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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Rehpinscher.
Die konnte er erreichen.
    In mächtigen Sprüngen jagte er heran.
    Erst zweieinhalb Meter trennten Tarzan
vom Boden.
    Er erkannte die Gefahr und hörte die
angstvollen Rufe der Mädchen. Mit aller Kraft zwängte er sich zwischen den
Baumstämmen aufwärts.
    Ein spitzes Holzstück bohrte sich
zwischen die Schulterblätter. Er wimmerte vor Schmerz, biß sofort die Zähne
zusammen, atmete keuchend und wand sich höher und höher.
    Drei Meter...
    Weite Sätze brachten den Tiger heran.
    Dreieinhalb Meter...
    Und weiter! Und weiter! Und...
    Napur sprang.
    Neben Tarzans Füßen schlugen
dolchartige Krallen in den Stamm.
    Der Baum erzitterte. Beinahe hätte
Tarzan mit den Füßen den Halt verloren.
    Der Tiger fiel auf den Boden zurück.
    Bevor er abermals sprang, hatte Tarzan
sich einen Meter weiter gearbeitet. Die Angst wirkte wie ein Raketentriebsatz.
    Man Eater winselte.
    Napurs zweiter Sprung war gegen den
anderen Stamm gerichtet.
    Diesmal verfehlte er Tarzans Hosenboden
um eine Prankenlänge.
    Reichte die Höhe?
    Hoffentlich steigerte er sich nicht bei
seinen Sprüngen. Tarzan verbiß sich die Schmerzen und zwang den zerschundenen
Rücken ein weiteres Stück hinauf.
    Dann mußte er mit einer Hand hinter
seinen Kopf greifen und sich am Stamm festklammern.
    Unter jedem Anprall des Tigers schwankten
die Stämme wie Halme im Wind.
    Er kämpfte, um nicht herauszurutschen.
Mit dem freien Arm umschlang er den kleinen Hund, preßte ihn an sich. Seine
Hand war schweißig und drohte abzugleiten an Man Eaters seidigem Fell.
    Wie eine zusammengedrückte Stahlfeder
war Tarzans Körper gespannt. Lange, das spürte er, würde er das nicht
aushalten. Doch wenn seine Muskeln versagten, war sein Schicksal besiegelt.
    Wütend sprang der Tiger immer wieder an
den Stämmen hoch.
    „Hau ab, Mistvieh!“ schrie Tarzan ihn
an. „Ich schmecke überhaupt nicht. Ich bin austrainiert und zäh wie ein alter
Geier. Ich habe viel zu viele Kilometer drauf. Mit Speckstreifen müßtest du
mich spicken, damit ich genießbar werde. Ich bin kein Spanferkel! Hau ab,
blöder Kater! Sieht so dein Dank aus für die Futterspende?“
    Man Eater hatte seine Schnauze befreit
und jaulte in höchsten Tönen.
    Gleich bricht mir der Rücken ab, dachte
Tarzan. Aber es war alles richtig — auch wenn’s mich jetzt erwischt. Gaby ist
in Sicherheit. Nur das zählt. Dafür lohnt sich alles. Aber ich will nicht
runterstürzen. Ich stürze nicht ab. Hah! Stundenlang kann ich’s aushalten, noch
länger! Ist doch herrlich hier oben. Und wozu bin ich so sportlich! Gesunde
Waldluft erfrischt. Ich bin ein Zweig der beiden Stämme. Ich kann gar nicht
runterfallen!
    Napur sprang ein letztes Mal. Dann
verharrte er hingekauert — mit bedrohlich gefletschten Zähnen.
    Tarzan nahm die Hand vom Stamm, zog
sein Taschenmesser hervor und warf es dem Tiger auf den Kopf. Zusammengeklappt.
    Es traf ihn zwischen den glitzernden
Augen. Verblüfft fuhr er hoch. Anmutig wischte er sich mit der Tatze über das
Gesicht. Dann beschnüffelte er das Messer.
    In diesem Moment hörte Tarzan den
Hubschrauber.
    Donnernd näherte er sich im Tiefflug.

    Die Mädchen begannen zu rufen und wie
wild zu winken. Beinahe hätten sie ihre T-Shirts ausgezogen, um damit zu
signalisieren. Nur der hitzebedingte Verzicht auf Unterwäsche hinderte sie
daran.
    Offensichtlich hatte der Pilot das
Zeltlager entdeckt. Er hielt darauf zu.
    Napur schien von Panik befallen.
Verstört sprang er hin und her, dann jagte er in langen Sprüngen in den Wald
hinein.
    Tarzan sah ihm nach, bis das gelbbraune
Fell im Grün des Unterholzes verschwand.
    „Man Eater“, sagte er zu dem
Rehpinscher, „dein großer Namensvetter ist getürmt. So schnell kommt der nicht
wieder.“
    Langsam rutschte er hinunter.
    Jetzt, da die Gefahr vorbei war, schien
der brennende Schmerz auf dem Rücken unerträglich zu sein. Tarzan konnte nicht
mehr rutschen. Aus drei Meter Höhe sprang er hinab. Er landete auf weichem
Boden, ließ den Hund los, behielt aber die Leine in der Hand und ging dem
landenden Hubschrauber entgegen.
    Eilig kletterten die Mädchen von den
Bäumen.
    Kaum hatte der Hubschrauber aufgesetzt,
sprang Glockner heraus. Gaby stürmte ihm in die Arme.
    Kathie, Lore und Petra führten einen so
albernen Freudentanz auf — wie man ihn vernünftigen Mädchen nicht zugetraut
hätte. Alle waren aus dem Häuschen.
    Inge kam Tarzan entgegen. Sie hatte
feuchte Augen, als sie ihm die Leine aus der Hand nahm.
    „Man Eater“, sagte

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