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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Wir sind hier ganz allein. Es hat sich gezeigt, daß wir ebenbürtig sind. Trotzdem: Einer von uns ist hier zuviel! Ich will Corinna zur nächsten Missionsstation bringen, damit sie sachgemäß gepflegt wird. Sie wollen sie in die Berge schleppen … Einer von uns muß seinen Kopf durchsetzen.«
    »Ganz logisch.«
    »Das heißt also, daß wir – jeder für sich – darüber nachdenken müssen, wie er den anderen umbringt.« Thorwaldsen kratzte sich mit dem Pfeifenmundstück den Kopf. Er war nicht im geringsten aufgeregt, er sprach über diese Situation des tödlichen Hasses wie über eine Schachaufgabe. »Sie wissen, Doktor: Wenn Sie mich umbringen, wird Corinna Schwierigkeiten machen.«
    »Das gleiche wird sie tun, wenn Sie mich wegschaffen«, sagte Malanga und lächelte schwach. Sein schwarzes Gesicht glänzte in der weißlichen Morgensonne. Es würde wieder ein heißer, drückender Tag. Über der Savanne stiegen die Morgennebel hoch. »Überlassen wir alles dem Zufall. Zunächst aber müssen wir uns tarnen.«
    »Und wenn ich mich weigere?« knirschte Thorwaldsen.
    »Sie werden es nicht.« Die Stimme Malangas war sanft, aber überzeugend. »Sie würden Corinna in eine sehr gefährliche Lage bringen. Wenn wir aus der Luft beschossen werden, fragt keiner, ob eine Frau bei uns ist.«
    Thorwaldsen sah das ein. Mit verkniffenem Gesicht begann er, in der Umgebung Äste zu schlagen und hohes Gras zu bündeln. Malanga wechselte unterdessen den Verband Corinnas.
    Die Wunde sah nicht schön aus. Die Schwellung war zurückgegangen, aber noch immer war die Haut gespannt und gerötet. Er injizierte noch einmal ganz langsam 10 Kubikzentimeter Calcium und strich über die Wundränder eine Penicillinsalbe.
    »Daß mir so etwas passieren mußte«, sagte Corinna und sah Malanga zu, wie er das Bein behandelte. »Wieviel Zeit verlieren wir nun? Sollen wir nicht umkehren?«
    »Umkehren? Wohin?« Malanga wickelte einen neuen Verband um die Wunde. Er sah Corinna dabei nicht an. Ihr schönes Bein zu halten, es beim Verbinden verstohlen zu streicheln, war schon ein großes Glück für ihn, das sich in seinen Augen widerspiegelte. Und diese Augen wollte er Corinna nicht sehen lassen.
    »Zurück zur Farm.« Corinna legte sich zurück und starrte gegen das Sonnensegel. Ihre Stimme wurde leiser und zitterte etwas. »Ich glaube nicht mehr, daß Robert und Gisela noch leben.«
    »Wir werden es sehen.« Malanga legte das verbundene Bein zurück auf die Decke und breitete ein Handtuch darüber. Mückenschwärme umsurrten es, als sei die Penicillinsalbe wie Honig, der die Insekten anlockt. »Sollte es wirklich so sein, werde ich den Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.«
    »Man wird auch uns töten, Malanga.«
    »Das glaube ich nicht.« Er erhob sich und stand groß, schlank und von einer rätselhaften Schönheit gegen die Sonne. Corinna starrte zu ihm auf. Sie empfand ein Gefühl von Geborgenheit. Sie wußte nicht, wieso, aber sie spürte es ganz deutlich. Gleichzeitig aber drängte auch die Frage: Woher nimmt er diese Sicherheit? Was weiß er wirklich?
    »Ich möchte etwas wissen«, sagte sie, während Malanga um sie herum ein Moskitonetz spannte.
    »Bitte, Miß Corinna.«
    »Warum sind Sie so sicher?«
    »Weil man mich braucht. Ich bin Arzt. Sie warten auf mich. Das ist das ganze Geheimnis.« Malanga lächelte zu ihr hinunter. »Ich bringe ihnen die Verlängerung ihres Lebens; ein Wissen, das ich von den Weißen lernte. Das ist zwei weiße Leben wert. Wenn Ihre Geschwister noch leben, werden sie bald mit Ihnen zurück zur Farm fahren können.«
    Thorwaldsen hatte unterdessen genug Äste und Gras geschlagen, um die Tarnung aufzubauen. Malanga begutachtete die Arbeit, während sich Thorwaldsen zunächst in den Landrover setzte, einen Becher Wasser trank und seine Pfeife stopfte. »Wie geht's dem Bein?« fragte er dabei.
    »Einen Tag nach der Operation – gut.« Malanga mischte sich Wasser mit Fruchtsaft und warf eine Tablette hinein, ehe er den Becher trank. Mißtrauisch kniff Thorwaldsen die Brauen zusammen.
    »Was tun Sie sich da ins Wasser?«
    »Pervitin. Ich möchte munter bleiben.«
    »Geben Sie mir auch so'n Teufelszeug.« Thorwaldsen hielt die offene Hand hin. »Gleiches Recht für alle, Doc!«
    Malanga gab ihm eine Tablette, und Thorwaldsen schluckte sie mit Wasser hinunter.
    Dann bauten sie die Tarnung auf. Der Wagen verwandelte sich zu einem breiten Busch, das Zelt schien ein Grashügel zu sein, das Sonnensegel wurde von

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