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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wir...“
    „Wir sind mit Rädern hier“, unterbrach
ihn Lore. „Die andern sind heute morgen nach Heißenberg gefahren. Zu der
bekannten Barock-Kirche.“
    Heißenberg lag südlich des Großen
Waldes. Die Kirche war eine bekannte Ausflugsstätte.
    „Dann besteht keine Gefahr für die Mädchen“,
stellte Tarzan fest. „Mit den Rädern sind sie schnell — und längst in
Heißenberg angekommen. Zurück können sie nicht mehr. Gut! Eine Sorge weniger!“
    Kathie blickte zu Boden. Der Schreck
verschleierte ihre grünen Augen.
    „O Gott! Dann war ich also heute nacht
Zeuge, wie der Tiger freigelassen wurde!“
    „Wie bitte?“ fragte Tarzan.
    Kathie erzählte ihr nächtliches
Erlebnis zum zweiten Mal, wie sie schlafwandelnd bis zu den Singenden Felsen
gelaufen war und dort den Mann mit Auto und Anhänger bemerkt hatte.
    „Aber von einem Tiger habe ich nichts
gesehen.“
    „Der ist wahrscheinlich sofort ab in
die Büsche.“
    Kathie erschauerte. „Himmel, er hätte
uns alle fressen können.“
    „Vielleicht haben Oskar und Man Eater
seinetwegen angeschlagen“, meinte Inge und blickte aus dunklen Kulleraugen
erschreckt um sich.
    So, dachte Tarzan. Jetzt werde ich mal
dafür sorgen, daß die Mädchen in Sicherheit kommen.
    Trotz drohender Gefahr — die ganze Zeit
hatte Gaby ihn mit leuchtenden Augen angesehen. Sie brauchte nur zwei und zwei
zusammenzuzählen, um zu wissen, was sich abgespielt hatte. Also hatte nicht nur
ihr Vater nach ihr — und der Mädchengruppe — gesucht. Tarzan hatte sich ihm
angeschlossen, vielmehr — wie sie ahnte — sich nicht abschütteln lassen. Daß
ihn nicht nur Hilfsbereitschaft und Abenteuerlust dazu bewegten, konnte sie
sich denken.
    Am liebsten wäre sie ihm um den Hals
gefallen. Aber das getraute sie sich dann doch nicht — vor vier Mädchen und
zwei verspielten Hunden.
    „Ich bringe euch jetzt zum
Hubschrauber.“ Tarzan übernahm die Führung, wie gewöhnlich.
    Die Hunde wurden angeleint.
    Lore und Petra holten noch rasch ihre
Taschen aus einem der Zelte. Alles andere blieb zurück.
    „Es sind drei, vielleicht sogar vier
Kilometer bis zum Hubschrauber“, erklärte Tarzan. „Wir...“
    Er verstummte.
    In der Ferne, aber leider nicht sehr
fern, brüllte der Tiger.
    Schaurig war es anzuhören. Mensch und
Tier fröstelten. Ganz offensichtlich war Napur voller Wut.
    „Das... das war er, ja?“ Inge zitterte.
    Tarzan nickte. Er sagte nicht, was er
dachte. Nämlich, daß Kommissar Glockner auf den Tiger gestoßen war.
    Er lauschte. Fiel ein Schuß? Nein,
nichts!
    Auch das Gebrüll war verstummt.
    „In die Richtung müssen wir zurück“,
sagte er. „Hm. Will nicht hoffen, daß das Vieh uns den Weg abschneidet.“
    Das hätte er nicht sagen dürfen.
Bleiche Gesichter und entsetzte Mädchenaugen ließen ihn seine Offenheit
bereuen.
    „Keine Sorge!“ beruhigte er sie
schnell. „Der Hubschrauber holt uns raus. Ihr braucht nichts zu befürchten.“
    Während er überlegte, wie jetzt am
klügsten zu handeln sei, sprang Oskar einem Eichhörnchen nach.
    Weit kam er freilich nicht. Die —
immerhin sechs Meter lange — Leine hielt ihn zurück.
    Das Eichhörnchen sauste einen
Fichtenstamm hoch.
    Oskar, den das ärgerte, bellte
lauthals. Was soviel hieß wie: Komm doch her, wenn du Mut hast!
    „Ruhig, Oskar!“ gebot Tarzan. „Tiger
haben scharfe Ohren. Mußt ihn ja nicht unbedingt anlocken.“
    Der schlappohrige Cocker Spaniel wurde
friedlich. Man Eater kratzte sich mit dem Hinterlauf am Kopf.
    In diesem Moment hörten sie die ferne
Stimme.
    „Mein Papi...“, rief Gaby aufgeregt.
    „Pst!“ Tarzan hob die Hand.
    Er verstand nicht alles. Der Wald fing
die Worte auf, schluckte sie, trug nur wenige weiter.
    Immerhin: „...Tiger kommt auf euch zu...“
    Das glaubte er verstanden zu haben.
    „Dein Vater warnt uns, Gaby. Der Tiger
kommt auf uns zu. Wahrscheinlich hat er Oskars Gebell gehört. Los, auf die
Bäume! Aber schnell!“
    Wer was in der Hand hielt, ließ es
fallen.
    Petra schluchzte vor Angst.
    Drei Buchen am Südrand der Waldwiese
boten sich als Kletterbäume an.
    Tarzan half den Mädchen, schob sie
hinauf, stützte, wo es nötig war, und feuerte sie an, höher zu klettern.
    Gaby und Kathie saßen auf einem Baum.
Tarzan reichte Oskar hinauf. Er strampelte, aber sein Frauchen schnauzte ihn
an. Erschrocken hielt er still.
    Gaby preßte ihn an sich, schnürte ihm
mit der Leine an sich fest. Sie und Kathie waren in fünf Meter Höhe, wo sie
sich in eine Astgabel

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