas in die Erde und lachten, als diese begannen, wegzulaufen, die Röcke auszogen, die Mützen wegwarfen und mit nacktem Oberkörper, in kurzen Hosen durch das trockene Gras hetzten.
    »Eigentlich sind es jetzt keine Offiziere mehr«, sagte ein junger Leutnant. »Sie haben ihren Rang weggeworfen. Nur noch dreckige Revolutionäre sind sie. Jungs, bestraft sie.«
    Nur wenige Meter weit kamen die beiden Unterhändler. Dann traf sie eine Garbe aus einem MG … sie breiteten im Laufen die Arme aus, stolperten, als stieße man ihnen in den Rücken und fielen dann vornüber in den Staub.
    Das Schicksal von vierhundert Weißen war entschieden.
    Oberst McCallen flog zurück nach Kampala und funkte seine Erfahrungen nach London an den Geheimdienst. Er bat um weitere Weisungen und schlug unter Einsatz aller Presse-Agenturen der Welt eine erdumspannende Pressekampagne zur Rettung der Gefangenen vor. Notfalls, so funkte er, müsse man Fallschirmjäger einsetzen, um die Weißen zu befreien. Souveränität hin, Völkerrecht her, hier gehe es um eine humanitäre Sache. Vierhundert Weiße sollten geopfert werden.
    London empfing die Meldungen – und schwieg.
    Bis zum Morgen saß McCallen vor dem Funkgerät. Dann legte er sich resigniert hin. Er verstand das Schweigen aus London: Die große Politik kann auf vierhundert Menschen keine Rücksicht nehmen. Das selbständige Afrika ist noch immer das Hinterland Europas. Man braucht es. Was sind vierhundert Menschen in dieser weltpolitischen Situation?
    »Es ist zum Kotzen!« sagte McCallen laut. »Ich suche mir einen anderen Job! Ich werde Kaninchen züchten oder eine Hühnerfarm aufmachen. Die Politik heute ist etwas für Rechenmaschinen. Ich aber bin noch ein Mensch!«
    Das alles erfuhr Budumba nicht. Aber er bekam die Meldung, daß man seine beiden Unterhändler erschossen habe. Da dies die Antwort war auf sein Angebot, wußte er jetzt, daß seine Geiselaktion ein Fehlschlag geworden war. Neben der Fortführung des Krieges und dem Durchbruch des Reststammes zu den Mondbergen mußte das Problem der Gefangenen gelöst werden. Die einfachste Lösung, alle durch ein paar MG-Garben niederzumähen, lag am nächsten, aber Budumba scheute davor zurück. Er dachte an die Fallschirmjäger-Aktion im Kongo und an die Möglichkeit einer weißen Söldnertruppe, gegen die kein Zauber mehr half.
    Kirugu, der Budumba mit einem hämischen Grinsen beobachtete, sah seine Zeit gekommen.
    »Was nun?« fragte er. »Geh hinaus und erkläre es den Kriegern. Oder soll ich es tun?«
    »Was willst du erklären?« Budumba fuhr von seiner geflochtenen Matte hoch. »Es hat sich nichts geändert.«
    »Sie verzichten auf die Weißen.«
    »Wir werden durchbrechen zu den Bergen.«
    »Und die Gefangenen?«
    »Wir lassen sie zurück.« Budumba atmetete tief auf. »Wir werden sie auf ihrer Insel lassen und abziehen. Wenn sie gefunden werden, ist es ihr Glück, wenn nicht …« Er hob die Schultern. »Man sagt den Weißen nach, daß sie viel Phantasie hätten. Sie können sie gebrauchen. Vielleicht gelingt es ihnen, ans feste Land zu kommen. Es ist die beste Art, sie loszubekommen. Ich werde noch zwei Tage warten, dann räume ich den Sumpf.«
    »Und draußen erwarten uns die Regierungssoldaten.«
    »Wir werden sie überrennen.« Die Augen Budumbas blitzten fanatisch. »Ich werde mit einem neuen Zauber alle Herzen mutig wie die Herzen der Löwen machen. Wir werden unbesiegbar sein!«
    Kirugu schwieg wieder. Aber er dachte: Warum kommt Malanga nicht? Wo ist er, der einzige, der das Volk noch retten kann? Wie lange ist es her, daß er von Kampala abgefahren ist? Wenn er nicht bald kommt, wird es keine Rettung mehr für das Volk der Bwambas geben. Dann gehen wir alle zugrunde an der dämonischen Macht Budumbas.
    Robert Sander arbeitete verzweifelt an seinem Floß. Ingeborg Kraemer half ihm nun, stand wie er bis zum Hals im stinkenden, von Algen und Mückenlarven übersäten Sumpfwasser und flocht die aus Schilfhalmen gedrehten Seile um die Floßknüppel, die Robert einzeln im Laufe des Tages aufsammelte und in die Nähe der versteckten Baustelle trug.
    Es war eine mühsame, die letzte Kraft aufsaugende Arbeit. Sie mußte geräuschlos sein, denn jedes

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