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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seid jetzt unsere Geiseln.“
    Hardte schloß die Tür. Vor den Fenstern
zog er die Vorhänge zu.
    „Keine Zicken!“ warnte Fensel die
Plockwinds. „Wir sind die Ausbrecher, nach denen hier gesucht wird. Wir haben
nichts zu verlieren, wie ihr sicherlich wißt. Aber mit euch als Geiseln kommen
wir raus aus dem Wald.“
    „Ausbrecher?“ Susanne hatte die Sprache
wiedergefunden. „Mag ja sein, daß Sie ein Ausbrecher sind. Aber davon ist hier
nichts bekannt.“
    „Ach nee?“ höhnte Fensel. „Und der
Streifenwagen mit den beiden Bullen draußen? Und die Postenkette am Waldrand?
Und der Hubschrauber, der dauernd die Gegend absucht? Das alles ist wohl
zufällig, wie?“
    „Aber... aber“, Edu bemühte sich, seine
Stimme zu festigen, „die... die suchen doch nicht nach Ihnen. Es geht doch um
den Tiger!“
    „Was? Um welchen Tiger?“
    „Ein Tiger — ein riesiger Königstiger —
steckt im Wald. Sein Dompteur, ein Geistesgestörter, hat ihn ausgesetzt.“
    Fensel und Hardtke sahen sich an.
    „Wenn du jetzt lachst“, sagte Fensel, „haue
ich dir in die Schnauze.“
    „Ich lache nicht“, meinte Hardtke. „Ich
würde viel lieber weinen. Du bist wirklich der letzte Idiot. Jetzt haben wir
also zwei Geisel, obwohl wir gar keine brauchen. Was nun?“
    „Geisel kann man immer gebrauchen“, beharrte
Fensel. „Wir sind hier. Jetzt machen wir’s uns erstmal gemütlich.“

9. Zwischen zwei Bäumen
     
    Tarzan war weit gelaufen. Seine Sinne
waren gespannt. Er horchte auf jedes ungewöhnliche Geräusch. Ständig suchten
seine Blicke den Wald ab. Aber nichts deutete darauf hin, daß der Tiger sich in
der Nähe befand.
    Habe ich eigentlich Schiß? überlegte
er. Daß ich mich unbehaglich fühle, ist ja schließlich normal. Wem ginge das
nicht so? Wenn Napur auftaucht, kann ich nur hoffen, daß der nächste
Kletterbaum nahe ist. Himmel, wo stecken die Mädchen? Kann doch nicht angehen,
daß die wie blind in die falsche Richtung rennen. Und Oskar und Man Eater?
Wieso haben die nicht gemerkt, daß die Frauchen den falschen Weg wählten?
Natürlich, weil sie auf Wildfährten schnüffelten und das viel interessanter war
— interessanter als die Spuren von Frau Weimar, Frau Renke und neun anderen
Mädchen. Oskar und Man Eater, die Fährtenhunde! Daß ich nicht lache!
    Mehrmals drehte er sich um.
    Kam Gabys Vater ihm nach?
    Sicherlich! Aber er war noch nicht zu
sehen.
    Plötzlich traten die Bäume zurück. Eine
idyllische Waldwiese breitete sich aus.
    Erstaunt sah er ein gutes Dutzend
Zelte.
    Fünf Mädchen standen dort. Im nächsten
Moment sauste Oskar mit Freudengeheul auf ihn los.
    Gott sei Dank! Tarzan tätschelte seinen
vierbeinigen Freund, der immer wieder an ihm hochsprang.
    Gaby, Inge und Kathie standen mit zwei
etwa 16jährigen fremden Mädchen zusammen.
    Erstaunen malte sich auf Gabys Gesicht.
    „Tarzan, wie kommst du denn hierher?“
    Seit gestern vormittag in der Schule
hatten sie sich nicht mehr gesehen.
    Ihm schien es, als sei inzwischen eine
Ewigkeit vergangen.
    „Frag lieber“, lachte er, „wie ich euch
gefunden habe. Tag, allerseits. Und um gleich zur Sache zu kommen“, er wurde
ernst: „Ihr seid in höchster Gefahr. Hier im Wald streift ein Tiger rum. Ein
richtiger Königstiger. Sein Dompteur — ein Trinker, der nicht mehr alle Tassen
im Schrank hat — hat ihn letzte Nacht bei den Singenden Felsen freigelassen.
Alle Zufahrtswege zum Wald sind inzwischen von der Polizei abgesperrt. Polizei
versucht, jeden, der hier rumkraucht, rauszuholen. Aber das Gebiet ist zu groß.
Habt ihr den Hubschrauber bemerkt? Auch der sucht nach euch. Dein Vater und
ich, Gaby, wir sind euch gefolgt. Die andern haben wir vorhin gefunden. Die
sitzen bereits im Hubschrauber. Aber ihr drei Unglücksvögel habt euch
verlaufen. Ihr seid in den falschen Weg eingebogen.“
    „Also doch!“ Gaby war schreckensbleich.
    Offenbar hatte es wegen des Weges
bereits Zweifel gegeben.
    „Ein Tiger, sagst du?“ Kathie konnte es
nicht fassen.
    „Hoffentlich kein Man Eater“, lachte
Tarzan.
    Davon fühlte Inges Rehpinscher sich
angesprochen. Spielerisch sprang er Tarzan an. Winzige Pfoten stießen ihm gegen
die Beine. Er lachte und streichelte das winzige Hündchen.
    „Ist das euer Zeltlager?“ fragte Tarzan
die fremden Mädchen.
    Sie hießen Lore und Petra, waren
Pfadfinderinnen und campierten hier mit einer großen Gruppe seit gestern
mittag.
    „Und wo sind die andern?“ Tarzan
stöhnte. „Geht die Sucherei also von vorn los.

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