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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dummkopf und handelte nach seinem Plan. Mit einem erbeuteten Regierungsjeep schickte er zwei Offiziere im Hauptmannsrang nach Osten. Eine große weiße Fahne wehte über ihnen, als sie nach hundert Kilometern endlich auf Vorposten der Uganda-Armee stießen. Fünf Minuten später waren sie gefangengenommen, man zog ihnen die Stiefel und die Hosen aus, ließ sie in kurzen Unterhosen und Uniformjacken vor dem Jeep herlaufen bis zum Hauptlager. Dort erst konnten die beiden Bwambas erklären, was sie wollten. Das Funkgerät begann zu knistern, in Kampala holte man Oberst McCallen ins Kriegsministerium und zeigte ihm die Meldung von der ›Front‹. Eine halbe Stunde später flogen der General, zwei Oberst und McCallen nach Fort Portal. Die Meldung war zu wichtig, um aus der Ferne behandelt zu werden.
    Bei den Uganda-Truppen hatte unterdessen eine peinliche Untersuchung stattgefunden. Nachdem man erkannt hatte, daß es sich bei den beiden Bwambas weder um Überläufer noch um Gefangene handelte, sondern um Parlamentäre, auf die man in Kampala wartete, suchte man die Stiefel und Hosen der beiden Offiziere wieder. Es stellte sich heraus, daß sie wie weggezaubert waren, daß niemand wußte, wer sie genommen hatte, daß überhaupt niemand eine Ahnung hatte. Um die Unterhändler nicht halbnackt dem General vorführen zu müssen, zog man ihnen Armeehosen an und lieh ihnen auch halbhohe Schnürstiefel.
    So wurden sie McCallen vorgeführt, der im Hauptquartier von Fort Portal mittlerweile eingetroffen war.
    Das Ultimatum Budumbas, das die beiden Bwambas übermittelten, war klar. McCallen ließ die Unterhändler abführen und schob dann die Unterlippe vor.
    »Das ist kein Bluff«, sagte er. »Wir wissen, daß Budumba die Geiseln hat. Wir sollten auf seinen Vorschlag eingehen.«
    »Unmöglich.« Der General zog das dicke Kinn an. McCallen bekam plötzlich glänzende Augen.
    »Es handelt sich um vierhundert Menschen!« sagte er lauter.
    »Es handelt sich darum, daß wir nicht den Forderungen eines Rebellen nachgeben!« Der Uganda-General hieb auf den Tisch. »Ich denke nicht daran! Soll ich mich blamieren?!«
    »Sollen vierhundert Unschuldige sterben?« rief McCallen.
    »Es sind Weiße.« Der General lächelte mokant. »Sie gehen uns eigentlich gar nichts an, Oberst. Das hier ist eine innerafrikanische Angelegenheit. Daß man ausgerechnet unafrikanische Elemente als Druckmittel benutzt, ist ein Witz und zeugt von der Dummheit unserer Gegner.«
    Oberst McCallen wurde rot. Er spürte, wie es an seinem Hals emporkroch, eine schreckliche Wut, die ihn zu zerreißen drohte.
    »Das heißt …«, sagte er mühsam beherrscht, »daß Sie meine Landsleute …«
    »Nicht ich! Die Bwambas!« Der General lehnte sich zurück. »Ich weigere mich nur, mich durch solche Dinge zu irgend etwas zwingen zu lassen.«
    »Wenn Sie nicht zusagen, bedeutet dies das Todesurteil für vierhundert Männer, Frauen und Kinder.«
    »Es gab Kriege, wo die Opfer höher waren, Oberst«, sagte der General verschlossen. »Ein Königreich Bwamba in den Mondbergen wäre für uns drückender als die Schuld, vierhundert Weiße geopfert zu haben.«
    »Sie!« McCallen sprang auf. Vierzig Jahre Kolonialdienst brachen aus ihm heraus. »Mit einem Affen verhandle ich nicht! Ich werde mich an die Regierung selbst wenden!«
    Eine halbe Stunde lang sprach McCallen telefonisch mit Kampala und verschiedenen Ministern. Die Antworten, die er bekam, waren die gleichen wie die des Generals: Uganda ist es wichtiger, Ruhe im Land zu haben, als den Tod von vierhundert Weißen zu verhindern. Die Bwambas müssen geschlagen werden, alles andere ist unwichtig.
    Erschüttert, fast platzend vor Wut, aber ohnmächtig, kam McCallen von seinem Telefongespräch zurück in das Zimmer des Kommandeurs von Fort Portal. Der General und seine Offiziere rauchten und tranken Kaffee.
    »Was sagten die Minister?« fragte der General freundlich. McCallen warf sich auf einen Stuhl. Er schwitzte vor Erregung.
    »Das hier ist Mord!« sagte er heiser. »Mord an vierhundert Europäern. Man wird Sie dafür zur Rechenschaft ziehen.«
    »Uns? Sie verkennen die Lage, Sir. Die Bwambas ermorden sie.«
    »Sie können es verhindern!« schrie McCallen außer sich.
    »Nicht mehr.« Der General zerdrückte seine Zigarette. »Der Fall ist bereits dabei, sich zu lösen …«
    Außerhalb Fort Portals, dort, wo wieder die Savanne beginnt, wurden in diesen Minuten die beiden Parlamentäre Budumbas aus dem Jeep gestoßen. Man hatte

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